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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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eine Frage?« schluchzte sie. »Logan und ich liebten uns sehr, Colonel. Wir waren ja erst seit einem Jahr verheiratet.« Sie sprach in der Vergangenheit. Hielt sie ihn etwa doch für tot? Und warum? »Soweit ich weiß, wohnte Mr. Conal im Victoria-Hotel. Warum das, obwohl Sie doch ein Zuhause hatten?« »Aus geschäftlichen Gründen. Er hatte ein Zimmer dort, aber er kam immer zu mir nach Hause.« Sie schluchzte. »Wir wünschten uns ein Kind. Ich habe ein Kind aus erster Ehe, mein erster Mann ist gestorben. Mein Sohn Ned ist im Internat in Perth.« Puckering versprach ihr, die Suche nach Logan Conal fortzusetzen und verließ sie unter einem Vorwand. Er war sicher, daß sie log. Aber warum? Logan Conal konnte nicht in Palmerston sein, das stand fest, denn in einer so kleinen Stadt hätte er sich nicht verstecken können. Und warum hätte er das auch sollen? Also mußte Mr. Conal einen Unfall gehabt haben. Dem Zyklon war er bestimmt nicht zum Opfer gefallen, denn dann wäre seine Leiche inzwischen längst entdeckt worden… bei diesem feuchten Klima hätte der Geruch allein schon ausgereicht. Einen flüchtigen Moment lang fragte er sich, ob die Ehefrau ihn umgebracht und verscharrt hatte, denn an die Erklärung, warum ihr Mann ein Zimmer im Hotel bewohnt hatte, glaubte er nicht. Aber nein, nicht diese Frau mit den weichen, braunen Augen. Conal war ein großer, kräftiger Mann. Sie hätte ihn am Heiligabend umbringen, seine Leiche im Platzregen vom Haus wegschleppen, bei diesem Wetter ein Grab schaufeln und ihn vergraben müssen. Unmöglich, bei diesem Regen! Vor der Tür des Krankenhauses zündete er seine Pfeife an. All diese Schwierigkeiten und die bedrückende Stimmung lasteten auf seiner Seele. Und Mrs. Conals Verletzungen waren geringfügig, verglichen mit denen von Lorelei. Wenigstens würde Mrs. Conals Gesicht bald keine Spuren mehr aufweisen. Allmählich fing Lorelei wieder an, andere Menschen wahrzunehmen und mit ihm zu sprechen. Sie war, wie er sich dankbar überlegte, nicht die Sorte Frau, die lange den Mund halten konnte. Er hatte mit ihr über die Ärzte gesprochen, die gesagt hatten, daß sie warten mußten, bis die Wunden geheilt waren. Dann konnte sie sie vielleicht nachbehandeln lassen. In Sydney gab es einen Facharzt, der möglicherweise etwas gegen die Narben unternehmen konnte. Niedergeschlagenheit, dachte er traurig. Lorelei hatte dazu wie viele andere Bewohner der Stadt allen Grund, was nicht nur mit dem Zyklon zusammenhing. Nicht umsonst nannte man diese Jahreszeit die Selbstmordsaison. Er hielt inne. Selbstmord! Hatte Logan in dieser Nacht vielleicht Selbstmord begangen? Er hätte ohne Schwierigkeiten ins Wasser gehen können. Niemand hätte dort lange überlebt. Abgesehen von den Wellen, die an den Strand schlugen, hätten die Quallen und Haie mit jedem Schwimmer kurzen Prozeß gemacht. Er seufzte. Bislang war das die einzige Theorie, die einen Sinn ergab. War Conal zurückgekommen, hatte er – da er das Haus zerstört vorfand und seine Frau für tot hielt – seinem Leben ein Ende bereitet? Wer konnte das wissen? dachte er. Solange Conal nicht wiederauftauchte, war diese Erklärung so gut wie jede andere. Allerdings beabsichtigte er, Conal weiterhin als vermißt zu führen, um seine Frau nicht zu beunruhigen. Nur vermißt. Die Zeit würde das Geheimnis aufklären. In der Zwischenzeit wollte er anordnen, die Strände in der Umgebung noch einmal abzusuchen – wahrscheinlich ein sinnloses Unterfangen, da neunzig Prozent der Küste in dieser riesigen Bucht noch unerforscht waren. Die Halbinsel von Port Darwin war nur eine von vielen Landzungen, die ins Meer hinausragten.    
     
    * * *
     
    Nachdem der Colonel gegangen war, erschauderte Josie. Wie froh war sie, daß diese scheußliche Salbe ihr ganzes Gesicht bedeckte. Sie war eine Maske, die ihr half, die Wahrheit zu verbergen. Niemals hätte sie ihm erzählen können, was tatsächlich geschehen war, es war zu schrecklich, zu demütigend. Logan hatte seine Begierde an ihr gestillt, sie benützt und sie bei der erstbesten Gelegenheit grausam und herzlos dem Tod überlassen. Sie hatte ihn nach dem Sturm, nachdem der Baum auf das Haus gefallen war, draußen herumgehen hören. Und er hatte nicht auf ihre Hilferufe reagiert. Oh, er hatte ganz sicher gewußt, wo sie war. Sie hatte seine Schritte gehört, und als sie gerufen hatte, war er stehengeblieben. Er hatte gelauscht, und er war ganz in der Nähe gewesen. Und als sie wieder gerufen hatte,

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