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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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tun würde. Sie würde keinen Fingerbreit weichen.
    Seine Stimme hatte sich zu einem heiseren Flüstern gesenkt. »Zum letzten Mal, Sayre, nennen Sie mich Beck. Und wenn Sie wissen möchten, wie ich schlafe, dann betrachten Sie dies als Einladung, es herauszufinden. Jederzeit.«
    Ehe sie ihn ohrfeigte, was sie um ein Haar getan hätte, kehrte sie auf dem Absatz um und ging zum Haus zurück.
    »Er ist gestorben.«
    Sie blieb stehen und sah zurück.
    »Der alte Mitchell«, sagte er. »Man hat ihn vor ein paar Jahren in seinem Haus gefunden. Da war er schon mehrere Tage tot.«
     
    Kaum waren die letzten Gäste aufgebrochen, ging Huff nach oben in sein Schlafzimmer, um den dunklen Anzug und das steife Hemd gegen bequemere Sachen zu tauschen.
    Als er im Flur an Dannys Zimmer vorbeikam, blieb er kurz stehen, ohne jedoch die Tür zu öffnen. Selma hatte das Zimmer abgeschlossen, womit es noch genauso war wie am Sonntagvormittag, als Danny in die Kirche gegangen war. Wahrscheinlich wartete sie auf ein Zeichen von ihm, wann sie das Zimmer wieder öffnen sollte, um Dannys Sachen zu sichten und zu entscheiden, was sie behalten würden und was in die Altkleidersammlung wanderte. Diese Aufgabe würde ihr zufallen. Er war nicht sicher, ob er je wieder irgendetwas ansehen oder berühren konnte, das Danny gehört hatte.
    Natürlich spürte er Reue, aber was geschehen war, war geschehen. Jetzt noch darüber nachzugrübeln war Zeit- und Energieverschwendung, und Huff verplemperte keines von beidem.
    Auf dem Rückweg nach unten warf er einen Blick durch die doppelte Balkontür gleich neben Laurels Porträt am Treppenabsatz. Und dabei sah er Sayre und Beck am Ufer des Bayou im Schatten einer Baumgruppe stehen.
    Mit einem stillen Lächeln fixierte er die Zigarette zwischen den Lippen, stemmte die Hände in die Hüften und blieb stehen, um die beiden zu beobachten. Beck war gerade dabei, Huffs neuesten Auftrag auszuführen, und gab wie üblich sein Bestes. Vielleicht hatte Sayre endlich ihren Meister gefunden.
    Sie war eine geballte Ladung an hitzköpfiger, aufbrausender, schlagfertiger Weiblichkeit, aber Beck konnte sich wie ein Pitbull in etwas verbeißen. Er gab noch längst nicht auf, wo ein Mann von geringerem Format schon nach einer ätzenden Abfuhr von ihr die Segel strich.
    Noch nie in ihrem Leben hatte das Mädchen irgendwas gemacht, ohne zuvor einen Streit anzuzetteln. Selbst ihre Geburt war ein einziger Kampf gewesen. Laurel hatte zwölf Stunden lang in den Wehen gelegen, doppelt so lang wie bei den Jungs.
    Sayre, deren Temperament schon damals zu ihrer Haarfarbe passte, war mit zornesrotem Kopf und schreiend vor Entrüstung über das Trauma ihrer Geburt – und vielleicht über die Verzögerung – zur Welt gekommen. Seither hatte sie allen das Leben zur Hölle gemacht.
    Ohne jeden Zweifel blies sie Beck gerade gehörig den Marsch, obwohl sich Huff fragte, wie Beck es schaffte, sie so lange zu halten. Normalerweise war es nicht Sayres Art, stehen zu bleiben und zuzuhören, wenn man ihr etwas erklärte, was sie nicht hören wollte. Aber die beiden standen praktisch Nase an Nase und schienen völlig in ihr Gespräch vertieft zu sein oder …
    Völlig ineinander vertieft zu sein.
    Der Gedanke ließ ihn innehalten. Er betrachtete die beiden aus einem ganz neuen Blickwinkel, und sie gaben verflucht noch mal wirklich ein hübsches Paar ab.
    Sayre hatte ihre flinke Klappe. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ging sie es mit ungebändigter Leidenschaft an. Huff vermutete, dass ihre Leidenschaftlichkeit auch Bereiche betraf, die einen Mann extrem glücklich machten oder zumindest so zufrieden, dass er sich mit ihren weniger wünschenswerten Eigenschaften abfinden konnte.
    Und was Beck betraf … hätte je eine junge Frau etwas an ihm auszusetzen gehabt?
    Durch die Balkontüren hindurch verfolgte Huff, wie Beck sich noch dichter vor Sayre aufbaute. Sogar in Strümpfen war sie überdurchschnittlich groß, aber Beck überragte sie deutlich. Die beiden waren angespannter als zwei Bogen kurz vor dem Brechen, und einen Moment lang erwartete Huff fast, dass Beck sie einfach packen und ihr einen Kuss aufdrücken würde.
    Aber dann drehte sich Sayre entschlossen um und eilte in Richtung Haus davon. Sie war nicht weit gekommen, als Beck ihr irgendetwas nachrief, was sie innehalten ließ. Was er gesagt hatte, musste sie mächtig verärgert haben, weil sie im nächsten Moment praktisch im Stechschritt auf das Haus zuhielt.
    »Das wird

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