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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Lippen hat sie meine Zinksalbe. Das beruhigt und hilft heilen.« Sie erörterte Josies Zustand, als ob die Kranke gar nicht anwesend gewesen wäre, eine Eigenart, die, wie Puckering bemerkt hatte, viele Angehörige der Pflegeberufe aufwiesen. Also wandte er sich an die Patientin. »Guten Tag, Mrs. Conal. Ich hoffe, es geht Ihnen schon besser.« »Ja, vielen Dank, Colonel«, brachte sie mühsam hervor. »Sie ist immer noch schwach«, teilte Hilda ihm mit. »Aber eine kräftige Rindfleischsuppe wird sie schon wieder auf die Beine bringen. Sie war halb verdurstet – die ganze Zeit ohne Wasser –, und wir dürfen ihren leeren Magen nicht mit zuviel Nahrung belasten. Doch Rindfleischsuppe ist sehr kräftigend, Colonel.« »Sehr richtig«, stimmte er zu und wünschte, Hilda würde endlich verschwinden. »Mrs. Conal«, fuhr er fort. »Wie Sie wissen, geht es in der Stadt immer noch drunter und drüber. Also konnten wir Ihrem Mann nicht mitteilen, daß Sie hier sind.« »Er sucht bestimmt nach ihr«, mischte sich Hilda ein. »Bestimmt sieht er zuerst im Krankenhaus nach.« »Sehr richtig«, meinte der Colonel leise. »Ich will Sie ja nicht ängstigen, Mrs. Conal, aber wir konnten ihn immer noch nicht ausfindig machen.« »Haben Sie im Haus nachgesehen?« fragte Hilda. »Bestimmt ist er noch dort. Vielleicht ist er schwer verletzt.« »Wir haben das ganze Gelände gründlich abgesucht«, antwortete er abweisend und beobachtete dabei Josies Augen. Er hatte den Eindruck, als höre sie dem Gespräch nicht wie eine besorgte Ehefrau, sondern eher wie eine interessierte Beobachterin zu. »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen, Mrs. Conal?« »An Heiligabend«, antwortete sie, und ihre Stimme klang traurig. Schon bedauerte der Colonel, daß er sie falsch eingeschätzt hatte. »Wir haben zusammen gegessen…« Mit einem Lappen wischte sie sich die Salbe von den Lippen. »Es tut mir leid, aber es kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Ich habe Schwierigkeiten, mich zu erinnern. Es sind doch nur ein paar Tage, oder?« »Sie haben einen schweren Schock erlitten«, erklärte Hilda. »Da können einem schon die Gedanken durcheinander geraten.« »Lassen Sie sich nur Zeit«, meinte der Colonel freundlich. »Ja, das Weihnachtsessen. Ich habe es eigens für ihn gekocht. Nur für uns beide. Wir hatten so einen schönen Abend, und wir waren so glücklich. Und dann mußte so etwas geschehen. Ich erinnere mich, daß wir eine Flasche Wein zum Essen hatten, und danach noch jeder ein Glas Portwein. Und dann frischte der Sturm auf. Aber ich habe hier schon so viele Stürme erlebt, daß ich mir keine Sorgen gemacht habe. Also bin ich zu Bett gegangen. Logan meinte, er wolle sich noch draußen umsehen, um festzustellen, wie schlimm der Sturm wirklich ist. Ich glaube, er wollte jemanden fragen, ob tatsächlich Gefahr besteht.« »Er ist also nach draußen gegangen?« fragte Puckering. »Ja.« »Und wie lange vor dem Zyklon war das?« »Oh, eine ganze Weile.« »Sich in der Umgebung umzusehen, dauert nicht allzu lange. Wohin glauben Sie, kann er verschwunden sein?« »Früher am Abend sagte er mir, er würde noch einmal zum Hotel gehen. Da es am Weihnachtstag geschlossen ist und wir nur noch ein wenig Portwein im Haus hatten, wollte er noch eine Flasche kaufen, damit wir zusammen feiern konnten.« »Also glauben Sie, er ist noch mal losgegangen, um Portwein zu kaufen. Wo wollte er um diese Uhrzeit welchen auftreiben?« Tränen traten ihr in die Augen. »Ich hätte ihn aufhalten sollen! Aber, Colonel, Sie wissen doch, daß es bei uns in der Nähe einige chinesische Schwarzbrennereien gibt. Wahrscheinlich ist er dort hingegangen.« »Und dann hat ihn der Sturm überrascht, und er konnte nicht zurück«, fügte Hilda hinzu. »Bestimmt war es so«, sagte Mrs. Conal. »Meinem Mann ist etwas zugestoßen, da bin ich mir ganz sicher. Sonst wäre er doch schon hier. Als ich Sie zuerst gesehen habe, Colonel, dachte ich schon, Sie bringen schlechte Nachrichten. Sagen Sie mir die Wahrheit, ist Logan noch am Leben?« Puckering dachte über diese Frage nach. »Soweit ich es beurteilen kann, ja. Wir können ihn bloß nicht finden.« »Das ist nicht möglich«, warf Hilda ein. »Wenn der Mann noch einen Fuß vor den anderen setzen könnte, wäre er schon längst hier.« Glücklicherweise wurde sie fortgerufen, und der Colonel konnte nun auf die heikleren Punkte in diesem Geheimnis zu sprechen kommen. »Mrs. Conal, wie stand es zwischen Ihnen und Ihrem Mann?« »Was für

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