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Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Titel: Weit Gegangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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ich das könnte.
    Ich verabschiedete mich von allen meinen Kakuma-Schwestern und von Ayen, die mir viele Jahre lang im Camp eine Mutter gewesen war. Es war ein kurzer Abschied, es wäre zu verwirrend gewesen, noch länger zu bleiben. Ich brach so schnell auf, dass ich eines meiner neuen Hemden vergaß und meine neuen Schuhe liegen ließ. Ich merkte es zwar später, aber ich wollte nicht mehr zurückgehen.
    Als ich nach draußen trat, stand da Cornelius, der Nachbarsjunge, der mein Fahrrad gebucht hatte. Es war ein gutes Rad, in China hergestellt, mit Zehngangschaltung, und Cornelius saß bereits auf dem sauberen Vinylsattel, hatte den Ständer runtergeklappt und übte, indem er die Pedale vor und zurück trat.
    – Fertig?, fragte Cornelius.
    – Okay, gehen wir.
    Der Himmel würde den ganzen Tag makellos blau sein. Ich wollte zum UN-Gelände gehen und dort in den Bus zum Flugplatz steigen, aber Cornelius bestand darauf, mich mit seinem neuen Fahrrad zu chauffieren. Also setzte ich mich auf den Gepäckträger und nahm meine Tüte auf den Schoß.
    Er brauchte eine Weile, bis er das Fahrrad mit mir an Bord sicher im Griff hatte.
    – Tritt in die Pedale, Junge, los, los!, sagte ich.
    Bald waren wir auf sicherem Kurs und kamen auf die Hauptstraße zum Flugplatz. Als wir auf die Straße bogen, sahen wir die Menschen. Hunderte. Tausende. Es schien, als sei halb Kakuma auf den Beinen, um die sechsundvierzig Jungen zu verabschieden, die an jenem Tag das Lager verließen. Mit jedem, der abreiste, gingen Hunderte Freunde mit. Man konnte nicht erkennen, wer verabschiedet wurde und wer die Freunde waren. Es war eine gewaltige Prozession, die Frauen alle so traurig, und die Farben ihrer Kleider wie Blumen auf der rissigen orangegelben Straße zum Flugplatz.
    Cornelius manövrierte uns jetzt mit hoher Geschwindigkeit durch die Menschenmenge. Er betätigte die Klingel am Lenker, sodass sich das Gedränge vor uns teilte.
    – Achtung!, schrie er. – Platz machen, Platz machen!
    Die Abreisenden waren traurig für diejenigen, die zurückblieben, und die Zurückbleibenden waren traurig, weil sie zurückblieben. Aber ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Während der Fahrt auf dem Rad verschwanden meine Kopfschmerzen für eine Weile, und als wir durchs Lager rollten, ich hinten auf meinem eigenen Fahrrad, traten die Leute beiseite und riefen mir zu.
    – Wer reist da ab?, sagten sie.
    – Ich, sagte ich. – Ich! Valentino!
    Cornelius fuhr schneller und schneller. Die Tausende, die ich in Kakuma kannte, waren jetzt ein verschwommenes Gemälde in allen Farben. Sie kamen aus ihren Häusern und rannten hinter mir her, wünschten mir mit allen meinen Namen Glück.
    – Wer reist da ab? Das kann nicht sein!, sagten sie. – Etwa du, Achak?
    – Ja!, schrie ich und lachte. – Ich reise ab! Achak reist ab!
    Und sie winkten und lachten.
    – Viel Glück! Du wirst uns fehlen, Achak!
    – Auf Wiedersehen, Dominic!
    – Komm nicht zurück an diesen dreckigen Ort, Valentino!
    Und ich blickte im Vorbeifahren in ihre Gesichter, während ich auf dem Gepäckträger meines Zehngangrades saß und hoffte, dass auch diese Leute das Lager verlassen würden, obwohl ich wusste, dass es nur wenigen gelingen würde. Die Sonne brannte, als wir den Flugplatz erreichten. Cornelius bremste, und ich sprang ab. Er hatte das Rad schon gewendet und war auf dem Heimweg, als ihm noch einfiel, auf Wiedersehen zu sagen. Er schüttelte mir die Hand, und weg war er. Ein so kleiner Junge mit einem solchen Fahrrad? Das hatte es im Lager noch nicht gegeben.
    Ich ging durch das Tor. Auf dem Gelände hatten sich die anderen Jungen versammelt, die an dem Tag abfliegen würden, und saßen jetzt im ausladenden Schatten des größten Baumes von Kakuma. Das Flugzeug sollte um zwei Uhr nachmittags starten, doch wir, die mitfliegen würden, waren bereits fort, überlegten und planten bereits, im Geist hatten wir Kakuma schon verlassen, Kenia verlassen, Afrika verlassen. Wir dachten daran, welcher Arbeit wir in den Vereinigten Staaten nachgehen würden. Wir dachten an die Schule dort, und viele von uns stellten sich vor, dass wir innerhalb weniger Wochen an amerikanischen Universitäten studieren würden. Einer der Jungen hatte einen Katalog für ein College, und wir reichten ihn herum, bewunderten den herrlichen Campus, die Studenten aller Hautfarben, die im Schatten der Bäume spazierten, vor Gebäuden aus grob behauenen Steinen.
    – Ich dachte, Jeremiah Dut würde mitkommen,

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