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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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guten Willens 17 persönliche Sklaven frei. Rainsborough bereitete sich darauf vor, die Feindseligkeiten zu eröffnen, und ließ die Kanonen seiner Schiffe auf die Kasbah richten, die hoch oben auf dem Felsen thronte. Der folgende Beschuss richtete ein Blutbad an. »Wir schossen auf die Burg«, schrieb John Dunton, »und in die Festung hinein und darüber hinweg und durch sie hindurch und in die Stadt und durch die Stadt hindurch und darüber hinweg und mitten hinein zwischen die Mauren, und wir töteten eine große Zahl von ihnen.«
    Als sich der Pulverdampf lichtete, ging Rainsborough mit einer Gruppe von Männern an Land und ließ sie Schützengräben ausheben. Nun konnten die schweren Geschütze an Land gebracht werden, um die Schiffe der Rebellen unter Beschuss zu nehmen. »Unsere Männer versenkten vieleihrer Schiffe«, schrieb Dunton, »und schossen durch viele ihrer Häuser und töteten eine große Zahl von Männern.« Wenn man den englischen Berichten über die Schlacht Glauben schenken kann, waren die Rebellen von der Zielgenauigkeit der Kanonen überwältigt. Rainsborough berichtete: »Indem wir ihre Schiffe versenkten und in Brand setzten, versetzten wir sie derart in Schrecken, dass sie vollkommen von Sinnen waren.« Der englische Kommandant war in seinem Element. Er genoss das Blutbad, und als zwei feindliche Karavellen das Feuer auf seine Flotte eröffneten, zeigte er kein Erbarmen. »Wir nahmen sie unter Beschuss … und beschossen sie mit Feuertöpfen [= primitive Brandsätze], und wir verbrannten drei ihrer Männer und töteten auf Anhieb fünfzehn Mann.«
    Während Rainsborough im Hafen die Rebellenschiffe versenkte, griff Sidi Mohammed die Kasbah an. »Er belagerte sie mit 20 000 Männern zu Pferd und zu Fuß«, schrieb Rainsborough, »und verbrannte ihr ganzes Korn.« Die Eroberung der Festung erwies sich als unerwartet schwierig, aber nach drei Wochen intensiven Beschusses waren die aufständischen Hornacheros zermürbt. Kampfesmüde und ausgehungert, hatten sie keine andere Wahl, als zu kapitulieren.
    Ihre erste Geste bestand darin, die englischen Sklaven freizulassen. John Dunton stellte eine Liste zusammen, in der er die Namen und Herkunftsorte dieser Männer und Frauen festhielt. Aus diesen Daten geht hervor, dass die Korsaren von Salé bei ihren Raubzügen keinen Winkel des englischen Königreichs verschont hatten. Die Mehrheit der Sklaven war aus den südenglischen Grafschaften des West Country verschleppt worden – allein aus Plymouth kamen 37 –, doch es gab auch Gefangene aus London, Hull, Jersey und Cardiff.
    Mitte August kam William Rainsborough zu dem Schluss, er habe alles getan, was in seiner Macht stand. Die aufständischen Hornacheros waren niedergerungen, ihre Flotte war vernichtet. Sidi Mohammeds Ansehen war wiederhergestellt, und Rainsborough war davon überzeugt, dass der Marabut in Zukunft mit gelegentlichen Waffen- und Munitionslieferungen davon abgehalten werden könne, englische Ortschaften und Schiffe anzugreifen. Nachdem ihm Sidi Mohammed feierlich versprochen hatte, England nicht mehr anzugreifen, stach Rainsboroughs Flotte im Herbst 1637 in See. An Bord der heimkehrenden Schiffe befanden sich 230 überlebende Sklaven.
    Bei der Ankunft in der Heimat wurde der erfolgreichen Expedition ein herzlicher Empfang bereitet. Es herrschte die allgemeine Überzeugung, die Bedrohung durch Salé sei nun gebannt und im West Country werde endlich wieder Ruhe einkehren. Einen weiteren Grund zur Freude hatten die Engländer, als König Karl I. einen Vertrag mit dem Sultan von Marokko unterzeichnete. In der vierten Klausel dieses Abkommens war festgehalten, dass »der König von Marokko all seine Untertanen davon abhalten wird, irgendwelche Untertanen des Königs von Großbritannien als Sklaven oder Leibeigene gefangen zu nehmen, zu kaufen oder entgegenzunehmen«.
    Während ganz England das Leid der weißen Sklaven nachempfinden konnte, kam niemandem in den Sinn, ähnliches Mitgefühl mit den schwarzen Sklaven zu empfinden, die in Afrika brutal verschleppt und von Guinea aus verschifft wurden. Zwar spielte England im europäischen Sklavenhandel keine herausragende Rolle – diese zweifelhafte Ehre hatte Portugal –, doch in die jungen englischen Kolonien in der Karibik und Nordamerika wurde eine wachsende Zahl von Schwarzafrikanern verschifft. Diese Gefangenen hatten bei der Atlantiküberquerung unbeschreibliches Leid zu erdulden. Sie wurden unter unerträglichen Bedingungen in

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