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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Touristin vom Scheitel bis zur Sohle. Theresa verkniff sich ein Lächeln.
    »Es war Kevin. Ich habe ihn angerufen.«
    »Geht’s ihm gut?« Deanna öffnete den Wandschrank und griff nach einer Kamera, um das Touristen-Outfit perfekt zu machen.
    »Ja, prima. Sie brechen in ein paar Tagen auf.«
    »Na, wunderbar.« Deanna hängte sich die Kamera um den Hals. »Und jetzt geht’s zum Einkaufen. Wir müssen eine neue Frau aus dir machen.«
     
    Einkaufen mit Deanna war eine Sache für sich.
    In Provincetown angelangt, verbrachten sie den restlichen Morgen und frühen Nachmittag in den verschiedensten Boutiquen. Theresa kaufte drei neue Ensembles und einen Badeanzug, bevor Deanna sie in einen Dessous-Laden mit Namen ›Nightingales‹ schleppte.
    Dort geriet Deanna völlig aus dem Häuschen. Nicht für sich selbst natürlich, sondern für Theresa. Sie nahm halbdurchsichtige Spitzenunterwäsche und BHs vom Ständer und hielt sie hoch, damit Theresa sie begutachten konnte. »Sieht ganz schön schlüpfrig aus«, sagte sie, oder »Gibt’s das nicht in dieser Farbe?« Natürlich waren noch andere Frauen in der Nähe, während sie das hinausposaunte, und Theresa mußte einfach lachen. Deannas Ungezwungenheit war einer der Charakterzüge, die Theresa an ihr am meisten liebte. Es war ihr vollkommen gleichgültig, was andere Leute dachten, und Theresa beneidete sie oft um diese Lockerheit.
    Nachdem sie zwei von Deannas Empfehlungen erworben hatte - schließlich war sie im Urlaub -, suchten die beiden einen Musikladen auf. Deanna wollte die letzte CD von Harry Connick jr. - »Er ist so süß«, sagte sie zur Erklärung -, und Theresa kaufte eine Jazz-CD mit einer neueren John-Coltrane-Aufnahme. Als sie nach Hause zurückkamen, saß Brian im Wohnzimmer und las die Zeitung.
    »Na, endlich, ihr beiden. Ich fing schon an, mir Sorgen zu machen. Wie war euer Tag?«
    »Ausgezeichnet«, sagte Deanna. »Wir haben in Provincetown zu Mittag gegessen und sind dann ein bißchen einkaufen gegangen. Wie hast du heute gespielt?«
    »Nicht schlecht. Aber es muß noch besser werden.«
    »Du mußt einfach noch mehr üben, damit du’s zur Meisterschaft bringst.«
    Brian lachte. »Du hast nichts dagegen?«
    »Natürlich nicht.«
    Brian lächelte, höchst zufrieden, daß er diese Woche viel Zeit auf dem Golfplatz verbringen konnte, und raschelte mit der Zeitung. Deanna verstand dies als Zeichen, daß er gern weiterlesen wollte, und flüsterte Theresa ins Ohr: »Laß einen Mann Golf spielen, und er regt sich über nichts mehr auf.«
     
    Theresa ließ die beiden den Rest des Nachmittags allein. Da es noch immer heiß war, zog sie eins ihrer neuen Kleider an, schnappte sich ein Handtuch, einen kleinen Klappstuhl und das People-Magazin und ging an den Strand.
    Sie blätterte müßig die People durch, überflog hier und da einen Artikel, ohne sich wirklich dafür zu interessieren, was die Reichen und Schönen bewegte. Ringsum war das Lachen von Kindern zu hören, die im Wasser planschten und ihre Eimer mit Sand füllten. Neben ihr waren zwei kleine Jungen und ein Mann, wahrscheinlich der Vater, mit dem Bau einer Sandburg beschäftigt. Das Plätschern der Wellen hatte etwas Einschläferndes. Sie legte das Magazin zur Seite, schloß die Augen und streckte das Gesicht der Sonne entgegen.
    Sie wollte ein bißchen braun sein, wenn sie wieder zur Arbeit ging, allein schon, um zu zeigen, daß sie sich Zeit genommen hatte, einmal nichts zu tun. In der Redaktion galt sie als Workaholic. Wenn sie nicht ihre wöchentliche Kolumne schrieb, arbeitete sie an einem Artikel für die Sonntagsausgaben, surfte im Internet oder las etwas über Kindererziehung. Sie hatte alle wichtigen Elternmagazine abonniert und andere, die sich mit der ›berufstätigen Frau‹ befaßten; außerdem verschiedene medizinische Fachzeitschriften, in denen sie regelmäßig nach geeigneten Themen suchte.
    Der Inhalt ihrer Kolumne ließ sich nie vorhersagen - was einer der Gründe für ihren Erfolg war. Manchmal reagierte sie auf Leserbriefe, manchmal berichtete sie über die neuesten Erkenntnisse zur Entwicklung des Kindes. Viele der Kolumnen handelten von den Freuden der Kindererziehung, andere von deren Problemen. Sie schrieb von den Kämpfen alleinerziehender Mütter, ein Thema, das viele Bostoner Frauen besonders zu bewegen schien. Ganz unverhofft wurde sie durch ihre Kolumne zu einer Art lokaler Berühmtheit. Anfangs fand sie es zwar aufregend, ihr eigenes Foto über ihrer Kolumne zu sehen

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