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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Lachen brachte. Zum Weinen. Wie sie tickte. Aber jetzt … Er wusste es nicht. Hatte sich keine Mühe gegeben, es zu erfahren, schon zu viele Jahre lang. »Tut mir leid, dass ich dir das aufhalse.«
    »Du halst mir nichts auf.«
    Stimmte das? Oder wollte sie ihm nur einen Gefallen tun? Außer ein paar Mal in ihrer Teenagerzeit hatte Lucy niemals jemandem zur Last fallen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen.
    »Sie muss doch irgendwo Angehörige haben, die sich Sorgen um sie machen. Freunde.« Lucy stellte ihm seine Tasse Tee hin und gab Zucker und Milch in ihre, ohne ihn anzusehen. »Einen Mann.«
    »Sie ist nicht verheiratet«, erwiderte er.
    Lucy legte den Löffel weg. »Woher weißt du das?«
    Woher wusste er es? Wusste er es überhaupt? Er ärgerte sich über seine Unwissenheit.
    »Sie hat es mir gesagt.«
    »Aber … am Telefon hast du doch gesagt, dass sie sich an nichts erinnert.«
    Nervosität kroch zwischen seinen Schulterblättern empor. »Sie hat es mir vorher gesagt«, sagte er gleichmütig. »Beim Picknick.«
    »Cal!« Die Augen seiner Schwester leuchteten auf. »Ist Maggie die geheimnisvolle Unbekannte? Die, von der du gesagt hast, dass sie nicht …«
    »Wiederkommt«, beendete er den Satz für sie. »Ja.«
    »Das ist ja phan…« Lucy legte die Stirn in Falten. »Warte mal. Ihr habt zusammen gepicknickt, und du kennst ihren Nachnamen nicht?«
    Schlimmer noch. Sie hatten Sex gehabt, und er kannte ihren Nachnamen nicht.
    Was auf die Top-Ten-Liste all jener Dinge gehörte, die man seiner Schwester nicht erzählte. Zum Henker, das war etwas, das Caleb ja nicht mal gern vor sich selbst zugab.
    »Wir haben gepicknickt«, wiederholte er. »Wir haben nicht unsere Lebensgeschichten ausgetauscht.«
    Nur Körperflüssigkeiten.
    Mist.
    »Und wie willst du ihre Familie finden?«, fragte Lucy.
    »Ich rufe morgen den Sheriff auf dem Festland an.« Caleb trank einen Schluck Tee. Noch zu heiß. »Er wird ihre Beschreibung in die Datenbank eingeben und schauen, ob sie auf eine vermisste Person zutrifft.«
    »Wie lange dauert das?«
    »Das hängt davon ab, was er findet. Wenn ich Übereinstimmungen in verschiedenen Staaten abgleichen muss, kann das Tage dauern.«
    Lucy knetete die Serviette in ihrem Schoß. »Kannst du nicht … keine Ahnung … ihre Fingerabdrücke nehmen oder so was?«
    Caleb war es gewohnt, in einer Abteilung zu arbeiten, als Teil einer Einheit, eines Teams. Er hatte Partnerinnen gehabt – gute Partnerinnen. Aber er war es nicht gewohnt, seine Fälle oder gar sein Liebesleben mit seiner kleinen Schwester zu besprechen. »Du stellst ganz schön viele Fragen.«
    Lucy schüttelte ihre Serviette aus. Grinsend. »Ich unterrichte Sechsjährige. Sie sprechen besonders gut auf einfache, direkte Fragen an.«
    »Ich werde das nächste Mal daran denken, wenn ich einen befragen muss«, sagte Caleb.
    »Und sie wechseln gern das Thema.«
    Er lächelte. Er verstand, was sie meinte. Sie hatte sich verändert. Er bewunderte die tüchtige junge Frau mit dem gesunden Humor, die ihm gegenübersaß, aber ein Teil von ihm dachte auch wehmütig an das kleine Mädchen zurück, an das er sich erinnerte. Oder vielleicht fehlte es ihm auch, nicht mehr der Bruder zu sein, zu dem sie aufsah. Der Bursche, der alle Antworten hatte. »Ihre Fingerabdrücke werden nicht im System gespeichert sein. Nicht, wenn sie keine kriminelle Vergangenheit hat.«
    Was er nicht glaubte.
    Er schob den Stuhl vom Tisch zurück. »Danke für den Tee. Würde es dir etwas ausmachen, heute Nacht ein Auge auf Maggie zu haben?«
    »Natürlich nicht. Soll ich Wache bei ihr halten?«
    »Das brauchst du nicht. Weck Maggie alle zwei oder drei Stunden auf und frag sie nach ihrem Namen. Solange sie die Antwort weiß, sich nicht übergeben muss oder Anfälle bekommt, ist alles in Ordnung mit ihr. Wenn sich Blutergüsse um die Augen zeigen oder ihre Kopfschmerzen sich verschlimmern, will ich, dass du mich anrufst.«
    Lucy nickte, nun wieder ernst. »Noch etwas?«
    »Ich habe von der Ärztin ein Merkblatt bekommen, das ich dir dalasse.« Er zögerte. Er verlangte viel von dem kleinen Mädchen, an das er sich erinnerte, von dieser Schwester, die er kaum kannte. Er konnte seinen Job nicht machen, ohne zuerst dafür zu sorgen, dass Maggie in Sicherheit und in guten Händen war. Aber … »Bist du sicher, dass das für dich okay ist? Alle paar Stunden aufzustehen?«
    »Die Schule ist vorbei. Ich muss nicht mehr früh raus.«
    »Sie wird morgen früh immer

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