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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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unaufmerksam.«
    »Ihm.«
    »Meinem Angreifer.«
    »Du bist also sicher, dass es ein Mann war.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich ging davon aus … Da war eine Bewegung.« Sie wedelte mit der linken Hand genau hinter ihrem Kopf durch die Luft, um es zu demonstrieren. »Hinten oben. Ich dachte … Es muss ein Mann gewesen sein. Oder eine sehr große Frau.«
    Die wie Feuerbrut roch.
    Am besten, sie verschwieg ihm das.
    »Okay, das ist gut«, sagte Caleb. Sie blinzelte. Wann hatte er das Notizbuch hervorgeholt? »Du hast ihn also gar nicht gesehen. Sein Gesicht.«
    »Nein«, antwortete sie entschieden.
    »Aber du hast eine Vermutung, wer es war.«
    Was.
Nicht wer.
    »Nein.«
    Calebs Blick, grün und fest, hielt dem ihren stand. »Hast du sonst noch etwas bemerkt? Einen Ärmel vielleicht, einen Schuh, irgendetwas.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war überrumpelt. Ich bin hingefallen. Ich erinnere mich …«
    Caleb wurde hellhörig. »Woran?«
    »An nichts.«
    »Sag es mir.«
    »Einen Geruch«, gestand sie widerstrebend.
    »Einen Geruch«, wiederholte er. »Kannst du ihn mir beschreiben?«
    Dämonengeruch.
Nein, das konnte sie nicht sagen. Aber sie hatte ihm die Wahrheit versprochen. »Er war sehr … penetrant. Es roch brenzlig. Nach Schwefel.«
    »Vom Feuer«, schlug Caleb vor.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Was hat er verbrannt?«
    »Was?«
    »An dem Abend hast du gesagt …« Caleb blätterte in seinem Notizbuch. »
›Ich brauche das wieder, was er mir weggenommen hat … Im Feuer.‹
Was hat er dir weggenommen, Maggie?«
    »Ich kann mich nicht …«
    … erinnern.
    Aber sie durfte nicht lügen, sie hatte es versprochen. Es war eine Abmachung. »Ich kann es nicht sagen.«
    »Du hattest nichts an, als ich dich gefunden habe.« Calebs Stimme war sanft.
    Sie biss sich auf die Lippen. »Richtig.«
    »Willst du etwas dazu sagen?«
    Sie hatte ihr Fell ausgezogen. Sie wusste noch, dass sie es zusammengelegt und in einem Felsspalt versteckt hatte. Während ihr Herz freudig und erwartungsvoll klopfte, hatte sie sich der Felsnase genähert. Und dann hatte sie gehört – gespürt? –, wie der Angriff aus dem Dunkeln hinter ihr losbrach, um sie auf die Felsen zu werfen. Schmerz explodierte in ihrem Kopf. Sie krümmte sich. Und fühlte den bösen, verzehrenden Willen eines anderen an ihrem Fleisch lecken und wie Rauch über sie kommen. Bevor er ihrer habhaft werden konnte, flüchtete sie sich in die Bewusstlosigkeit.
    Erschauernd presste sie die Finger an den Kopf.
    »Kann ich dir etwas bringen?«, fragte Caleb behutsam. Unerbittlich. »Noch Kaffee. Oder vielleicht Wasser.«
    Sie schluckte. »Nein. Nein, mir geht es gut.«
    »Deine Kleider«, soufflierte er. »Was ist mit ihnen passiert?«
    »Ich habe sie ausgezogen.«
    »Warum?«
    »Ich war … schwimmen.«
    »Du hast deine Kleider ausgezogen, um schwimmen zu gehen«, rekapitulierte Caleb ausdruckslos.
    Sie hob den Kopf. »Ja.«
    »Hattest du vor, schwimmen zu gehen?«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Bist du deshalb an diesem Abend an den Strand gegangen?« Er formulierte die Frage um. »Wolltest du schwimmen gehen?«
    »Nein, das habe ich dir doch gesagt. Ich wollte dich sehen.«
    »Nach drei Wochen hast du plötzlich beschlossen … was? Dass du mich wiedersehen musstest?«
    Sie spürte die gefährliche Veränderung im Ton wie den warnenden Sog der Gezeiten und reagierte instinktiv, um sich zu schützen. »Armer Caleb. Hast du auf mich gewartet? Waren deine Gefühle verletzt?«
    »Maggie …«
    »Ich war da. Was soll ich denn noch sagen?«
    Sein Mund war nun eine harte, gerade Linie. »Du bist also am Strand angekommen. Um wie viel Uhr?«
    »Die Sonne war gerade untergegangen«, antwortete sie. »Die Flut war fast auf dem Höchststand.«
    »Ich werde die Gezeitentabelle checken. Du hast nicht zufällig auf die Uhr gesehen?«
    »Ich hatte keine Uhr dabei«, entgegnete sie vollkommen wahrheitsgetreu.
    »Wann bist du aus dem Haus gegangen?«
    Sie schwieg.
    »Maggie?«
    Sie antwortete nicht. Sie konnte nicht.
    Caleb seufzte. »Okay, lassen wir das für den Moment. Wie bist du hingekommen?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Wir haben kein Auto gefunden. Bist du gelaufen?«
    »Ich … Kann schon sein.«
    »Du bist also durch den Wald gekommen …« Er hielt gespannt inne.
    »Um die Felsnase herum«, sagte sie. »Wo wir … wo du gestern heruntergeklettert bist.«
    »Gut. Du hast den Pfad genommen?«
    »Nein.«
    »Wie bist du an den Strand gekommen,

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