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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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ihm nicht. Wenn Logan nur hier bei mir wäre! Ich mache mir ja solche Sorgen um ihn!« Um nicht mit seiner Frau über Logan sprechen zu müssen, wechselte Sibell das Thema. »Was ist denn mit Ihnen passiert?« Beim zweiten Mal fiel es Josie leichter, ihre Geschichte zum besten zu geben. Mit leuchtenden Augen erzählte sie von ihrem gemeinsamen Weihnachtsessen mit Logan, und es gelang ihr sogar, taktvoll die vorangegangenen Ereignisse an jenem Abend anzudeuten. »Er war so liebevoll. Wir wünschen uns ein Kind. Oder zumindest wollten wir das, als wir noch ein Haus hatten. Nun ist es völlig zerstört. Aber ich glaube, man kann es wiederaufbauen. Wir waren stolz auf dieses Haus, unser erstes wirkliches Heim.« Sibell wollte nichts mehr hören, doch als die Suppe aufgegessen war, fing Josie an, von ihrer qualvollen Gefangenschaft in den Trümmern des Hauses zu berichten. »Deswegen wußte ich, daß Logan in dieser Nacht etwas zugestoßen sein muß. Er war nur für kurze Zeit fortgegangen, und er hätte mich nie im Stich gelassen. Sind Sie sicher, daß Sie ihm nirgendwo begegnet sind?« »Vollkommen.« »Sehen Sie. Logan war in Palmerston gut bekannt. Jemand hätte ihm inzwischen über den Weg laufen müssen.« »Ich muß weiter«, sagte Sibell, die es in Josies Gegenwart nicht länger aushielt. »Kommen Sie wieder?« fragte Josie. »Wenn Sie nicht so viel zu tun haben?« »Ja«, antwortete Sibell und wandte sich zum Gehen. »Ich habe Ihnen geschrieben, Sibell, und Ihnen alles über Palmerston erzählt. Wir wohnten zwar nur zur Miete, aber mir gefiel die Stadt. Ich habe den Brief an Percy Gilberts Adresse geschickt. Mein Vorschlag war, daß Sie uns besuchen könnten, wenn Sie in Perth immer noch so unglücklich sind.« »Ich habe den Brief nie bekommen«, erwiderte Sibell und ergriff die Flucht. Den Rest des Tages über verrichtete Sibell völlig geistesabwesend ihre Arbeit. Dann ging sie am Strand entlang nach Hause. Sie fühlte sich elend und niedergeschlagen, denn sie mußte immerzu an Josie denken. Vor lauter Wut und Eifersucht hatte sie ganz vergessen, was für ein von Grund auf guter Mensch Josie war. Und was ihre Heirat mit Logan betraf – nun, das kam Sibell gar nicht mehr so entsetzlich vor. Sie überlegte, wie erwachsen sie im letzten Jahr geworden war. Nun sah sie die Dinge viel klarer; nicht so eindeutig und unverrückbar wie Zack allerdings. Die Wellen rollten ohne Unterlaß an den Strand, doch heute empfand Sibell dieses Geräusch nicht als tröstlich. Ihr graute davor, zum Haus zurückzukehren, wo es von schwatzenden Frauen und schreienden Kindern wimmelte. Sie vermißte das fröhliche, kleine Strandhaus. Allerdings wußte sie auch, daß ihr in Wirklichkeit die stillen Nächte in Black Wattle fehlten, die unendliche Weite, die ihr soviel Kraft verlieh. Im Vergleich dazu wäre ihr Perth ebenso wie Palmerston bedrückend vorgekommen. Als sie am Telegraphenamt vorbeikam, verlangsamte sie ihren Schritt, denn sie wußte, daß Zack dort untergebracht war. Sie hoffte, er würde sie sehen, aber niemand rief ihr zu. Auch dort lebten Frauen, Gattinnen und Bekannte, die inzwischen wieder ihr gewohntes Leben führten, und voll Neid hörte Sibell sie lachen. Doch dann erinnerte sie sich an ihre beiden Freunde, John und Michael, die auf dem Friedhof von Palmerston ruhten. Sibell bereute ihre Liebelei mit Logan. Sicherlich würde es Josie sehr verletzen, wenn sie es jemals herausfand. Also beschloß sie, den Schaden wiedergutzumachen, indem sie sich um Josie kümmerte; wenigstens so lange, bis Logan wiederauftauchte, wo immer er stecken mochte. Drei Tage später kam Hilda mit guten Nachrichten zu ihr. »Ihrer Freundin, Mrs. Conal, geht es jetzt gut genug, daß wir sie entlassen können. Am besten sehen Sie zu, daß Sie ein paar Kleider für sie auftreiben. Schauen Sie mal in der Kiste nach, die die Frauen aus der Stadt hier abgegeben haben.« »Wohin soll sie gehen?« fragte Sibell. »Wenn ich das wüßte«, antwortete Hilda. »Hier kann sie jedenfalls nicht bleiben; wir sind schließlich kein Hotel. Nehmen Sie sie doch dorthin mit, wo Sie untergebracht sind.« »Dort will man niemanden mehr aufnehmen. Es sind schon etwa ein halbes Dutzend Leute abgewiesen worden. Kann sie nicht hierbleiben, bis wir wissen, wo Logan ist? Ihr Ehemann.« »Hören Sie mir bitte zu.« Hilda nahm sie beiseite. »Er wird jetzt schon seit einer Woche vermißt… Und manche sagen, daß Mr. Conal sich was angetan hat. Selbstmord.« »Das glaube

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