Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!

Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!

Titel: Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
Vom Netzwerk:
nicht!
    Wobei: Worauf warten sie dann? Und wieso sind sie alle so nervös? Es war ja nicht nur Marc, der kurz davor war, die Nerven zu verlieren. Alle anderen Zweibeiner machten auch einen sehr angespannten Eindruck. Gut, bei Marc führe ich das auf Carolins schlechten Gesundheitszustand zurück. Aber bei Herrn Bleckede? Oder Frau Goldberg? Und all den anderen, die momentan so kopflos durch die Gegend rennen? Nur an der Geschenkearie kann es ja nicht liegen, denn wenn die meisten Erwachsenen wissen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt, haben sie doch ausreichend Zeit, sich auf Weihnachten vorzubereiten und die Geschenke selbst zu besorgen. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das schließlich jedes Jahr und kommt somit nicht überraschend. Das dürfte die Menschen nicht vor allzu große Probleme stellen.
    »Weißt du, Herkules, auch ohne Weihnachtsmann freue ich mich dieses Jahr besonders. Denn diesmal feiern wir als richtig große Familie! Oma kommt, und Carolins Eltern kommen auch. Die sind ja auch so ein bisschen wie Oma und Opa für mich. In München habe ich immer nur mit Mama und Jesko zusammen gefeiert. Da gibt’s natürlich viel weniger Geschenke. Ach, das wird bestimmt schön, wenn sich Oma und die Fast-Oma endlich kennen lernen! Ich mag die beiden so sehr, also mögen sie sich bestimmt auch gleich. Und meine beiden echten Opas sind ja schon tot, da ist es doch super, dass ich jetzt noch einen Ersatz-Opa bekomme, nicht?«
    Ich muss an meinen eigenen Opa denken. Opili war der schneidigste Dackel, den die Welt je gesehen hatte. Schlau, furchtlos und gütig. Ein exzellenter Jäger. Ein treuer Kamerad. Ich habe nie erlebt, dass sich der alte von Eschersbach
jemals zu einer Gefühlsregung hat hinreißen lassen. Aber als Opili einmal von einer Wildsau angegriffen und verletzt wurde, da hat sich der Alte wirklich Sorgen um seinen treuen Jagdhund gemacht, so hat es Opili mir erzählt. Opili hatte eine große Wunde, die genäht werden musste, und der Alte hat zwei Nächte an seinem Korb gewacht. So wichtig war Opili für ihn. Und für mich: Er ist immer noch mein großes Vorbild. Alles, was ich über die Jagd weiß, weiß ich von ihm.
    Wenn der Ersatz-Opa auch nur halb so bedeutend für Luisa wird, wie Opili es für mich war, dann hat sie wirklich Glück und kann bestimmt viel von ihm lernen. Wobei ich mir gerade nicht so sicher bin, was Menschenkinder überhaupt von ihren Ahnen lernen. Wenn ich es richtig verstanden habe, lernt Luisa die meisten Sachen in der Schule. Dort geht sie gemeinsam mit vielen anderen Kindern hin und lernt – ja, was eigentlich? Ich würde vermuten, auf alle Fälle die Sache mit dem Lesen und Schreiben. Darum beneide ich sie. Denn damit können die Menschen sehr viele Sachen machen, die kein Hund jemals bewerkstelligen würde. Zum Beispiel kann man sich miteinander verständigen, ohne sich zu sehen. Aber nicht wie am Telefon. Also, die Menschen sprechen nicht miteinander. Sondern sie schreiben ihre Gedanken auf ein Blatt Papier. Und dann kann ein anderer Mensch sie lesen. Und obwohl die beiden Menschen vielleicht kein Wort miteinander gewechselt haben, weiß der Leser, was der Schreiber gedacht hat. Mal angenommen, ich könnte schreiben. Dann würde ich auf einen Zettel schreiben »Bin im Garten.« Und wenn Herr Beck dann auch noch lesen könnte, würde er auf den Zettel gucken und wüsste, wo er mich findet. Faszinierend, oder? Und diese Fähigkeit, die lernen Kinder in der Schule. Das bedeutet, nicht jedes Kind lernt für sich alleine von Mutter oder Vater, sondern alle zusammen von irgendeinem anderen
Menschen. Eines muss ich den Zweibeinern lassen – effektiv sind sie schon. Allerdings fangen sie für meinen Geschmack mit der so gewonnenen Zeit nichts Sinnvolles an. Wie etwa entspanntes Rumliegen. Stattdessen rennen sie gleich wieder los und machen die nächste Sache. Auch Marc und Carolin liegen sehr selten einfach nur rum, und das, obwohl sie doch so ein schönes Sofa haben. Eins steht fest: Gut tut das den Menschen nicht. Womit ich wieder beim Ausgangspunkt meiner Überlegungen wäre: Was macht dieses Weihnachten bloß mit den Zweibeinern? Die sind wirklich noch hektischer als sonst. Und das, obwohl sie doch anscheinend gar nicht auf den Weihnachtsmann warten.
     
    Die Gelegenheit, die Frage mit dem eigentlich unangefochtenen Meister in puncto Menschenkenntnis zu diskutieren, ergibt sich früher als erwartet. Carolin beschließt, heute doch noch in die Werkstatt zu gehen, und

Weitere Kostenlose Bücher