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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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witzig.« Leise lachend ging er nach unten und stand schon bereit, um Sayre im Flur abzufangen, als sie gerade wutentbrannt durch die Küchentür geschossen kam. Selma folgte ihr auf den Fersen und drängte sie, sich hinzusetzen und endlich etwas zu essen.
    Aber Sayre scherte sich gar nicht um Selmas Genörgel. Sobald sie Huff sah, blieb sie stehen. Selma mit ihrem untrüglichen Gespür für alles, was in der Familie vorging, verschwand augenblicklich wieder in der Küche.
    Huff setzte seine grimmigste Miene auf, während er seine Tochter von Kopf bis Fuß begutachtete. An dem Sitz ihres schwarzen Kleides konnte er erkennen, dass ihre Figur in den zehn Jahren ihrer Abwesenheit nicht gelitten hatte. Die Jahre hatten nur etwas von den jugendlich weichen Zügen aus ihrem Gesicht gemeißelt. Inzwischen sah sie aus wie eine Frau, nicht mehr wie ein Mädchen.
    Bei der Beerdigung hatte sie, aufgetakelt mit ihrem weitkrempigen schwarzen Hut und der Sonnenbrille, gewirkt wie ein Filmstar oder die trauernde Witwe eines Staatsoberhaupts. In den letzten Jahren hatte sie sich genau die Klasse angeeignet, die Laurel sich immer für sie gewünscht hatte, aber gleichzeitig hatte sie die Überheblichkeit bewahrt, mit der sie auf die Welt gekommen war. Sie provozierte und amüsierte ihn gleichermaßen.
    »Hallo, Sayre.«
    »Huff.«
    »Du hast mich immer nur Huff genannt, oder?«
    »Oder viel Schlimmeres.«
    Er nahm die Zigarette aus dem Mund und lachte. »Ich weiß noch gut, dass ich von dir einiges zu hören bekommen habe. Wolltest du wieder abreisen, ohne mit mir gesprochen zu haben?«
    »Was ich dir zu sagen hatte, habe ich gesagt, bevor ich damals weggegangen bin. Die vergangenen zehn Jahre haben nichts daran geändert.«
    »Du hättest mir aus Achtung vor Danny die Höflichkeit erweisen können zu fragen, wie ich zurechtkomme mit meinem Schmerz.«
    »Ich bin dir keine Höflichkeiten schuldig. Und ich achte dich nicht. Was deinen Schmerz angeht, den hast du bewiesen, indem du nicht mal heute die Fabrik geschlossen hast. Dannys Tod war eine Tragödie, aber sie ändert nichts am Wesen dieser Familie.«
    » Deiner Familie.«
    »Ich habe mich von meiner Familie losgesagt. Ich will nichts mit dir oder Chris oder der Gießerei zu tun haben. Ich bin nach Destiny gekommen, weil ich mich persönlich und in aller Stille an Dannys Grab von meinem Bruder verabschieden wollte. Das hast du verhindert, indem du deinen Kettenhund auf mich gehetzt hast.«
    »Beck hat dich nicht über die Schulter geworfen und hierhergeschleppt.«
    »Nein, aber er hat mich mit einem Argument geködert, das ich unmöglich ignorieren konnte. Euer Plan ist aufgegangen. Ich bin hergekommen. Aber damit habe ich meine Schuldigkeit getan. Ich werde erst auf den Friedhof und dann nach Hause fahren.«
    »Du bist zu Hause, Sayre.«
    Sie lachte, aber ohne jede Freude. »Du gibst nie auf, was?«
    »Nein. Nie.«
    »Gut, dann tu dir ausnahmsweise einen Gefallen. Sieh den Tatsachen ins Auge: Du hast null Einfluss auf mich.« Sie schloss Zeigefinger und Daumen zu einem Kreis. »Null. Ich werde mir nichts von dem, was du mir sagen willst, zu Herzen nehmen. Und spar dir die Mühe, mir zu drohen. Du könntest mir nichts antun, was schlimmer wäre als das, was du mir bereits angetan hast. Ich habe keine Angst vor dir.«
    »Ach ja?«
    »Ach ja.«
    Er trat an die Tür zu seinem Fernsehzimmer und stieß sie auf. »Beweis es mir.«

Kapitel 5
    Genau wie zuvor Beck Merchant hatte er ihr einen Fehdehandschuh hingeworfen, den sie einfach aufnehmen musste. Es war nicht ihr Ding, den Schwanz einzuziehen. Sie hatte, ob es ihr gefiel oder nicht, einige Eigenschaften ihres Vaters geerbt.
    Wohl wissend, dass sie ihm damit wahrscheinlich in die Hände spielte, folgte sie ihm ins Fernsehzimmer. Sie hatte behauptet, keine Angst mehr vor ihm zu haben. Er glaubte ihr wahrscheinlich nicht, aber das war egal. Es zählte einzig und allein, dass sie es glaubte. Sie brauchte ihm ihre Furchtlosigkeit nicht zu beweisen. Aber sich selbst.
    Aus der sicheren Entfernung von zweitausend Meilen ließ sich leicht damit prahlen, dass sie sich wieder aufgerappelt hatte und er ihr nichts mehr bedeutete. Die wirkliche Bewährungsprobe für den eigenen Mumm bestand darin, dem Feind, der ihr die beinahe tödlichen Schläge versetzt hatte, erneut gegenüberzustehen. Erst dann konnte sie völlig überzeugt sein, dass ihre Angst vor Huff vergangen war und er keine Macht mehr über sie hatte.
    Nur darum folgte sie ihm ins

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