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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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gerissener
Marabut
, ein heiliger Mann, der von den Sklavenhändlern von Salé verehrt wurde. Dieser Mann besaß großes politisches Geschick und eine persönliche Ausstrahlung, die ihm die fanatische Ergebenheit seiner Anhänger sicherte. Besonderes Ansehen genoss er wegen seines Hasses auf die Christen, und er brüstete sich damit, für den Tod von mehr als 7600 Ungläubigen verantwortlich zu sein.
    In Salé angekommen, legte Harrison seine Tarnung ab und versuchte, Kontakt mit dem regierenden Diwan aufzunehmen. Zu seiner Überraschung nahm man ihn sehr freundlich auf. Sidi Mohammed lud ihn in seine Residenz ein und erwies sich als aufmerksamer Gastgeber, der Harrison »sehr freundlich unterhielt«. Trotz seines religiösen Fanatismus war Sidi Mohammed ein Pragmatiker. Er war bereit, seine englischen Gefangenen freizulassen, wenn er davon profitierte, und er begriff, dass er durchaus Nutzen aus Harrisons Mission ziehen konnte.
    In der ersten Woche seines Aufenthalts in Salé traf sich der Abgesandte der englischen Krone mehrere Male mit Sidi Mohammed. Nachdem sie einige Tage lang Höflichkeiten ausgetauscht hatten, kam der Marabut auf Harrisons Mission zu sprechen und versprach, »alle gefangenen Untertanen seiner Majestät freizulassen«, einschließlich jener, die »von einem zum anderen weiterverkauft« worden waren. Aber er verlangte einen hohen Preis: Er erwartete von den Engländern Unterstützung im Kampf gegen die verhassten Spanier und forderte schwere Waffen als Geschenk, darunter »14 Kanonen aus Messing und reichlich Pulver und Geschosse«. Zudem fragte er, ob einige seiner Kanonen, die »zerbrochen und untauglich« waren, zur Reparatur nach England gebracht werden könnten.
    Seinem Instinkt gehorchend, wollte Harrison sofort einen Handel schließen und die Sklaven befreien. Aber er wusste, dass eine Vereinbarung mit Sidi Mohammed gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung anSpanien sein würde, und diese Zusage konnte er ohne das Plazet des Königs nicht geben. So blieb ihm keine andere Wahl, als nach London zurückzukehren und der Regierung das Angebot des Marabut zu überbringen. Nach eingehender Beratung gelangten der König und sein Kronrat zu dem Schluss, dass die englischen Sklaven unbedingt befreit werden mussten. Doch man wollte versuchen, die marokkanischen Korsaren hinzuhalten. Also verstand man die Zahl der geforderten Geschütze absichtlich falsch und schickte vier statt vierzehn Kanonen. Auch lieferten die Engländer weniger Pulver und Geschosse als vereinbart. Harrison wurde angewiesen, die Korsaren in dem Glauben zu bestärken, England sei zu einem Angriff auf Spanien bereit, ohne jedoch feste Zusagen zu machen.
    Einigermaßen besorgt landete Harrison im März 1627 erneut in Salé, wo man ihm einen fürstlichen Empfang bereitete. Mit pompösem Gehabe übergab er seinen Gastgebern die vier Kanonen und stellte zu seiner Überraschung fest, dass Sidi Mohammed keineswegs unzufrieden wirkte. Harrison erzählte den Korsaren, dass König Karl I. die Spanier unbedingt angreifen wolle und bald mit den Kriegsvorbereitungen beginnen werde. Sidi Mohammed war so erfreut, dass er schwor, die englischen Sklaven unverzüglich auf freien Fuß zu setzen.
    Harrisons Begeisterung wich rasch der Ernüchterung, als er die Sklaven zu Gesicht bekam. Er hatte mit mindestens 2000 Gefangenen gerechnet und dachte schon seit einiger Zeit darüber nach, wie er es anstellen sollte, sie alle nach England zurückzubringen. Doch nun musste er feststellen, dass lediglich 190 Engländer aus ihren unterirdischen Kerkern entlassen worden waren. Harrison beschuldigte Sidi Mohammed, ein falsches Spiel zu treiben, aber wie sich herausstellte, befand sich die Mehrzahl der Gefangenen tatsächlich nicht mehr in Salé. Zahlreiche Engländer waren nach Algier verschifft worden, das der wichtigste Umschlaghafen für europäische Sklaven war. Einen Teil der Gefangenen hatte der Sultan gekauft. Viele andere waren an wohlhabende Händler im ganzen Land verschachert worden. Aber die meisten Sklaven waren »an der Pest gestorben«, die Marokko in den Jahren 1626 und 1627 heimgesucht hatte. So konnte Harrison nur knapp 200 Menschen mit nach Hause nehmen.
    Die zerlumpten Überlebenden boten ein Bild des Elends. Nach monatelanger Gefangenschaft in unterirdischen Zellen waren sie blass, unterernährtund von der Ruhr geschwächt. Einer der wenigen Berichte aus jener Zeit, die der Nachwelt erhalten geblieben sind, stammt von Robert Adams. Er

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