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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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eine Zeit lang darüber, dass er eigentlich unter » H« wie Hartnäckigkeit im Telefonbuch stehen sollte. Die meiste Zeit vergrub sie sich in der Wohnung ihrer Großmutter und versuchte, die Welt zu verstehen. Aber schließlich gab sie dann doch nach und ging mit ihm aus. Zwei Monate später ging sie ein zweites Mal mit ihm aus.
    » Nun, ich muss zugeben, das hatte ich nicht erwartet«, erwiderte Jeremy. Er blickte auf sein weißes T-Shirt und seine fleckenlose Jeans. » Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Dinge ändern können. In der einen Minute ist alles grün und üppig, und in der nächsten gibt es eine Überschwemmung.«
    » Ach, ich hätte auf Großvater hören sollen. Zwei Tage, bevor wir Sydney verlassen haben, hat er mich gewarnt, dass schwere Regenfälle bevorstünden.«
    Er wischte einen blutrünstigen Moskito von ihrer Wange. » Ich werde nicht hierbleiben, Sarah. Ich kann hier sowieso nicht helfen. Außerdem glaube ich, dein Großvater und dein Vater empfinden mich ein wenig als Belastung.« Das war die Untertreibung des Jahres. Angus Gordon brauchte ihn bloß anzusehen, und er hatte das Gefühl, ein Aussätziger zu sein.
    Sarah runzelte die Stirn.
    » Warte. Wenn ich das Gefühl hätte, auch nur im Entferntesten etwas Konstruktives zu dieser Situation beitragen zu können, dann würde ich das ja tun, aber es hat keinen Sinn hierzubleiben, wenn ich nutzlos herumstehe.«
    Sarah berührte seine Hand. » Mir wäre es lieber, du würdest bleiben, aber ich verstehe dich. Ich würde auch lieber in Sydney auf Partys und an den Strand gehen, statt hier meine Ferien in stinkendem Schlamm zu verbringen.«
    » Das ist unfair.«
    » Es tut mir leid«, erwiderte Sarah.
    » Du hast mich gebeten mitzukommen, und ich dachte, da du nur an Weihnachten vorbeischaust, könnte ich dich wenigstens unterstützen. Ich verstehe allerdings nicht, warum du jedes Jahr hierherkommst. Alle sind so distanziert und desinteressiert. Ich bin nicht aus dem Busch, deshalb entgeht mir vielleicht etwas, aber hat irgendjemand dich gefragt, wie es dir geht? Was deine Arbeit macht? Es ist so, als ob wir in einer anderen Welt leben würden.«
    » Nun ja, das stimmt ja auch.« Sarah wies auf die Massen von Insekten, die auf den Fliegengittern vor den Küchenfenstern hingen.
    » Ja, nun, du bist wahrscheinlich einfach ein besserer Mensch als ich. Ich würde mir das von meinen Eltern nicht gefallen lassen. Der Tod deines Bruders war tragisch, aber das Leben geht weiter, und wenn du nur aus Pflichtgefühl einmal im Jahr hierherkommst… na ja, warum soll ich mir da Gedanken machen?«
    Jeremy wärmte die Tassen mit heißem Wasser, bevor er Kaffee und Milch hineingab.
    » Es tut mir leid«, sagte Sarah noch einmal.
    » Ach, Mädchen.« Er wuschelte ihr durch die Haare. » Du brauchst dich nicht bei mir zu entschuldigen. Ich verstehe nur die Dynamik in eurer Familie nicht, und ich glaube einfach, jetzt mit der Überschwemmung und so ist es besser, wenn ich fahre. Dann kannst du dich um deine Familie kümmern, ohne dir auch noch Sorgen um mich machen zu müssen. Das ist doch nur vernünftig, oder?« Jeremy wusste, dass sie hin- und hergerissen war. Ihm wäre lieber gewesen, wenn sie mit ihm nach Sydney gefahren wäre, aber sie musste ihrer Familie zur Seite stehen. Und er hatte den Ausdruck in ihren Augen gesehen, als sie durch Wangallons Grenztor gefahren waren. Es war die reine Liebe.
    » Großvaters Haus steht schon seit hundertfünfundzwanzig Jahren hier«, sagte Sarah nachdenklich.
    » Was ist mit eurem Zuhause? Es ist doch noch zu retten, oder?« Jeremy leckte seinen Teelöffel ab und steckte ihn gedankenverloren in die Zuckerdose.
    » Nein, ja… na ja, für mich nicht.« In jedem Zimmer hatten sie Stühle auf die Tische gestellt, Schuhe und Kleidung aus den Schränken genommen. » Selbst der Weihnachtsbaum ist ruiniert. Nichts ist heil geblieben.«
    » Und das Zimmer deines Bruders?«
    » Ich bin nicht hineingegangen.« Sarah trank einen Schluck Kaffee. » Es ist ihr Mausoleum, weißt du. Sues Altar. Für uns andere ist es tabu.«
    » Aber du warst doch trotzdem schon mal drin?«
    » Ja, sicher.« Sarah lächelte. » Ich war drin.« Sie hatte den alten Schreibtisch gerettet, an dem schon ihr Urgroßvater Hamish gesessen hatte, die Lieblingskassetten ihres Bruders und ein sauberes blaues Arbeitshemd, das er einmal getragen hatte. Das Kleidungsstück war jetzt in einem Plastiksack verstaut mit dem Seidenschal, den Anthony ihr vor Jahren

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