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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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mache mir Sorgen um dich, sagte das Gesicht.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nicht so, wie Sie meinen … ich habe keine Probleme mit dem Glauben oder so, ich wollte nur …« Leider hatte ich mein Vorgehen vorher nicht gründlich genug durchdacht. Warum sollte er die Fragen eines fremden Jungen über einen toten Pfarrer beantworten? Ich brauchte einen Vorwand, und zwar schnell. Er stand schon vor mir.
    »Hallo«, sagte ich. »Ich mache ein Praktikum bei der Zeitung, und …« Ich erwiderte seinen Blick, und die Frage war heraus, ehe ich mir etwas Besseres überlegen konnte. »Glauben Sie an Dämonen?«
    Überrascht blieb er stehen und lächelte. »Dämonen?«
    »Ja, echte Dämonen. Die spielen doch eine Rolle bei den Katholiken, oder?«
    »Ja, eigentlich schon«, erwiderte er nachdenklich. »Die Bibel erwähnt Dämonen und böse Geister, aber sie nehmen in unserem Glauben keinen großen Raum ein. Wir ermutigen die Menschen, anständig zu leben und Gutes zu tun, und wenn wir Glück haben, müssen wir uns niemals den Kopf über Dämonen zerbrechen.«
    »Und wenn wir kein Glück haben?«
    Er betrachtete mich mit völlig anderer Miene – immer noch besorgt, aber eher beunruhigt als mitfühlend. »Warum willst du das wissen?«
    »Halten Sie das denn für so unwichtig? Wenn Dämonen existieren, wenn sie tatsächlich Menschen angreifen und zu allem Möglichen fähig sind, wie es in der Bibel steht, dann ist das doch eine Riesensache, und wir sollten ständig darüber reden.«
    Wieder lächelte er und deutete auf eine Kirchenbank. »Ich will dich etwas fragen«, sagte er und setzte sich. Ich ließ mich auf der anderen Seite des Gangs nieder. »Du gehörst nicht zu meiner Gemeinde, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Gehörst du zu einer anderen Gemeinde in der Stadt?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Es gibt einige Verse, in denen Dämonen erwähnt werden«, fuhr er fort, »und Zehntausende, die von Gott handeln. Wenn Gott existiert und den Menschen wirklich helfen kann, wie es dort heißt und wie er es der Bibel zufolge getan hat, dann ist er doch viel bedeutender, als es die Dämonen sind, oder?«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Deshalb reden die Menschen nicht gern mit Pfarrern.«
    »Autsch!« Der Geistliche lachte. »Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen hinterhältig war, aber trotzdem – autsch!«
    »Sagt die Bibel eigentlich etwas über das Aussehen der Dämonen?«
    »Dann willst du wirklich nur über Dämonen reden.« Er nickte. »Nun gut, also Dämonen. Die Bibel lehrt uns, dass Dämonen gefallene Engel sind, die zusammen mit Satan aus dem Himmel verstoßen wurden. Dämonen könnten demnach genauso aussehen wie wir – wie ganz normale Menschen, die aber zutiefst unglückliche Entscheidungen getroffen haben.«
    »Also keine Hörner, keine Mistgabeln und so weiter?«
    Er kicherte. »So weit ich weiß – nein.«
    »Ich wollte …« Ich hielt inne. Da das Eis nun gebrochen war, hätte ich ihn gern nach Pastor Olsen gefragt und herausgefunden, ob er mir bei der Suche nach dem Dämon irgendwie helfen konnte. Doch seine Antworten machten mich stutzig. Irgendetwas stimmte nicht. Es ließ mir keine Ruhe, ich musste einfach nachhaken.
    »Wie können Sie an Dämonen glauben und sich trotzdem keine Sorgen machen? Das ist doch so, als wüssten Sie, dass da draußen ein Wolf umherstreift, der Sie töten will, aber es ist Ihnen egal. Das verstehe ich nicht.«
    »Das liegt daran, dass ich an Gott glaube, und Gott ist stärker.«
    »Gott hat Pastor Olsen aber nicht beschützt«, wandte ich ein.
    Er hielt inne und musterte mich aufmerksam.
    »Jeden Tag passiert Schlimmes«, erwiderte er nachdenklich. »Jede Stunde, jede Minute. Heute waren zweihundert Menschen im Gottesdienst. Jeden von denen wird vermutlich irgendwann ein Schicksalsschlag treffen. Laut Statistik wird einer von diesen zweihundert noch diesen Monat in einen Autounfall verwickelt. Fünf werden bis zum Jahresende arbeitslos sein – vielleicht noch mehr, wenn das Sägewerk weiterhin weniger Aufträge bekommt. Die Hälfte der Leute wird irgendwann im Leben an Krebs erkranken. Obwohl ich das alles weiß, habe ich heute Morgen in der Predigt über Hoffnung gesprochen und die Gemeinde entlassen, damit sie sich der Welt stellt.«
    »Aber das bringt doch nichts«, widersprach ich. »Wenn Sie schon über Statistik reden, dann müssen Sie auch an die drei Serienmörder denken, die im letzten Jahr in der Stadt aufgetaucht sind. Bei dem Tempo, mit dem sie ihre Opfer

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