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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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27 Frauen sind«, schwor er, den Sklavenhändlern ein für allemal das Handwerk zu legen. Die Diplomatie war gescheitert. Nun gab es nur noch eine Lösung: den Krieg.

    Im harten Winter des Jahres 1637 erhielt ein raubeiniger Kapitän namens William Rainsborough den Befehl, eine Flotte von sechs Kriegsschiffenauszurüsten und das Korsarennest Salé anzugreifen. Die marokkanische Stadt sollte in Schutt und Asche gelegt werden. Captain Rainsborough erhielt freie Hand, nach seinem Gutdünken Gewalt anzuwenden, sofern dies »der Ehre seiner Majestät, dem Schutz seines Hoheitsgebiets und dem Wohl seiner Untertanen« diene. Außerdem sollte die Flotte auf See nach Korsarenschiffen Ausschau halten. »Wenn Ihr auf See irgendwelchen Piraten oder Seeräubern begegnet«, erklärte der König, »sollt Ihr Euer Bestes tun, um ihrer habhaft zu werden und sie zu versenken.«
    Rainsborough hatte ein kriegerisches Naturell, was ihn zum richtigen Mann für diese Mission machte. Er freute sich auf die Aussicht, die Korsaren zu vernichten, und sammelte seine Flotte in Tilbury an der Themsemündung. Im Februar 1637 stachen die Schiffe in See, und einen Monat später erreichten sie Salé. Auf dem Weg dorthin hatten sie kein einziges Korsarenschiff aufbringen können, aber ihre Enttäuschung war rasch verflogen, als sich herausstellte, dass sie genau zum richtigen Zeitpunkt eingetroffen waren. Die Piraten hatten »all ihre Schiffe bereit gemacht, um nach England aufzubrechen«, und ihre riesige Flotte lag im Hafen vor Anker.
    Rainsborough war schockiert, als er erfuhr, wie groß die Flotte der Korsaren war. Mehr als 50 Schiffe waren für Angriffe auf England und Neufundland ausgerüstet worden. John Dunton, einem von Rainsboroughs Offizieren, wurde zur Kenntnis gebracht, dass die Korsaren planten, mehr Gefangene als je zuvor zu machen. »Der Gouverneur von Salé hat all seinen Kapitänen befohlen … dass sie zur Küste Englands segeln sollen, … um Männer, Frauen und Kinder aus ihren Betten zu holen.« Rainsborough zweifelte nicht daran, dass es den Korsaren mit diesem Vorhaben vollkommen ernst war. »Im letzten Jahr um diese Zeit hatten sie 500 Untertanen seiner Majestät mitgebracht«, schrieb er, »und ich glaube, wären wir nicht gekommen, so hätten sie in diesem Jahr noch viel mehr gefangen.«
    Die meisten Engländer, die im Vorjahr in die Hände der Korsaren gefallen waren, befanden sich längst nicht mehr in Salé. Rainsborough schickte Kundschafter an Land, um etwas über den Verbleib der Verschleppten in Erfahrung zu bringen, und erfuhr, dass die Gefangenen auf dem Sklavenmarkt versteigert worden waren. »Ich habe nur in Erfahrung bringen können«, schrieb er, »dass viele Engländer nach Algierund Tunis gebracht worden sind.« Diese Unglücklichen »sind als Sklaven verkauft worden, und hier [in Salé] sind nicht mehr als 250 geblieben«. Dies waren bedrückende Neuigkeiten, doch zu seiner Freude erfuhr Rainsborough, dass zwischen zwei Fraktionen der Korsaren Streitigkeiten ausgebrochen waren. Die eine Gruppe wurde von Sidi Mohammed angeführt, der versuchte, seine Herrschaft über die Republik von Salé zu festigen. An der Spitze der gegnerischen Fraktion stand ein Rebell namens Abdallah ben Ali el-Kasri. Rainsborough beschrieb ihn als »hals starrigen Gesellen«, der »sich aufplustert, weil er Glück beim Rauben gehabt hat«. El-Kasri hatte die alte Kasbah in seine Gewalt gebracht, wo er 328 englische Männer und 11 Frauen »in großem Elend« hielt.
    Rainsborough wollte die Streitigkeiten in der Stadt für sich nutzen. Da er befürchtete, ein groß angelegter Angriff werde die rivalisierenden Gruppen gegen den gemeinsamen Feind einen, suchte er ein Bündnis mit Sidi Mohammed, dem er einen gemeinsamen Angriff auf die Zitadelle vorschlug, um die Rebellen zu vertreiben. Auf diese Weise sollte das Ansehen Sidi Mohammeds wiederhergestellt werden, denn Rainsborough war der Meinung, den Marabut unter Kontrolle bringen zu können. So hoffte er, die englischen Gefangenen aus der Gewalt el-Kasris zu befreien. Rainsborough hielt die Vorteile seines Plans in seinem Tagebuch fest: Er sah darin »ein Mittel, um die Untertanen seiner Majestät zu befreien« und Salé davon abzuhalten, »jemals wieder Krieger hervorzubringen«. Dies würde nicht nur England zugute kommen, sondern wäre »eine glückliche Wendung für die ganze Christenheit«.
    Sidi Mohammed erklärte sich mit Rainsboroughs Plan einverstanden und gab zum Zeichen seines

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