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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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bestimmt es lediglich!« Miriam stöhnte und Andreas hob die Hände, da Niklas nun wieder auf ihn zielte. Robert riss sein Gewehr mit einem lauten Schrei hoch und drückte ab. Es klickte. Fassungslos starrte er die Waffe an. Niklas hatte für ihn nur Hohngelächter über. Er sah ihn nicht einmal an. »Ich hab dein verdammtes Gewehr schon vor der Abfahrt unschädlich gemacht, du dummer Säufer. Nicht einmal das hast du bemerkt.«
    Andreas stand wankend da und fixierte Niklas. Was war nur mit ihm los? Er musste unbedingt bei Bewusstsein bleiben. Noch trug er die alte Signalpistole bei sich, nur wusste er nicht, wie er sie ergreifen sollte, ohne dass Niklas ihm mit einem Schuss zuvorkam. Neben ihm stürzte Robert nun endgültig zu Boden und blieb regungslos liegen. Ein kalter Wind kam auf und der feine Schneestaub am Boden wirbelte empor und nahm wie damals vor 16 Jahren bizarre Formen an. »Niklas, warum?«, keuchte Andreas. Er hatte bereits Mühe zu verhindern, dass ihm das rechte Bein vor Schwäche wegknickte.
    »Ausgerechnet du fragst mich das, du scheinheiliger Wichser?«, geiferte Niklas und stützte sich nun selbst auf den Stab, als sei ihm schwindelig. »Du, der dir in deinem verdammten Leben immer alles in den Schoß gefallen ist?« Ruckhaft hob er den Stab wieder an. »Wollt ihr wissen, was 1978 geschehen ist? Ich sage es euch, damit ihr nicht dumm sterbt: Wir waren uns damals nicht einig. Es muss nämlich ein einig Wille sein, der die Kraft des Stabes lenkt.« Er lachte dreckig. »Das ist der Grund, warum der Riss hier im Perchtenkerker entstanden ist, denn einer von uns war gar nicht willens, ihn neuerlich zu versiegeln. Ratet einmal wer?«
    »Du!«, stöhnte Miriam. Sie richtete sich mit blutdurchtränkter Jacke auf und sah Niklas zornig an. »Ich habe es schon die ganze Zeit über geahnt. Du hast unsere Clique bereits verraten, als du noch Jonas warst!«
    »Bravo, Miriam«, höhnte Niklas mit seltsam schwerer Zunge. »Aber das war einfach. Ihr alle wart eben auch schon in den Siebzigern Arschlöcher. Ihr habt den guten Jonas ebenso ausgenutzt, wie ihr mich ausgenutzt habt. Ich habe …« Er klammerte sich verbittert an den Stab, schüttelte sich und setzte von vorn an. »Ich habe sein Tagebuch gefunden. Mein altes Leben hat sich von meinem jetzigen nicht groß unterschieden. Nur kommt eure Erkenntnis leider zu spät. Ich werde jetzt beenden, was ich damals angefangen habe.«
    »Oh nein, Niklas, die Erkenntnis kommt nicht zu spät«, ächzte Miriam, während Andreas nun vor Schwäche zu Boden sank. Gott, er konnte kaum noch seine Augen offen halten. »Hast du die Geister vergessen? Wir waren uns stets sicher, dass sie auf unserer Seite stünden. Nur du meintest, dass sie uns feindlich gesonnen seien. Ich habe 16 lange Jahre Zeit gehabt, mir darüber Gedanken zu machen.« Miriam verzog trotz der Schmerzen spöttisch ihr Gesicht. Nur am Rande bekam Andreas mit, wie Niklas die Pistole entglitt. Er schien es nicht einmal zu bemerken. Auch er ging nun vor Schwäche in die Knie. »Die Bücher, damals in deinem Zimmer, die dich als Verräter gebrandmarkt haben. Das merkwürdige Erscheinen des Kissens deiner Mutter. Und dann der Hund, den die Kinder damals in der Raunacht gegen dich aufgehetzt haben. Die Geister haben uns vor dir gewarnt und sie haben versucht, dich aufzuhalten. Mein Verdacht ist jetzt zur Gewissheit geworden. Und das, du widerlicher fetter Kretin«, Miriam lachte böse und sank geschwächt zurück auf den Boden, »das ist der Grund, warum ich euch allen vorhin K.O .-Tropfen verabreicht habe. Du wirst nicht mehr in der Lage sein, deinen teuflischen Pakt einzugehen.«
    Niklas riss die müden Augen entsetzt auf, keuchte hasserfüllt und hob den Pistolenarm, um Miriam endgültig zu erschießen. Erst jetzt begriff er, dass die Hand leer war. Mehr konnte Andreas nicht mehr erkennen, denn bunte Schlieren trübten seinen Blick. Im verzweifelten Bemühen wach zu bleiben, rang er mehrmals tief nach Luft. Jetzt wusste er, warum er zu Boden gegangen war.
    Die verdammte Spritze. Er musste sich die Spritze setzen. Mit letzter Kraft packte Andreas sie, rammte sich die Kanüle in den Oberschenkel und drückte sich mit dem Kolben das Adrenalin in den Körper. Das Blut rauschte durch seine Adern und sein Herz hämmerte kurz darauf in wildem Stakkato. Endlich klarte sich sein Blick wieder. Niklas lag jetzt über seinen Beinen, ganz so, als habe er noch versucht, ihm die Spritze zu entreißen. Er entwand ihm den

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