Weites wildes Land
mit Mitleid gerechnet hatte. »Allerdings bleibe ich sowieso nicht mehr lange dort«, sprach sie weitet »Ich ziehe zu Mrs.… zu Josie, dieser Dame dort, sobald ihr Haus fertig ist.« Er warf einen raschen Blick auf die gutaussehende Frau in einem ordentlichen braunen Kleid, das eine wohlgeformte Figur betonte. In diesem Augenblick fiel ihm ein, daß er Sibell noch kein Kompliment gemacht hatte. Doch inzwischen war es dafür wahrscheinlich ein bißchen zu spät. In ihrem langen, blauen Kleid mit dem hohen, verstärkten Spitzenkragen und dem unter einem hübschen Hut hochgesteckten Blondhaar sah sie einfach hinreißend aus. Dann rief ihn der Colonel zu sich, und er ging hinüber, um zu gratulieren. Zuerst küßte er die Braut, die in ihrem cremefarbenen Seidenkleid mit Spitzen sehr vornehm wirkte. Über dem Gesicht trug sie einen Schleier, den sie nicht zurückschlug. Doch da Zack den Grund dafür kannte, küßte er sie durch den Schleier und gratulierte dem Colonel, der in seiner Galauniform sehr stattlich aussah. »Was halten sie von einem Whisky?« fragte Puckering, nachdem die Begrüßungsformalitäten vorbei waren. »Vom Wein habe ich für heute genug.« »Großartig«, stimmte Zack zu, und die beiden Männer zogen sich in die Küche zurück, wo Zack zu seiner Überraschung Sam Lim beim Aufräumen vorfand. »Was machst du denn hier?« »Er hat sich ums Essen gekümmert«, erklärte Puckering. »Und er hat seine Sache ausgesprochen gut gemacht.« Aber Sam Lim war außer sich. »Boß! Sie haben noch kein Abendessen bekommen. O weh! Ich mache Ihnen noch etwas zurecht!« Und er schrie Puckerings jungen chinesischen Diener an, der wie aufgescheucht herumlief. Doch Zack hielt ihn zurück. »Ich brauche nichts, danke. Nur einen Whisky, bitte.« Eilig wurden die Flasche und zwei Gläser auf den Küchentisch gestellt, und der Colonel griff danach. »Nehmen wir sie mit nach draußen. Hier drinnen ist es zu heiß.« Als sie sich zum Gehen wandten, rief Sam Lim Zack zu: »Hey, Boß! Bald geht’s wieder nach Hause, oder?« »Im nächsten Monat«, antwortete Zack. »Am besten bestellst du schon die Vorräte. Und trommle die Mädchen zusammen. Missus Maudie und Wesley sind bis dahin bestimmt zurück.« Begeistert klatschte Sam Lim in die Hände. »Wir fahren wieder heim.« Draußen, im Licht der Laternen, schlug der Colonel nach den Moskitos. »Diese gräßlichen Biester«, klagte er. »Riesengroß sind die.« »Ja«, stimmte Zack zu. »Wir nennen sie die grauen Schotten.« »Wieso denn das?« »Sie treten regimentweise auf, in verschiedenen Arten. Also nennen wir sie graue Schotten, schwarze Wachen, und so weiter… Auf Ihre Gesundheit und auf Ihre hübsche Frau!« Zack hob sein Glas. »Und auf Ihre«, sagte der Colonel. »Ich dachte, sie würden eine Braut mitbringen. Miss Delahunty zum Beispiel.« »Sibell?« meinte Zack niedergeschlagen. »Die hat einen Dickschädel.« »Meiner Ansicht nach ist das eine Eigenart, die einer Frau im Busch nur zugute kommt. Es ist wichtig, daß sie sich zu helfen weiß.« Zack konnte ein spöttisches Grunzen nicht unterdrücken. »Sich zu helfen weiß? Das kann sie wahrhaftig! Sich einfach die Mine zu schnappen!« »Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Sie wissen doch, daß meine Frau zusammen mit Sibell die Morning-Glory-Gesellschaft gegründet hat?« Zack zuckte die Achseln. »Das geht mich nichts an.« »Stimmt. Aber vielleicht interessiert es Sie ja, daß Sibell mit Mrs. Conal eine Vereinbarung getroffen hat.« »Mit Mrs. Conal? Mit Logans Frau?« »Ja. Bestimmt haben Sie schon gehört, daß der Mann vermißt wird.« »Habe ich. Was glauben Sie, ist mit ihm geschehen?« »Tod durch Unfall, würde ich sagen. Aber um noch einmal auf die Gesellschaft zurückzukommen: Sibell, Mrs. Conal und wir haben uns geeinigt, daß die beiden Damen gemeinsam zweiundfünfzig Prozent der Anteile besitzen. Ich habe Verständnis für Ihre Auffassung und schätze Ihre ehrenhafte Einstellung, doch die Lage hat sich inzwischen geändert. Da Mrs. Conal selbst Teilhaberin ist und, wie ich hinzufügen kann, mit Leib und Seele bei der Sache, können Sie Ihre Vorbehalte vielleicht aufgeben.« »Gut möglich«, meinte Zack, den diese Wendung der Ereignisse immer noch überraschte. »Aber Sibell und Mrs. Conal, sind sie Freundinnen?« »Mein lieber Junge, fragen Sie mich nicht, wie Frauen solche Angelegenheiten regeln. Sibell und Josie sind nicht nur wieder Freundinnen…« »Josie? Ist sie Mrs. Conal?« »Wie sie
Weitere Kostenlose Bücher