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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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sich mit dem der trockenen Erde. Sarah fand diesen Duft tröstlich. Er erinnerte sie an alte Zeiten.
    Als die Lichtung in Sicht kam, hatten sich die Vögel bereits zur Ruhe gelegt. In den Baumkronen über ihr rauschte der Wind. Sie blickte auf die Grabsteine, die einander zu behüten schienen. Wie steinerne Wachtposten standen sie da. Langsam wurde es dunkler, und der Wind legte sich. Wenn die Steine sprechen könnten, dachte sie, würden sie ihr dann den ewigen Zyklus des Werdens und Vergehens erklären?
    Die Steine ganz hinten waren schon kaum noch zu sehen. Braune Blätter lagen auf der Granitplatte auf dem Grab ihres Bruders. Tränen liefen Sarah über die Wangen, als sie auf seine letzte Ruhestätte blickte. Tief im Herzen wusste sie, dass sie nie hier weggehen konnte. Jeremy hatte recht gehabt.
    Die Bäume, die den Friedhof bewachten, rauschten. Der Atem des Lebens umfing ihre Seele. Sie war zu Hause.
    » Es ist schon nach neun.«
    Sarah ignorierte, dass Anthony in der Küche auf sie wartete. Erschöpft sank sie auf einen Stuhl. Sie versuchte immer noch, die erst kürzlich getroffene Entscheidung und die Auswirkungen auf ihr Leben zu verstehen. Der alte Holzofen knisterte, und der Duft nach Rindfleischeintopf stieg ihr verlockend in die Nase. Als Anthony ihr ein Glas Rotwein reichte, trank sie einen Schluck und spürte, wie sich die Verkrampfung in ihren Muskeln ein wenig löste. Anthony gab ihr einen feuchten Waschlappen, und gehorsam wischte sie sich Gesicht und Hände ab. Erst jetzt bemerkte sie, dass Anthony offensichtlich schon geduscht und sich umgezogen hatte. Das weiße Hemd stand ihm gut, ebenso wie sein beigefarbener Pullover mit dem Zopfmuster. Er stellte eine Schale mit Eintopf vor sie und setzte sich ihr gegenüber. Sarah blickte ihn an. Er hatte große Hände, die Hände eines Mannes, auf den man sich verlassen konnte.
    » Ich bin nur noch ein bisschen spazieren gegangen und habe nicht auf die Uhr geschaut«, sagte sie. Langsam begann sie zu essen. Sie dachte an Mrs Jamiesons Worte. Wie sollte sie mit ihm reden? Und wie sollte sie ihm vor allem ihr Herz öffnen? Jetzt musste sie erst einmal essen. Der würzige Eintopf wärmte ihren Körper.
    Anthony beugte sich vor. Sie sah blass, müde und erschöpft aus, aber sie machte auch einen zufriedenen Eindruck. Dieses Wort hatte er im Zusammenhang mit Sarah Gordon lange nicht gebraucht. Ihre dunkelblauen Augen leuchteten, und er musste zugeben, dass er sie immer noch überwältigend schön fand. Innerlich machte er sich Vorwürfe, dass er ihr gegenüber zu hart war. Er dachte an die zwei Küsse, die sie in den vier langen Jahren nach Camerons Tod ausgetauscht hatten, und stellte sich vor, wie er sie in den Armen hielt. Vielleicht würde es ihm doch schwerer fallen, zu gehen, als er geglaubt hatte, vor allem, da jetzt endlich eine reale Chance bestand, dass sie nach Hause zurückkehrte.
    Sarah spürte, dass er sie beobachtete. In der Wärme des Zimmers konnte sie seinen Duft riechen. Als sie aufgegessen hatte, stellte sie ihren Teller ins Spülbecken und blickte durch das Fenster hinaus in die Nacht. » Ich möchte nicht, dass du gehst. Es ist nicht richtig.« Die Welt draußen war schwarz und leer. Sie sah seine starken Arme in der Fensterscheibe, und sofort erinnerte sie sich an die goldenen Härchen auf seinem Nacken und seine Haare mit den von der Sonne gebleichten Strähnen. Aus dem hübschen Jungen von damals war ein attraktiver Mann geworden. Plötzlich kam es ihr unbegreiflich vor, dass sie Anthony wegen Wangallon aufgeben wollte. Sie holte tief Luft. Es gab noch ein Problem zu lösen, bevor ihr neues Leben beginnen konnte. Jim Macken.
    » Ich habe in Schottland jemanden kennengelernt«, begann sie. Sie musste ihm unbedingt von Jims Existenz erzählen. Er würde es verstehen. Nur er hatte Cameron so gekannt und geliebt wie sie. Und er würde das Geheimnis bewahren, bis der Zeitpunkt kam, an dem Jim alles über seine Familie erfahren sollte. » Er heißt Jim Macken und ist mein Halbbruder.«
    » Was?«
    » Ich weiß, es klingt surreal. Aber Dad hatte eine Affäre in Schottland. Er ist definitiv mein Halbbruder. Die Frau, bei der ich gewohnt habe, Mrs Jamieson, hat meinem Vater geschrieben und ihm von seinem Sohn berichtet.«
    » Du lieber Himmel. Was für ein Chaos!« Anthony kratzte sich am Kopf. » Das erklärt ja einiges.« Aber er war sich nicht sicher, ob die Neuigkeiten für ihn etwas änderten. » Ich freue mich für dich, Sarah.« Er

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