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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Fernsehzimmer. Abgesehen von dem riesigen Breitbildfernseher sah es noch genau so aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie sah sich um und versuchte, sich ein einziges angenehmes Erlebnis ins Gedächtnis zu rufen, das mit diesem Raum verknüpft war. Ihr wollte keines einfallen. Mit Huffs Fernsehzimmer verband sie ausschließlich schmerzvolle Erinnerungen.
    Schon als kleines Mädchen, das um Huffs Aufmerksamkeit buhlen musste, war sie daraus verbannt worden. Chris und Danny waren in diesem Heiligtum zugelassen, sogar gern gesehen gewesen, sie dagegen hatte es kaum je betreten dürfen, und er hatte sie allein wegen ihres Geschlechts zurückgesetzt.
    In diesem Raum hatte Huff ihr und ihren Brüdern erklärt, wie krank ihre Mutter war. Sie hatte für ihre Brüder gesprochen und ihn gefragt, ob Laurel sterben würde. Auf seine Bestätigung hin hatten sie und Danny zu weinen begonnen. Huff konnte Tränen nicht ausstehen. Er hatte ihnen befohlen, sich zusammenzureißen, sich wie Erwachsene zu benehmen, wie echte Hoyles. Ein Hoyle weine niemals, hatte er sie belehrt und ihnen Chris als Beispiel vorgehalten. Ihn seht ihr nicht weinen, oder?
    Trotzdem hatte sie ein weiteres Mal in diesem Raum geweint. Unter flehentlichem, hysterischem Heulen hatte sie Huff angebettelt, nicht zu tun, was er dann doch getan hatte. Diesen einen Abend würde sie ihm nie verzeihen. An diesem Abend hatte sie ihn zu hassen begonnen.
    Seine Schritte hallten schwer über den Hartholzboden, bis er an der Bar angelangt war, wo er seine Zigarette ausdrückte und ihr dann einen Drink anbot.
    »Nein danke.«
    Er schenkte sich einen Whisky ein. »Soll Selma dir etwas zu essen bringen? Sie kann es kaum erwarten, dich endlich zu füttern.«
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Und du würdest nichts in den Mund nehmen, was mit dem Geld von Hoyle Enterprises bezahlt wurde, selbst wenn du am Verhungern wärst. Habe ich Recht?« Er sank in seinen Fernsehsessel und fixierte sie über den Glasrand hinweg, während er einen Schluck Bourbon nahm.
    »Ist das dein Eröffnungszug, Huff? Willst du sehen, wer in diesem Match den anderen schachmatt setzt? Dass wir uns mit Worten duellieren, bis einer von uns klein beigibt? Falls du das vorhast, werde ich nicht mitspielen. Ich werde nie wieder nach deinen beschissenen Regeln spielen.«
    »Deine Mutter hätte diese Sprache nicht gutgeheißen.«
    Sie fixierte ihn mit einem verachtenden Blick. »Meine Mutter hätte viele Dinge nicht gutgeheißen. Sollen wir über einige davon sprechen?«
    »Du hast dir die frechen Antworten nicht abgewöhnt, wie ich sehe. Also, ich kann nicht sagen, dass mich das überrascht. Ehrlich gesagt wäre ich wahrscheinlich enttäuscht gewesen, wenn du plötzlich brav geworden wärst.« Er lehnte sich zurück, griff nach einer Streichholzschachtel auf dem Beistelltisch und zündete die nächste Zigarette an. »Setz dich. Erzähl mir von deinen Geschäften.«
    Sie setzte sich auf eines der beiden identischen Sofas, die, durch einen Couchtisch getrennt, einander gegenüberstanden. »Die gehen gut.«
    »Eines kann ich nicht ausstehen, Sayre, und das ist falsche Bescheidenheit. Wenn du dir etwas aufgebaut hast, dann hast du auch das Recht, damit anzugeben. Ich habe den Artikel im Chronicle über dich gelesen. Eine halbe Seite. Mit Bildern und allem Drum und Dran. Und da stand, du wärst die angesagteste Wohndesignerin bei den Reichen und Schönen von San Francisco.«
    Sie fragte ihn nicht, wie er von dem Zeitungsartikel erfahren hatte. Er war zu allem fähig, Spionage eingeschlossen. Wahrscheinlich wusste er besser über ihr Leben in Kalifornien Bescheid, als sie je vermutet hätte. Bestimmt sammelte Beck Merchant die Informationen für ihn.
    »Was hast du dieser alten Schwuchtel bezahlt, um sie aus der Firma rauszukaufen?«, fragte er. »Viel zu viel, wette ich.«
    »Diese ›alte Schwuchtel‹ war mein Mentor und enger Freund.«
    Sie hatte während ihres Studiums als Praktikantin bei dem bekannten Designer gearbeitet. Gleich nach ihrem Abschluss hatte er sie eingestellt. Aber sie war mehr als nur der Empfänger einer Provision, wenn sie etwas aus seinem Designstudio verkaufte. Von Anfang an hatte er sie darauf vorbereitet, die Firma eines Tages zu übernehmen.
    Er hatte sie zum Stoffeinkauf nach Hongkong und auf Antiquitätenmessen in Frankreich geschickt und dabei von Anfang an auf ihren Instinkt, ihren messerscharfen Geschäftssinn und ihren Geschmack gebaut. Er selbst konnte mit vierzig Jahren Erfahrung und

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