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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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des Obstes gedacht waren.
    Hamish fuhr mit dem Finger über die kurze Schneide und bewunderte den glatten weißen Griff.
    » Das nennt man Perlmutt. Auf jeden Fall, kaufen Sie jetzt Land und verkaufen Sie später wieder. Darauf kann ein Mann seine Zukunft gründen. Und Vieh?« Matthew beugte sich über den schweren Eichentisch und schlug mit der Faust auf die massive Tischplatte. » Leihen Sie es sich, vorsichtig, das ist mein Rat.«
    Hamish verschluckte sich fast an der Zitrusfrucht. Er hatte sich doch bestimmt verhört. Reynolds konnte unmöglich gerade den Diebstahl zugegeben haben.
    Reynolds nickte. » Ich weiß. Ich selbst hatte nie diese Neigungen, schließlich bin ich ein Gentleman und so, aber bedenken Sie, Mr Gordon, dies ist ein neues Land mit neuen Regeln. Was glauben Sie denn, Mr Gordon, wie die Siedler an diese riesigen Grundbesitze gekommen sind? Das war nur eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Sie kamen als Erste, mahlten als Erste, und jetzt haben sie alles– Land und Herden.«
    Hamish schluckte das letzte Stück Orange und steckte das Obstmesser ein.
    Ein paar Wochen später nutzten Dave und Jasperson das Licht des Vollmonds, um von Sir Malcolm Wileys Farm zurück nach Ridge Gully zu reiten. Es war eine klare Nacht, auf die Hamish gespannt gewartet hatte. Er brauchte weitere Informationen, wenn sein Plan Früchte tragen sollte. Die drei Männer standen hinter Lornas Pension, am Rand von Lees Gemüsegarten.
    » Und?«, fragte Hamish und ließ den beiden Männern kaum Zeit, ihn zu begrüßen.
    » Nun, wir sind jetzt Viehtreiber auf der Farm des Engländers«, begann Jasperson. » Es ist ein schäbiges Anwesen, aber daran ist Sir Malcolm Wiley selbst schuld, denn er ist kaum zu Hause.«
    » Er wirft das Geld zum Fenster raus«, ergänzte Dave, dem es gut gefiel, dass er jetzt jede Nacht ein festes Dach über dem Kopf hatte, auch wenn er mit fünf anderen Männern, die neben ihm schnarchten und furzten, in einem Raum schlafen musste. » Wir haben nicht lange gebraucht, um das Ganze zu durchschauen.« Dave beugte sich vor. Seine Stimme wurde leiser. » Viehdiebstahl, alle Cowboys stecken mit drin. Sie bekommen jeder einen Anteil und halten dafür den Mund.«
    » Wirklich alle?«, fragte Hamish erstaunt über das Ausmaß so gesetzloser Aktivitäten.
    Jasperson warf Dave einen finsteren Blick zu. » Nur die an der nördlichen und westlichen Grenze, Hamish. Es sind zehn Männer; zweimal im Jahr nach dem Lammen.«
    » Und Reynolds?«
    » Ich vermute, er ist der Anführer«, bestätigte Dave. » Sonst wird niemand erwähnt.«
    » Und Sir Malcolm weiß nichts?«, fragte Hamish.
    Jasperson verzog höhnisch das Gesicht. » Der blöde Trottel ist viel zu sehr in Sydney beschäftigt. Ich nehme mal an, er wird die Farm verlieren, das sagt jedenfalls Reynolds’ Hure.«
    » Reynolds’ Hure ist auch Sir Malcolms Hure. Wenn sie auch deine ist, Jasperson, suchst du dir besser eine andere«, riet Hamish ihm. » Huren, die mehreren Herren dienen, sind immer nur auf ihren Vorteil bedacht.«
    Jasperson grunzte und kratzte sich gereizt am Schritt. » Er lässt alle alten Zäune reparieren, und ich habe gehört, er hat sogar die Pferche kleiner gemacht.«
    Hamish nickte. » So braucht er weniger Männer. Die Herde ist sicherer, und man muss nur die Außengrenzen beobachten.«
    » Reynolds will in zwei Monaten fünftausend Stück Vieh in den Norden nach Queensland schaffen.« Jasperson räusperte sich. » Er will sie vermutlich aus dem Weg haben, weil die Polizei ihn schon im Auge hat.«
    » Ja, da hast du wohl recht. » Jasperson, reite nach The Hill und sag Tootles, ich will ihm ein Geschäft vorschlagen.«
    Dave verzog das Gesicht. » Warum sollte denn jemand wie er wegen uns hierherkommen?«
    Hamish zog amüsiert die Augenbrauen hoch.
    » Wegen Geld.«

Winter, 1983
    Wollschuppen von Wangallon
    » Wenn du die Kosten für die Renovierung nicht scheuen würdest, wärst du nicht in dieser Lage.« Seufzend blickte Angus von Ronald zu Anthony, der gerade im Toyota um die Ecke des Wollschuppens bog. Er zog einen Hänger, auf dem der Generator stand. Es war der letzte Tag der Schafschur, und sämtliche Sicherungen waren herausgesprungen, so dass kein Gebäude in Wangallon mehr Strom hatte. Angus kratzte sich gereizt am Kopf. Das Grinsen und die leisen Kommentare der sechsundzwanzig Scherer und zahlreicher Hilfskräfte waren kaum zu übersehen und zu überhören. Die Männer murrten, weil sie jetzt wahrscheinlich am Freitag bis

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