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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Vorschriften. Alle Einzelheiten, wenn Sie Ihre Position melden.«
    Jennison grinste seinem Partner zu und erwiderte in mildem Tonfall: »Nur die Avenue, Sarge. In Greenhill. Dachte, die kennt jeder. Das Grundstück nennt sich Moscow House. Auf der linken Seite, wenn Sie in östliche Richtung fahren, etwa hundertfünfzig Meter von der Kreuzung der Balmoral Terrace. Auf dem Torpfosten steht ein Name. Moscow House. M-O-S-C-O-W. Moscow. H-O-U-S-E. House. Es ist hier ein wenig neblig, aber wenn Sie sich verfahren, es gibt ein, zwei aufgeschlossene junge Damen, die Ihnen gern zeigen, wo’s langgeht. Kommen.«
    Stille, aber in Gedanken hörte Maycock die Polizei-Constables in ganz Mid-Yorkshire, die sich vor Lachen in die Hosen machten.
    »Melden Sie sich, wenn Sie die Überprüfung abgeschlossen haben. Ende«, sagte der Sergeant in seiner ruhigen, beherrschten Art.
    »Jetzt hast du dir einen Freund geschaffen.«
    »Der kann mich mal.«
    »Aye, aber wir sollten mal lieber auch tun, was du gesagt hast«, sagte Maycock und stieg aus. »Komm, werfen wir einen Blick drauf.«
    »Ich bin mit meinem Kabeljau noch nicht fertig!«, protestierte Jennison.
    Aber, um ehrlich zu sein, der Appetit war ihm vergangen. Denn Joker Jennison hatte ein Geheimnis. Er hatte Angst vor der Dunkelheit, besonders vor alten dunklen Häusern. Eine Angst, die eher metaphysischer denn physischer Natur war. Kraftstrotzende Gauner und durchgeknallte Junkies machte er mit links fertig. In seiner Kindheit allerdings hatte er nur mit Nachtlicht schlafen können, und als Teenager war er bei der
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in Ohnmacht gefallen. Als er sich bewusst vor Augen führte, welchen Schaden damit seinem Ruf auf der Straße zugefügt werden konnte, begann er jedes Symptom jeder Krankheit zu simulieren, die ihm einfiel, löste damit in seiner Schule eine Gehirnhautentzündungspanik aus und wurde auf die Isolierstation des Krankenhauses gebracht, während die anderen Prüfungen schrieben.
    Das hatte funktioniert, solange es sich nur um seine Kumpel drehte. Als er jedoch zur Polizei ging (was an sich nur ein Akt der Verdrängung war), bemerkte er alsbald, dass er sehr schnell wieder rausfliegen würde, falls er jedes Mal den Simulanten geben oder öffentlich seine Angst eingestehen würde, wenn er nur mit einer Taschenlampe als Lichtquelle bewaffnet ein verlassenes Grundstück betrat. Daher hatte er gelernt, die Zähne zusammenzubeißen und seine wahren Gefühle hinter den Albernheiten zu verstecken, denen er seinen Spitznamen verdankte.
    Nun blieb er hartnäckig auf seinem Sitz, während sein Kollege über die Stufen zur offen stehenden Tür ging. Das Moscow House schien in seiner gedrungenen Gestalt noch anzuwachsen, ragte hoch in die wirbelnden Nebelschwaden, und seinem angestrengten Blick fiel es nicht schwer, verfallene Zinnen zu entdecken, um die quiekende Fledermäuse schwirrten. Dann senkte sich der Nebel vor die dunkle Fassade, als wollte er einen Vorhang zwischen ihn und Alan Maycock spannen.
    »O Scheiße«, entfuhr es Jennison. Was war schlimmer, hier draußen allein oder drinnen bei seinem Kollegen zu sein?
    Der Teil seines Verstands, der noch mit der Vernunft in Verbindung stand, sagte ihm, dass er sowieso ins Haus müsste, falls Maycock irgendwas zustoßen sollte.
    Mit einem Seufzer der Verzweiflung wuchtete er seine Masse aus dem Wagen, zerknüllte die Überreste der Fischmahlzeit und schleuderte sie in die Dunkelheit, dann joggte er zum Haus und rief: »Warte doch, du Idiot. Ich komm ja schon!«

5
    Ein festsitzender Korken
    W omit werden diese Dinger da reingesteckt? Mit einem Vorschlaghammer?«, knurrte Cressida Maciver, zwängte die Flasche zwischen die Knie und zog mit beiden Händen am Korkenzieher.
    Ellie Pascoe lächelte nervös und sah auf ihre Uhr. Halb acht, zwei leere Flaschen lagen auf dem Boden, und dabei hatten sie noch gar nichts gegessen. Außerdem konnte ihre sensible Nase nichts erschnuppern, was auf Essensvorbereitungen schließen ließe, dabei gehörte Cress zu jenen Köchinnen, die kein Rührei zubereiten konnten, ohne es kräftig mit Gewürzen zu bestreuen.
    Aber nicht der Gedanke, hungrig wieder gehen zu müssen, machte sie nervös, sondern die Tatsache, dass bei früheren Anlässen auf das Öffnen einer dritten Flasche, selbst wenn sie etwas gegessen hatten, unmittelbar ein Verführungsversuch gefolgt war, der einem sexuellen Übergriff ziemlich nahe kam. Nach dem zweiten Mal hatte sich Ellie verschiedene Strategien

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