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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Herrschaften waren weit aufgerissen. Der Jeep war verschwunden.
    |236| »Hast du gesehen, wohin sie gefahren sind?«
    »Nein. Ich habe zugeschaut, wie du für das rollende Altersheim bremst. Aber ich habe das Nummernschild.«
    »Das möchte ich verdammt noch mal hoffen.«
    Sie hielt am Tor. Wir konnten nur nach rechts oder links.
    Keine Spur vom Jeep.
    »Scheiße«, sagte sie.
    »Nicht vor den Kindern«, sagte ich.
    Der alte Mann hinter uns hupte. Jeanette verspannte sich für einen Augenblick. Dann lachte sie, ein lautes Bellen, und schüttelte
     den Kopf. »Jetzt hat der Alte es eilig. Was sollen wir tun?«
    »Wir können nichts tun. Außerdem habe ich, was ich wollte: ein Gesicht und eine Nummer. Kehren wir um.«
    Der Opa hupte erneut, scharf und gereizt. Jeanette fuhr los und zog eine scharfe Kurve zurück auf den Parkplatz.
    »Nichts ist besser als ein bisschen Adrenalin, um den Nachmittag zu beleben«, sagte Jeanette. »Hast du das Gesicht erkannt?«
    »Nein, aber jetzt kenne ich ihn. Ich frage mich nur, warum sie gestern nicht hier waren?«
    »Wahrscheinlich wussten sie nicht, wo ihr steckt.«
    »Oder sie haben gewartet, ob Emma durchkommt.«
    »Du musst es B. J. und Barry erzählen.«
    »Mache ich.«
    Jeanette parkte. Ich zog den Umschlag von einem von Maggie T.s Briefen hervor. »In diesem Umschlag ist eine Patronenhülse.
     Kennst du jemand, der sie sich ansehen kann? Auf alles. Fingerabdrücke, die Art des Gewehrs …«
    »Vielleicht. Gib mir auch die Nummer des Jeeps.« Sie zog einen Stift aus ihrer Jacketttasche. Ich wiederholte die Nummer,
     und Jeanette schrieb sie auf den Umschlag. Dann stiegen wir aus. Ich sah mich gründlich um. Nichts. Jeanette ging zum Kofferraum.
     Sie öffnete ihn, wühlte darin herum und drehte sich dann mit einer weiß-blauen Plastikeinkaufstüte zu mir um.
    |237| »Extramagazin, hundert Schuss, Schulterholster. Ich vermute, dein Handy hast du nicht gefunden?«
    »Nein.«
    »Es ist ein neues in der Tüte. Ich will wissen, was läuft. Prepaid mit vierhundert Rand Sprechzeit. Und Geld. Zehntausend
     in Hundert-Rand-Scheinen. Das ist ein Haufen Kohle, Lemmer. Ich will Quittungen.«
    »Ich werde tun, was ich kann.«
    Sie reichte mir die Tüte.
    »Danke, Jeanette.«
    »Nichts, wofür du dich bedanken müsstest. Jetzt hör zu! Schnapp dir diese Schweine, egal, was es kostet. Aber leg dich nicht
     mit der Polizei an. Wenn sie dich mit der Glock erwischen, bist du zurück im Knast.«
    »Ja, Mama.«
    »Lemmer, ich meine es ernst.«
    »Ich weiß.«
    »Okay«, sagte sie und wandte sich ab.
    »Jeanette …«
    Sie stoppte irritiert und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Was?«
    »Wenn sie so reich ist – warum hat sie sich dann für die billigste Option entschieden?«
    »Wer? Emma?«
    »Ja.«
    »Du glaubst, du wärst die billigste Option?«
    »Ich weiß, dass ich das bin.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt gar nichts. Sie ist zu mir gekommen und hat gesagt, sie wolle den Besten. Geld spiele keine
     Rolle.«
    Ich wartete auf ihr Lachen, um anzuzeigen, dass sie scherzte, aber es kam nicht.
    Sie bemerkte meine Verwirrung. »Ich meine es ernst, Lemmer.«
    »Und du hast
mir
den Auftrag gegeben?«
    »Ich habe dir den Auftrag gegeben.«
    |238| »Du verarschst mich.«
    »In dieser Hitze?«
    Jeanette blieb noch einen Augenblick stehen, dann öffnete sie die Tür. »Wiedersehen, Lemmer, schönes neues Jahr.«
    »Kein Küsschen und keine Umarmung?«
    »Schnauze, Lemmer«, sagte sie und stieg in den Mercedes, aber sie konnte ihr Lächeln nicht verbergen. Dann fuhr sie davon,
     ohne einmal zurückzuschauen.
     
    Ich ging zum Empfang des Krankenhauses und fragte dort, wie die Telefonnummer lautete. Ich tippte sie in mein neues Handy.
     Dann ging ich zur Intensivstation, wo Barry Minnaar bereits gegenüber von zwei Polizisten Position bezogen hatte. »Schon einsam?«,
     fragte er, als ich näher kam.
    Ich nickte in Richtung der Gesetzeshüter. »Hatte die SAPS irgendwas zu sagen?«
    »Eine Menge. Sie haben ihren Chef angerufen.«
    »Phatudi?«
    »Genau den.«
    »Der Inspector wird sich aufblasen, aber nichts unternehmen.«
    Barry zog ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Hemdtasche. »Eine Kopie von unserem Vertrag mit Emma le Roux. Phatudi kann
     sich aufblasen, wie er will.«
    »Wir haben ein paar Freunde auf dem Parkplatz getroffen. Schwarzer Jeep Grand Cherokee, TWS 519 GP. Fahrer weiß, kurzes dunkelbraunes
     Haar, Mitte dreißig. Der Beifahrer hat sein Gesicht verborgen.«
    »Hast

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