Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
übel. Das Gespräch bewegte sich mit Lichtgeschwindigkeit.
» Nun, was meinst du? In Sydney wirst du wohl kaum Erfolg haben.«
» Aber, Großvater…«
» Zu meinen Bedingungen gehört, dass du fünf Jahre mit Anthony als Verwalter auf der Farm lebst.«
Sarah blickte ihren Großvater verständnislos an. » Ich muss mit Dad darüber sprechen«, stieß sie hervor. Es gab sonst keinen, mit dem sie darüber sprechen konnte. » Ich frage an der Rezeption, ob sie mir ein Busticket an die Küste buchen können.«
» Was ist los mit dir? Das ist eine gewaltige Chance, ganz zu schweigen davon, dass es ein Meilenstein in deinem Leben sein wird. Ich habe jetzt eigentlich einen Satz erwartet wie, › Danke, Großvater ‹ oder › Du wirst stolz auf mich sein, Großvater ‹ oder › Das wirst du nie bereuen, Großvater ‹ .«
» Das ist das Problem«, erwiderte Sarah, die spürte, wie ärgerlich er war. » Es könnte sein.«
Herbst, 1987
Goldküste, Queensland
Sarah umarmte ihren Vater und folgte ihm über den Marmorboden in die offene Küche. Sie ließ ihre lederne Reisetasche auf die Couch fallen und ging durch das Wohnzimmer auf die Terrasse. Sie würde sich nie daran gewöhnen, ihren Vater hier zu sehen. Er kam ihr vor wie ein gefangenes Geschöpf aus dem Busch. Hinter dem Haus saß ihre Mutter an einem kleinen, schmiedeeisernen Tisch und arrangierte Rosen. Der Rasen war mit Palmen bestanden und fiel sanft zum Fluss ab.
» Sarah, Liebling, was für eine wundervolle Überraschung«, gurrte sie.
Sarah küsste sie auf die Wange, die unter einer übergroßen Sonnenbrille und einem Wagenrad von einem Hut beinahe nicht zu sehen war. Ronald sagte, es ginge ihr gut, und das stimmte in gewisser Weise wohl auch. Als ihr Vater in die Küche ging, um Tee zu kochen, saß Sarah neben ihrer Mutter und wartete darauf, dass sie das Gespräch eröffnete. Aber ihre Mutter war eifrig damit beschäftigt, die Rosen in einer hohen Vase anzuordnen. Sarah räusperte sich vorsichtig. Sofort seufzte Sue auf und zog alle Rosen wieder aus der Vase heraus. Sie zog die Gartenhandschuhe aus und blickte ihre Tochter an.
» Alles ist großartig«, sagte Sarah. Die Mundwinkel ihrer Mutter zuckten. » Ich bin von Wangallon aus hierhergekommen.«
Ihre Mutter setzte die Sonnenbrille ab, putzte sie mit dem Zipfel ihrer Bluse und legte sie auf den Tisch. » Bist du schwanger?«
Ein Motorboot rauschte auf dem Fluss an ihnen vorbei. Es zog einen Wasserskiläufer hinter sich her. Sarah blickte verlegen zu Boden, als ihre Mutter laut zu schreien begann, mit den Füßen in den Gummistiefeln auf den Boden trampelte und die Fäuste in die Luft reckte. Das Boot verschwand um die nächste Biegung, und sie setzte sich abrupt hin und nahm das Gespräch wieder auf, als sei es nie unterbrochen worden. » Hat Jeremy um deine Hand angehalten?« Sie setzte ihre Sonnenbrille wieder auf und lächelte Sarah an. » Hast du dich von ihm getrennt?« Stirnrunzelnd betrachtete sie ihre Hände, dann hob sie den Kopf und starrte ihre Tochter wieder an.
» Nein, nichts dergleichen, Mum.« Sarah streckte die Hand aus und strich ihrer Mutter über die blasse, weiche Wange. » Mum, es alles in Ordnung, wirklich.«
Ihre Mutter schniefte. » Wie soll denn alles in Ordnung sein? Wie lange gehst du jetzt mit dem jungen Mann? Fünfzehn Jahre?«
Sarah ließ die Schultern hängen und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. » Seit etwa drei Jahren.« Ihre Mutter setzte erneut die Sonnenbrille ab, putzte die Gläser und legte sie auf den Tisch.
» Denk daran, mit wem du sprichst, Mädchen. Cameron spricht nie in diesem Tonfall mit mir.«
» Cameron?«
» Vielleicht sollten wir einmal nachschauen, ob Ron mit dem Tee zurechtkommt. Es wird ein wenig kühl hier draußen. Aber es ist so nett und angenehm, die Boote auf dem Fluss zu beobachten. Es sind so nette Leute auf dem Fluss, findest du nicht auch?« Ihre Mutter warf die abgeschnittenen Stiele in die Vase, dann ergriff sie die Rosen und warf sie mitsamt ihrer Sonnenbrille in eine Reihe von Palmen an der Gartenmauer. » Lass uns Tee trinken.«
Sie setzten sich an einen Korbtisch neben der Küche. Während sie Tee tranken, plauderten sie über Belanglosigkeiten. Dann verkündete ihre Mutter plötzlich, sie müsse die Rosen gießen.
» Sie fühlt sich wohl hier«, versicherte Ronald Sarah und stand auf, um das Geschirr abzuräumen. » Was ist denn auf Wangallon passiert, dass du hergekommen bist?«
» Nichts.«
Ronald schenkte
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