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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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dem
Lehrerpult stehen.
    Klein nickte. »Da liegt die Kreide. Bediene dich!«
    Zögernd griff Moryn in die aufgerissene Pappschachtel. Er
hielt die Kreide in der Hand und starrte auf die Tafel.
    »Ist noch etwas?«, fragte der Lehrer irritiert und hob eine
Augenbraue.
    »Graf von Stauffenberg«, las Moryn von der Wand ab. Heather
begriff sofort, dass er mühsam um Fassung rang.
    »Ja«, sagte Klein und sah ihn an. »Das Thema dieser Stunde
sind Widerstandskämpfer.«
    Moryn trat zur Tafel und   zeigte auf das Wort Held. »Claus
Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg«, sagte er leise, »war sicher alles
Mögliche, nur … kein Held.«
    Heather hielt den Atem an. Sie glaubte, aus Moryns Stimme
Traurigkeit herauszuhören.
    Über die Klasse legte sich Stille. Jegliches Scharren mit
den Füßen und Murmeln der Schüler war jäh versiegt. Man hätte eine Schneeflocke
fallen hören können. Alle starrten den Jungen an, der es gewagt hatte, so etwas
zu sagen.
    »Wie kommen Sie zu dieser Feststellung?«, fragte der Lehrer
in ebenso leisem Tonfalls. »Würden Sie uns das bitte näher erläutern.«
    Heather fiel auf, dass der Lehrer ihn plötzlich siezte.
    »Der Mann hat seine Aufgabe nicht zu Ende gebracht und damit
Tausende in den Tod gestürzt«, erklärte Moryn. »Ein Held räumt erst das Feld,
wenn er absolut sicher ist, dass er das getan hat, wozu andere nicht fähig
sind. Ein Held rennt nicht einfach fort, in der Hoffnung, es würde schon alles
richtig laufen. Er vergewissert sich. Er bleibt bis zum Schluss – bis zum
bitteren Ende. Hätte er das getan, dann wäre Hitler an jenem denkwürdigen Tag
gestorben. Stauffenberg war also nur ein Feigling, der im letzten Moment
gekniffen hat, um seine eigene Haut zu retten. Die Operation Walküre war ein
einziges Desaster, ausgelöst von einem Mann …«, Moryn senkte die Stimme noch
mehr, »der kein Held war!«
    Der Lehrer rückte sein Jackett zurecht, erneut haftete
Kreide daran. Heather bemerkte, dass mehrere Mitschüler mit offenem Mund da
saßen.
    »Und das Verrückte ist …«, Moryns Gesichtsausdruck wechselte
von Bitterkeit zu Fassungslosigkeit, »das Verrückte ist, das Weglaufen hat ihm
nichts genützt. Er ist am 21. Juli 1944, wie wir alle wissen, trotzdem
gestorben.« Die letzten Worte hatte er nur noch gehaucht. Aber trotzdem hatte
ihn jeder bis in die letzte Reihe verstanden.
    »Okay«, sagte der Lehrer, »Sie kennen sich offensichtlich
gut aus.« Diplomatisch setzte er das Wort »Held« in Klammern und schrieb ein
Fragezeichen dahinter. »Was ist denn für Sie ein Held?«
    »Jemand, der eine herausragende Tat zum Wohle anderer begeht
und dabei dem Tod ins Auge blickt.«
    »Und wen würden Sie als Held bezeichnen?«, fragte Klein in bemüht
sachlichem Tonfall.
    »Die Widerstandkämpfer der weißen Rose, Hans und Sophie
Scholl, und ihre Freunde«, sagte Moryn und nahm sich ein zweites Stück Kreide.
Das erste Stück lag zerbröselt auf dem Boden.
    Klein nickte. »Vielleicht solltest du jetzt in deine Klasse
zurückgehen, bevor du dort noch vermisst wirst«, wechselte der Lehrer vom Sie
zurück ins Du.

13 Außenseiter

 
    A uf dem Weg in den Pausenhof lief
Heather neben Zalym.
    »Weißt du, warum Moryn vorhin so …« sie überlegte, »so aufgewühlt
war?«
    Zalym zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Du kennst ihn
doch.«
    Dieses Mal ließ sie sich nicht mit einem Schulterzucken abwimmeln.
»Nein«, sagte sie, »es schien fast so, als wäre er persönlich betroffen.«
    »Vergiss nicht, wir sind über hundert Jahre alt. Wir haben
diesen verdammten Krieg miterlebt.«
    Heather erschrak. Das hatte sie nicht bedacht. Elben
alterten viel langsamer als Menschen. Daher kamen auch die Gerüchte, dass sie
angeblich unsterblich waren. Was natürlich nicht stimmte. Sie wurden nur sehr
alt. Zumindest solange sie auf Aion lebten. Es lag irgendwie an den
Planetenschwingungen hatte Tessya erklärt. Wenn Elben bei den Menschen lebten, verkürzte
sich ihre Lebenszeit erheblich, etwa auf einhundertfünfzig Jahre. Umgekehrt
wurden Menschen ähnlich alt wie Elben, wenn sie dauerhaft auf Aion blieben.
    »Aber«, warf sie zaghaft ein, »ihr lebt doch gar nicht bei
uns. Was hattet ihr mit unserem Krieg zu tun?«
    Zalym runzelte die Stirn und antwortete mit einer Gegenfrage.
»Sind dir die heutigen Kriege im Vorderen und Mittleren Osten und in Afrika
etwa egal? Das siehst du doch auch im Fernsehen und lebst nicht da. Wenn es so
weiter geht mit eurer Welt, dann habt ihr dieses

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