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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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eine Antwort stehen lassen. Er war sich sicher, dass
Heather etwas gesehen hatte, was sie
beide betraf. Sie und er – sie fühlten über den Herzblutstein einander und
teilten ein unsichtbares inneres Band. Er hatte sich das nicht ausgesucht. Das
hatten die Götter so entschieden.
    Er erinnerte sich daran, wie er an Mayas heiligem Berg in
der Halle der Wahrheit drei Tage
meditiert und gefastet hatte. Damals, vor einem Jahr, wollte er die Götter zu
einer Antwort bewegen. Wenn er ehrlich war, wollte er sie zwingen, sein
Schicksal zu ändern. Er wollte seine Todesvisionen loswerden. Als er endlich
die Augen öffnete und in die Schale der
Götter blickte, um eine Vision einer neuen Zukunft zu erhalten, lag darin
der Herzblutstein. Mit einem unguten Gefühl tauchte er die Hand in das klare
Bergwasser und nahm den Rubin an sich. Als er ihn betrachtete, zerfiel der Stein
in zwei Hälften.
    Schluchzend brach er über dem Wasserbecken zusammen.
Irgendwann tauchte die Priesterin auf. Sie pulte die Steine aus seiner Faust und
ging. Nach einer Weile kam sie zurück. In der Zwischenzeit hatte sie die Rubine
in silberne Fassungen gepresst und an silberne Ketten gehängt. »Du wirst
wissen, für wen die andere Hälfte bestimmt ist«, hatte sie gesagt und ihm eine
Kette umgelegt. »Wehre dich nicht dagegen! Die Götter entscheiden nichts, was
du nicht ertragen kannst.«
    Moryn verzog den Mund. Maya hatte ja keine Ahnung. Der
Herzblutstein nützte ihm gar nichts. Im Gegenteil, er besiegelte seinen Tod.
    Er wehrte sich mit aller Kraft dagegen, dass dieses Band zwischen
Heather und ihm noch mehr Bedeutung für ihn bekam. Aber es gelang ihm nicht.
Wenn er ehrlich war, hatte er ihretwegen den Priesterweg gewählt. Er hatte gehofft,
durch den Pfad der Askese und des
Verzichts die Verbindung zu zerstören. Aber sie blieb trotzdem immer irgendwie in seinem Kopf – und in seinem
Herzen.
    Du bringst mir den
Tod.
    Tief in seinem Innersten wusste er, dass es so nicht ganz
stimmte. Keine Frage, in seinen Todesvisionen sah er Heather ganz in seiner
Nähe, während er starb. Aber sie war nicht für das verantwortlich, was geschah.
Trotzdem hoffte er, sein Schicksal irgendwie verhindern zu können. Am
einfachsten, indem er Heather aus dem Weg ging. Doch wenn er das tat, fühlte er
sich noch elender.
    Er ballte die Fäuste, so wütend war er. Nur mühsam gelang es
ihm, ruhig sitzen zu bleiben. Am liebsten hätte er den Tisch entzwei
geschlagen.
    Wie nur sollte er seinem Schicksal entgehen?
    Und noch etwas quälte ihn – ein Gefühl, das ihm als Priesteranwärter
nicht gestattet war. Moryn spürte es in seinem Magen, es bereitete ihm Übelkeit
und Schmerzen. Aber vor allem nagte es an seinen Gedanken und machte ihn
schwindelig und unbeherrscht. Diesem Zustand durfte er auf gar keinen Fall
nachgeben. Mit aller Kraft wollte er dieses Gefühl abschütteln, aber es gelang
ihm nicht. Obwohl er sich heftig dagegen wehrte, musste er die ganze Zeit daran
denken, wie Zalym seinen Arm um Heathers Schulter gelegt hatte. Er war kurz
davor gewesen, ihm die Faust ins Gesicht zu rammen.
    Liebst du sie so wie
ich?
    Wärest du bereit, für
sie zu sterben?

 
    Und nun hockte er hier in diesem beknackten
Kunstunterricht und vertrödelte seine kostbare Zeit.
    Das nennt sich Kunst!? Moryn schüttelte den Kopf. Da hatten die Menschen so wenig Zeit, um die
wirklich wichtigen Dinge im Leben zu lernen, und dann beschäftigten sie sich mit
völlig Überflüssigem: Mit Comics, Heldenfiguren und Monstern.
    »Wenn’s denn unbedingt sein muss«, maulte er und zog ein
paar Striche quer übers Blatt. Mit geübter Hand teilte er eine Reihe Felder ein
und zeichnete die Geschichte vom Dämon Vucu, der behauptete Sonne, Mond und
Erde gleichzeitig zu sein. Die Brüder Huna und Ixba besiegten ihn daraufhin in
einem rituellen Ballspiel, und dann tötete Huna ihn, indem er ihm den Kopf
abschlug.
    Der Lehrer, ein Grieche mit dem unaussprechlichen Namen
Piccolatochasilulous (oder so ähnlich), den alle nur Picasso nannten, ging von
Tisch zu Tisch und begutachtete die Arbeiten der Schüler. Schließlich kam er an
Moryns Platz. Er betrachtete die Zeichnung und hob eine Augenbraue. »Was soll
das denn sein? Wo ist in deinem Comic der Actionheld? Wo der Kampf?«
    Moryn zeigte auf einen der kämpfenden Brüder. »Das ist Huna
und er ist mehr als ein Held. Er ist sogar ein Gott, ein Sonnengott. Und der
Kampf findet hier statt.«
    »Mit dem Ball?« Picasso griff sich in die

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