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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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vorstrecken.
    »Erklär mir das.«
    »Was?«
    »Meine Zehen haben Schwimmhäute.«
Wie zum Beweis hatte sie mit ihnen gewackelt.
    »Maggie, es sind noch immer Zehen«,
hatte er erwidert
. »Keine Flossen. Ich brauche schon mehr von dir als das.«
    Sein Gehirn war watteweich. Es drehte ihm den Magen um. Wie viel brauchte er denn noch?
    Zwei brutale Anschläge. Beide am Strand.
    Zwei Frauen. Beide mit Schwimmhäuten an den Füßen.
    Mein Gott,
Maggie
 …
    Sam Reynolds und einer der weiblichen Detectives lösten sich von der Gruppe unter den Bäumen und schlenderten durch knöcheltiefes Unkraut auf Caleb zu.
    Caleb stand stramm und sah ihnen entgegen.
    Reynolds massierte seinen Schnurrbart. »Haben Sie ein paar Minuten?«
    »So viele Sie wollen.«
    Der Staatspolizist nickte zu seiner Begleiterin hinüber. »Sie haben Detective Hall ja schon kennengelernt.«
    Anders als die Ermittlerinnen im Fernsehen war Evelyn Hall ergraut und reizlos, wettergegerbt wie eine Scheune und fünfzehn Kilo zu schwer. Sie besaß den Händedruck eines Fischers und die Bräune eines Farmers.
    »Detective«, begrüßte er sie.
    »Evelyn.« Ihr Lächeln war eher höflich denn freundlich. Vielleicht ging es um Zuständigkeiten. Oder um die Geschlechterfrage. Die Kriminalabteilung der Staatspolizei war zu beinahe gleichen Teilen mit Männern wie mit Frauen besetzt. Aber Caleb wäre jede Wette eingegangen, dass alle weiblichen Detectives daran gewöhnt waren, von den Männern im Polizeivollzugsdienst gemobbt zu werden. »Unser Sergeant hat sich gefragt, ob wir uns nicht zusammensetzen und den Fall besprechen könnten.«
    Caleb hob die Augenbrauen. »Diesen Fall?«
    Reynolds räusperte sich. »Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieselbe Person beide Frauen überfallen hat. Bis wir die Identität des Mordopfers kennen, ist der Schlüssel zu diesen Verbrechen vermutlich der erste Angriff.«
    »Also übernehmen Sie den Fall.«
    Maggies Fall.
    »Wir legen beide Ermittlungen zusammen. Der Sergeant weiß, dass Sie sich mit den Örtlichkeiten und den Leuten hier auskennen.«
    »Ich kenne mich auch mit Mordfällen aus.«
    »Wir sind nicht mehr in Portland«, entgegnete Hall. »Wir haben eine nackte Tote in einem Touristenort. Der Lieutenant räumt dem Fall oberste Priorität ein.«
    »Nur schade, dass er noch nicht dieser Meinung war, als ich vor fünf Tagen nach Maggies Laborergebnissen gefragt habe.«
    Vielleicht hätte dieser Mord dann verhindert werden können.
Die unausgesprochene Schlussfolgerung dröhnte in ihren Ohren.
    »Hören Sie, Sie werden Ihre Rolle bei den Ermittlungen bekommen«, sagte Reynolds.
    Calebs Augen verengten sich. »Eine Rolle.«
    Reynolds zuckte mit den Schultern. »Tun Sie’s oder lassen Sie’s.«
    »Ich kann Ihnen den Bericht zeigen«, entgegnete Caleb. »In meinem Büro.«
    Seinem Zuständigkeitsbereich.
    Reynolds gestand ihm den Heimvorteil nickend zu. »Wir werden Kopien brauchen«, verkündete Hall. »Notizen, Skizzen, Protokolle …«
    »Wir haben einen Kopierer im Büro«, erwiderte Caleb gleichmütig. »Sie können kopieren, was Sie wollen.«
    »Das wissen wir zu schätzen«, sagte die Polizistin. »Im Moment ist die Leiche alles, was wir haben.«
    Caleb sah in der Erinnerung sich blaurot färbendes Fleisch und weiße Wundränder und nackte Zehen aufblitzen …
    Er ließ sich nichts anmerken. »Wie bald kann der Gerichtsmediziner die Obduktion durchführen?«
    »Normalerweise? Morgen früh«, antwortete Reynolds. »Aber der Lieutenant drängt auf heute Nachmittag. Wir brauchen ihre Identität.«
    »Besorgen Sie mir ein Foto«, bat Caleb.
    »Sie wollen es in den Medien veröffentlichen?«, fragte Hall.
    »Nur wenn wir müssen. Zuerst will ich es Maggie zeigen – dem ersten Opfer«, erklärte Caleb. »Vielleicht erkennt sie sie wieder.«
    »Wir können das übernehmen«, bot Reynolds an.
    Caleb biss die Zähne zusammen. Nicht sein Fall, ermahnte er sich. Aber …
    »Ich kann mit Ihnen gehen«, gab er zurück. »Sie kennt mich.«
    »Wir wollen Ihre Zeit nicht über Gebühr beanspruchen«, winkte Reynolds ab.
    »Haben Sie etwas dagegen, dass wir allein mit ihr sprechen?«, wollte Hall wissen.
    »Nein, nichts.« Frust fraß sich in Calebs Eingeweide.
    Es war nicht sein Job, etwas dagegen zu haben. Was zum Henker hätte er sonst sagen sollen?
    Er konnte ihnen erzählen, dass Maggie sich für eine Meerjungfrau hielt, und ihre Glaubwürdigkeit völlig untergraben.
    Oder er konnte ihnen erzählen, dass er ihr zu glauben

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