Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

hierher auf sich genommen, nur um mir zu sagen, daß irgendjemand sich zweitausend in den Arsch schieben kann? Das war’s, was Sie mir wirklich sagen wollten?«
    »Das können Sie sehen, wie Sie wollen.«
    »Hat wirklich Spaß gemacht, mit Ihnen zu reden. Hey, ich hab’ Ihnen ja noch gar nicht gesagt, daß ich ein paar Minigolfanlagen betreibe. Mögen Sie Minigolf? Ist hier in New Orleans jetzt der Hit. Hey, Louis, gib ihm ein paar Freikarten!«
    Der Mann mit der Zigarre und dem grünen Augenschutz grinste breit und nickte. Er nahm einen dicken Packen Eintrittskarten aus der Hemdtasche, zog zwei davon unter dem Gummi hervor und legte sie vor mir auf den Schreibtisch.
    Joey Gouza bildete mit den Händen eine Pyramide und trommelte mit den Fingerspitzen aneinander.
    »Man hat mir gesagt, Sie seien intelligent, Joey. Aber meiner Meinung nach sind Sie ein dummes Stück Scheiße«, sagte ich.
    Aus seinen Augen wich jeglicher Ausdruck, und seine Züge wurden starr.
    »Sie haben Cletus Purcel ein paar Leute auf den Hals geschickt. Das war vermutlich der schlimmste Fehler, den Sie in Ihrem bedeutungslosen Leben gemacht haben«, sagte ich. »Und wenn Sie mir nicht glauben, erkundigen Sie sich doch mal, was vor ein paar Jahren mit Julio Garcia und seinem Leibwächter geschehen ist. Ich schätze, im nachhinein haben die sich gewünscht, sie wären in Managua geblieben und hätten’s lieber mit den Sandinistas riskiert.«
    »Jetzt soll ich wohl das große Zittern kriegen? Sie kommen hier rein, als hätten Sie ’ne Woche in denselben Klamotten geschlafen, und tönen hier groß rum, wie wenn Sie üble Blähungen haben, und da soll ich die große Flatter kriegen?« Er deutete mit vier gestreckten Fingern der einen Hand auf sein Brustbein. »Meinen Sie etwa, es schert mich im geringsten, was irgend so ein verpißter Privatdetektiv im Schilde führt? Nun mal im Ernst, soll mir jetzt der Arsch auf Grundeis gehen, weil einer einen Schmalzkopf umgenietet hat, auf den keiner in New Orleans auch nur gepißt hätte?«
    »Clete hat Garcia nicht erschossen. Das war sein Partner.«
    Ich sah an seinen Augen, daß es ihm dämmerte.
    »Sagen Sie diesen drei Clowns, daß wir sie für den Mord an einem Hilfssheriff drankriegen werden«, sagte ich. »Und Ihnen sag’ ich nur: Halten Sie sich fern von Iberia Parish. Halten Sie sich fern von Purcel. Wenn Sie noch mal in den Knast kommen, Joey, dann aber richtig. Dafür werd’ ich sorgen. Sie wissen, daß Sie beim vierten Mal automatisch lebenslänglich erwartet.«
    Ich schnippte ihm die Minigolftickets auf die Hemdbrust. Der Mann mit der grünen Kappe saß völlig regungslos. Die Zigarre baumelte tot in seinem Mund.

Kapitel 7
    Wieder zurück in New Iberia duschte ich, rasierte mich, zog frische Kleider an und aß mit Bootsie im Garten hinter dem Haus zu Mittag. An sich bot der Tag allen Anlaß, fröhlich zu sein; im Gegensatz zu gestern war es nicht heiß, in den Bäumen zwitscherten emsig die Vögel, im Wind war das Aroma von Wassermelonen, und die Rosen in meinem Garten waren faustgroß. Aber nur die falschen Dinge fielen mir ins Auge: ein Feuer, das irgendwo in der Mitte der Marsch brannte und da nicht hätte sein sollen; Bussarde, die sich auf einem Feld über ein totes Kaninchen hermachten, die Schnäbel gekrümmt und gelb und emsig bei der Arbeit; am Ufer des Bayous ein kleiner Junge mit einem Luftgewehr, der ein Rotkehlchen oben in einer Eiche sorgfältig aufs Korn nahm.
    Der Grund? Es stand ein weiterer Besuch bei dem Spezialisten in Lafayette an. Das schwierige an der Behandlung von Lupus war in unserem Fall nicht die Suche nach dem richtigen Medikament, sondern die Suche nach der richtigen Dosis. Bootsie brauchte Corticosteroid, um die Krankheit, die ihr Bindegewebe verwüstete, im Zaum zu halten, aber eine falsche Dosierung hatte automatisch das zur Folge, was die Fachleute Steroidpsychose nennen. Für uns alle war die Behandlung bisher so gewesen, als versuche man ein Wort korrekt zu buchstabieren, indem man einfach wiederholt einen Löffel in Buchstabensuppe tunkt.
    Manchmal machte sie mich auch wütend. Sie sollte die Sonne meiden, aber oft kam ich von der Arbeit und fand sie im Garten vor, wo sie nur in Shorts und mit ärmellosem Top das Unkraut in den Blumenbeeten jätete. Wenn wir mit dem Boot aufs Meer rausfuhren, um mit Netzen Shrimps zu fangen, brach sie regelmäßig ihr Versprechen. Nicht nur, daß sie die Kajüte verließ, nein, sie zog sich ganz nackt aus, sprang im