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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Problem sind ihre zwei Brüder. Nig hat mächtig für sie hingeblättert, als sie wegen schweren Raubs dran waren, und beide haben sich verdünnisiert.
    Cleverer Geschäftsmann, der er ist, sagt Nig der Braut, sie hat die Wahl. Entweder sie sorgt dafür, daß ihre Brüder aufmarschieren, oder er zieht die Kaution zurück, und sie kann im Bezirksgefängnis auf ihren Prozeß warten. Was ihr sicherlich nicht gut in den Kram passen würde, weil die Braut nämlich ein schwer heißer Ofen ist, und auf so was warten die kessen Väter im Knast nur. Nig denkt sich, er ist fein raus, die Braut wird prompt dafür sorgen, daß ihre beiden Brüder in vierundzwanzig Stunden bei ihm im Büro stehen. Aber dann kommt sie ihm mit was, mit dem Nig nicht gerechnet hat.
    Sie sagt nämlich, wenn er ihr mit der Kaution Ärger macht oder ihr noch mal droht oder auch nur in Zukunft ein falsches Wort zu ihr sagt, wird sie sich mal abends vor dem Einschlafen mit Bobby Earl darüber unterhalten, woraufhin Willie und Nig ihre Lizenz vergessen könnten. Nig hat’s nachgeprüft. Und in der Tat, sie ist Bobby Earls Betthäschen auf der anderen Seite des Flusses. Pünktlich wie die Uhr taucht er einmal pro Woche bei ihr auf. Sie prahlt in der Halbwelt damit, daß sie’s ihm besorgt, bis er schielt.«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen, Clete. Wen schert das? Das bringt uns keinen Schritt näher an Fluck, Gates oder Raintree. Sag Nig, er soll die Story an die Presse verscherbeln, wenn die nächste Wahl kommt.«
    »Hier kommt der Rest. Nig sagt, die Brüder dieser Braut sind Biker und waren in Angola und Huntsville beide in der AB.«
    »Ich weiß nicht, ob man das eine brandheiße Spur nennen kann.«
    »Hast du was Besseres? Heut ist Donnerstag. Nig sagt, Donnerstag ist Bobby immer in Algiers zugange. Wir folgen ihm dorthin und schauen uns mal an, was sich da tut. Komm schon, Bobby Earl ist ein Amateur. Dem werden wir schon noch heimleuchten, daß er Blut und Wasser schwitzt.«
    Ich blickte hinaus in den Regen, der die Bäume schwer beutelte, und überlegte einen Augenblick. Der Regen stob über die Plane auf der Ladefläche des Trucks, wo der schwarze Mann Erdbeeren und Wassermelonen verkaufte, und im Süden sah man am schwarzen Himmel Blitze, die in den Golf schlugen.
    »Okay«, sagte ich.
    »Warum mußt du so lange überlegen?«
    »Ohne Grund. Ich bin in ungefähr drei Stunden bei dir zu Hause.«
    Clete hatte genug eigene Probleme und mußte nicht alles wissen, was mit der Untersuchung zu tun hatte. Das sagte ich mir wenigstens. Ich rief Bootsie an und sagte ihr, daß ich nach New Orleans mußte, aber ich versprach ihr, noch heute nacht zurückzukommen, wie spät es auch würde. Es war mir ernst damit.
    Für die Observierung nahmen wir Cletes verbeulten Plymouth. Es war halb acht, und wir standen einen Block von Bobby Earls Einfahrt entfernt geparkt; der Himmel war immer noch wolkenschwarz, und im Rinnstein strömte dunkles Regenwasser. Draußen auf dem Lake Pontchartrain sah ich das Licht in den Kabinen einer Yacht, die in der Brandung schaukelte. Clete rauchte eine Zigarette und blies den Rauch durchs Fenster in die Luft, die noch stark nach Regen roch. Er hatte seinen Porkpie-Hut über die ausrasierten Stellen und Nähte auf seinem Kopf gezogen und trug ein lilaweißgestreiftes Hemd und eine Stoffhose mit Seersucker-Muster, die ihm deutlich zu kurz war. Immer wieder rieb er sich den Nacken und drehte den Kopf hin und her.
    »Stimmt was nicht?« fragte ich.
    »Kann man wohl sagen. Mir tut jeder Knochen im Leib weh. Scheiße, ich werde wohl alt, daß ich mich von solchen Luschen platt machen lasse.«
    »Manchmal ist man eben unter den Verlierern.«
    »Du kommst mir immer mit Hemingway. Weißt du, was der seinem Sohn erzählt hat, als der ihn gefragt hat, ob es wirklich so wichtig ist, daß man ein guter Verlierer ist. Er hat gesagt: ›Mein Junge, um ein guter Verlierer zu sein, braucht man vor allem eins – Übung.‹«
    »Clete, heut abend machen wir alles streng nach Vorschrift.«
    »Wer hat was anderes gesagt? Aber du mußt ihnen einfach ordentlich Druck machen, Alter. Das gehört sich so. So daß sie innerlich am liebsten heim zu Mama wollen, wenn sie dich kommen sehen.«
    »Da ist er. Versuche einen Block hinter ihm zu bleiben«, sagte ich.
    Clete startete den Motor des Plymouth. Der durchgerostete Auspuff, der mit Drahtbügeln an der Karosserie befestigt war, klang wie der eines Müllwagens. Der weiße Chrysler fuhr mit eingeschalteten

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