Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
lächelte, und seine dunklen Augen leuchteten auf. Es wurde jetzt langsam Zeit, dass sie über ihr wichtigstes Problem redeten, die verdammten Bedingungen des Testaments, die der Grund für seine Kündigung waren. » Sarah, ich weiß, wie sehr du diesen Ort liebst. Das Testament spielt keine Rolle. Nicht mehr jedenfalls. Du bist eine Gordon, und du solltest hier sein.«
» Ich weiß.«
Dass sie ihm einfach so zustimmte, überraschte ihn. » Dieses Land bedeutet dir mehr als jemand, der dich liebt?« Er dachte an Jeremy.
Sarah überlegte, wie sie etwas formulieren sollte, das eigentlich nicht zu erklären war. Ihr Großvater hatte einmal zu ihr gesagt: » Das Land und die Familie sind eins, das eine kannst du ohne das andere nicht haben.« Jetzt war Sarah klar, was er damit gemeint hatte. » Großvater hat immer davon geredet, dass die Liebe das Land und die Geschöpfe darauf umfasst; so ähnlich wie die Aborigines die Erde als heilig betrachten. Es umschließt den Glauben an ein Leben nach dem Tod, den Glauben daran, dass sich Tote und Lebende gegenseitig beschützen. Auch die Geister sind noch auf Wangallon, weil sie es so sehr lieben, dass sie es nicht verlassen können. Deshalb glaube ich ja auch, dass Cameron immer noch bei uns ist. Deshalb kehre ich immer wieder zurück und deshalb bist du geblieben. Du liebst Wangallon genauso wie ich, es steckt dir im Blut, aber ohne dich und deine Arbeit hier ist es nichts.«
» Ohne dich ist es nichts.« Er legte den Arm um sie und zog sie an sich.
Sarah legte ihm die flache Hand auf die Brust. Selbst durch die Wolle und die Baumwolle spürte sie seine Haut, glatt und warm unter ihrer Berührung. » Wangallon hat zwischen uns gestanden. Ich habe geglaubt, du wolltest mich nur wegen Wangallon, und…« Sarah schloss die Augen und öffnete sie wieder. » Mir war nicht klar, wie viel du mir bedeutest, bis du sagtest, du würdest weggehen.«
Anthony schüttelte ungläubig den Kopf. » Sarah, du irrst dich. Ich habe doch die Bedingungen von Angus’ Testament erst am Tag seines Unfalls erfahren, und außerdem liebe ich Wangallon zwar, aber meine Liebe zu dir war immer tiefer.« Es kostete ihn Überwindung, ihr seine Gefühle zu offenbaren.
» Was redest du da?«, flüsterte Sarah.
» Ich weiß doch erst seit zehn Tagen von Angus’ Absichten. Ich liebe dich, Sarah. Natürlich wollte ich meine Stelle auf Wangallon nicht verlieren. Ich hatte sogar den verrückten Traum, dass Angus mir einen Teil des Besitzes vermachen würde, aber das war nur ein Traum. Außerdem habe ich deinem Bruder versprochen, mich um dich zu kümmern. Deinem Bruder brauchte ich nicht zu sagen, dass ich dich liebe. Das wusste er damals schon.«
» Ja?« Sie blickte ihm in die Augen. Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
» Es tut mir leid, aber wahrscheinlich habe ich geglaubt, weil du in Sydney gelebt hast und dann Jeremy…« Er zog die Nase kraus.
Sarah schubste ihn leicht. » Sei nett.«
» Ich habe dich einfach aus meinem Kopf verbannt.«
» Bleib bei mir, Anthony; nicht wegen Wangallon, nicht wegen Großvater oder Cameron, sondern weil ich dich brauche.«
Seine Lippen bebten. » Sag es. Sag, dass du mich liebst.«
» Ich liebe dich heute Abend«, sagte sie leise, » und morgen. Auf ewig.« Sie schmiegte sich an ihn, und sie versanken in einem Kuss.
Hatte er sie ins Bett getragen? Anthony konnte sich nur an ihr leises Liebesgemurmel erinnern, als sie sich immer wieder küssten. Zuerst streichelten sie sich sanft und vorsichtig, aber schließlich konnte er nicht mehr länger warten und zog Sarah den Pullover aus. Auch seinen eigenen riss er sich so ungeduldig vom Leib, dass Sarah leise kicherte. Er küsste sie, als er ihre Bluse aufknöpfte, und auch sein Hemd war aufgeknöpft, als ihr Büstenhalter herunterglitt. Ein Schauer überlief ihn, als ihre Hände über seine nackte Haut strichen und sie sich unter ihm bewegte. Er vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter, drückte sie zurück aufs Bett, und aus ihrem Haar stieg der Duft nach Sandelholz auf, als sie ihm die Beine um die Taille schlang.
Der Mond schien hell durch das Laub der Bäume in eine kleine Ecke von Sarahs Zimmer. Sie beobachtete die Muster, die an der Wand tanzten. Es waren helle Hoffnungsstrahlen vom Himmel, wie Bänder, die die alte Zeit mit der Hoffnung der Zukunft verbanden. Das Licht glitt über ihren nackten Körper, und sie fuhr mit den Fingern an dem Muster entlang, das
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