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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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das zu erledigen sein. Freundschaft und Vergangenheit verpflichteten in einem gewissen Maße, auch wenn es sich bloß um einen quasi rituellen Akt der Menschlichkeit handelte, und mit ehelicher Treue hatte es gar nichts zu tun. Gar nichts, wie ich mir selbst gegenüber betonte.
    Sie grillte im Garten hinter dem Haus. Sie war barfuß und trug weiße Tennisshorts und ein blaugestreiftes Baumwollhemd. Ihr Gesicht wirkte im Rauch erhitzt, und im sonnengebräunten Nacken sammelten sich Schweißtropfen. Auf dem Picknicktisch war eine geblümte Tischdecke, und in der Tischmitte stand ein Wäschebottich mit kleingestoßenem Eis und Jax-Beer in den Flaschen mit dem langen Hals. Leuchtkäfer tummelten sich in den Eichen und Myrtensträuchern im Hof, und durch die grauen Stämme der Zypressen entlang der Uferböschung sah ich ein paar Jugendliche, die hinter einem Motorboot auf dem Bayou Teche Wasserski fuhren.
    »Vielleicht platz’ ich jetzt zur falschen Zeit rein«, sagte ich.
    »Nein, nein, das macht gar nichts. Ich bin froh, daß du gekommen bist«, sagte sie und fächelte sich den Rauch aus dem Gesicht. »Weldon und Bama kommen um acht. Wenn du magst, kannst du gern zum Essen bleiben.«
    »Danke. Aber ich muß gleich wieder los. Tut mir leid, daß ich mich nicht noch mal bei dir gemeldet habe, aber ich mußte dringend nach New Orleans. Haben sie dir gestern noch einen uniformierten Deputy vorbeigeschickt?«
    »Ja, er saß drei Stunden in meinem Wohnzimmer herum und hat Zeitschriften gelesen.«
    Sie nahm eine geöffnete Bierflasche vom Tisch und trank daraus. Die Flasche glänzte feucht, und ich sah den Schaum, der durch den Flaschenhals in ihren Mund floß.
    »Im Kühlschrank ist auch Limo«, sagte sie.
    »Schon gut.«
    Sie setzte die Flasche wieder an den Mund und blickte mich an. Ich sah weg, nahm eine Gabel und wendete eins der Hühnchen auf dem Grill. Die sauce piquante zischte im Feuer, und eine kleine Dampfwolke stieg in den Abendwind.
    »Warum hast du den Einbruch nicht gemeldet, Drew?«
    »Ich weiß nicht, wer es war. Was nützt es also?«
    »War’s dein Vater?«
    »Wenn er noch lebt, würde er sich nicht für mich interessieren.«
    »Meinst du, es war einer von Joey Gouzas Männern?«
    »Dieser Gangster aus New Orleans?«
    »Genau der. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß er und Weldon sich gut kennen.«
    »Wenn ich eine Ahnung hätte, wer es sein könnte, würde ich es dir sagen.«
    »Das kannst du dir sparen, Drew. An einem Tag bist du völlig fertig, und am nächsten stellst du dich schon wieder so dumm wie am Anfang. Das ist nicht drin.«
    »Es paßt mir nicht, wenn du so mit mir redest, Dave.«
    »Dir schien ja viel dran zu liegen, deine Gefühle über den Dienstleiter kundzutun. Das ist ein kleines Polizeidepartment, Drew. Und eine kleine Stadt.«
    »Diese Sorgen habe ich Gott sei Dank nicht. Und wenn du sie hast, tut es mir leid.«
    Sie zog eine Bandana aus der Tasche und wischte sich den Schweiß aus dem Nacken. In dem mauvefarbenen Licht, das vom Bayou her schimmerte, wirkte ihr Gesicht mit einemmal ganz weich und kühl.
    »Mir ging’s gestern nicht sehr gut«, sagte sie. »Vielleicht hätte ich dich nicht anrufen sollen. Und zu persönlich ist es auch gewesen.«
    »Okay, wenn jemand in dein Haus einsteigt, dann kann es dafür nur zwei mögliche Gründe geben: Entweder will er was stehlen oder dir was antun. Vielleicht auch beides. Und wenn so was passiert, kriegt man Angst. Eine Intimsphäre ist verletzt worden. Am liebsten würdest du alles aus den Schränken nehmen und es gründlich auswaschen.«
    Sie öffnete eine weitere Bierflasche und setzte sich auf die Picknickbank. Aber sie trank nicht. Sie zog nur mit dem Zeigefinger eine Linie auf dem beschlagenen Glas.
    »Ich bin damals im Norden von Nicaragua gewesen«, sagte sie. »Wenn die Contras die Intimsphäre eines Menschen verletzten, wie du es ausdrückst, haben sie ihn in Stücke geschnitten.«
    »Ich wollte damit nur sagen, daß deine Reaktion irgendwie verständlich war, Drew.«
    »Heut morgen hab ich mir eine Pistole gekauft. Wenn das nächste Mal jemand in mein Haus einbricht, leg ich ihn um.«
    »Damit löst du das eigentliche Problem auch nicht. Auf der einen Seite stellst du dich vor Weldon, aber gleichzeitig weißt du genau, daß er nur eine Chance hat, wenn er sich woanders Hilfe sucht. Und ich glaube, da ist noch was, was dir zu schaffen macht. Weldon hat irgendwas angestellt, das dir moralisch gegen den Strich geht, und

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