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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Jahr den höchsten Stand an
Kriegen seit 1945.«
    Betreten senkte Heather den Kopf. Die Elben dachten oft viel
komplizierter als sie, und wenn sie ehrlich war, hatte sie sich bisher nicht sonderlich
für die Kriege in der Welt interessiert. Jetzt schämte sie sich dafür. Sie
konnte gut verstehen, wenn die friedlich lebenden Elben Angst vor den Menschen
hatten und ihre Welt vor ihnen verbargen.
    »Wir hatten damals auch Elben als Botschafter bei euch.« Zalym
flüsterte, damit ihn niemand von den anderen Schülern hören konnte. »Und wir
waren mit einigen Menschen befreundet. Denen haben wir geholfen, und uns dabei
selbst in Gefahr gebracht.«
    Während sie redeten, waren sie zu einer Mauerecke gegangen, hinter
der Fahrräder parkten. Dort waren sie geschützt vor neugierigen Zuhörern.
    Heather lehnte sich gegen die Mauer.
    »Zu eurem Krieg«, sagte Zalym, »gibt es eine Elben-Historie,
die nicht in euren Geschichtsbüchern steht. Wir hatten auch Verluste. Und vor
allem hatten wir Angst vor Entdeckung und Verrat. Täglich rechneten wir damit,
dass die Nazis über einen Torbaum bei uns einmarschierten.«
    In diesem Moment ahnte Heather, dass Moryns Abneigung gegen
die Menschen sehr viel tiefer lag, als sie bisher vermutet hatte. Vor einem
Jahr hatte sie sich über seine unverhohlenen Vorurteile ihr gegenüber geärgert.
Nur mühsam hatte sie den unsichtbaren Eisberg zwischen sich und ihm zum Schmelzen
gebracht.
    Und auch Zalym hatte sich reserviert verhalten. »Mach dich
nicht lächerlich. Sie ist nur ein Mädchen«, hatte er damals zu Moryn gesagt. Nur ein Mädchen , dachte Heather, und nur ein Mensch .

 
    Zwei Mädchen kamen kichernd auf sie zu, ihre Stimmen
rissen Heather aus den Gedanken. Die Mädchen waren ein oder zwei Klassen unter
ihnen. Sie hatten sich eingehakt und schlenderten nun langsam an ihnen vorbei.
    Mit einem gedehnten »Hey« grüßten sie und starrten dabei
Zalym an. Er nickte ihnen mit abwesendem Blick zu. Enttäuscht gingen sie weiter.
    »W-was sollte das?«, stotterte er sichtlich verlegen.
    »Die wollten …«, Heather lachte, »… ich glaub, die wollten
mit dir flirten.«
    »Kann nicht wahr sein.« Zalym spähte den Mädchen hinterher.
    »Wo ist Tessya eigentlich?«, wechselte Heather das Thema und
suchte den Schulhof ab.
    Die Elbin stand in der Nähe der Treppe und diskutierte mit
Moryn. Vermutlich ging es um seinen Auftritt in der Klasse. Denn eigentlich
sollten die Elben sich möglichst unauffällig verhalten. An vielen Details
merkte man ihnen bereits an, dass sie irgendwie anders waren: ihre durchtrainierten Körper, die wenig modische
Kleidung, ihre Aussprache … Aber das ließ sich immerhin noch damit erklären,
dass sie zu einer Schaustellertruppe gehörten. Moryns außergewöhnliches Wissen
über die Deutsche Geschichte passte jedoch weniger zu diesem Image.
    Kaum hatte Tessya sich von Moryn entfernt, schlenderte ein
Mädchen auf ihn zu und verwickelte ihn in ein Gespräch. Es war Tinka.
    »Kennst du das Mädchen, das bei Moryn steht?«, fragte Zalym.
    »Ja, das ist Tinka«, antwortete Heather. »Normalerweise hängt
sie in den Pausen mit ihrem Bruder Karl zusammen. Der ist ein Jahr älter als
sie. Ich glaube, der geht in Moryns Klasse.«
    Heather wusste nicht viel über die beiden Geschwister, außer
dass sie sich meistens von den übrigen Schülern absonderten. Das betraf auch
ihr Äußeres: Sie trugen schwarze Kleidung mit silbernen Nieten, frisierten sich
die Haare fransig und in alle Richtungen abstehend und umrandeten ihre Augen
(auch der Junge) mit einem schwarzen Kajal.
    Die beiden wirkten auf Heather immer, als befänden sie sich
in einer eigenen Welt, in der vor allem alles düster war. Und tatsächlich war
ihr bisheriges Leben auch so verlaufen.
    »Sie sieht irgendwie traurig aus«, sagte Zalym.
    »Dazu hätte sie auch allen Grund. Glaubt man den Gerüchten,
dann war die Mutter eine Alkoholikerin. Sie ist im letzten Jahr gestorben.
Seither leben sie und ihr Bruder alleine in einem kleinen Fachwerkhaus. Mein
Vater sagt, das Haus müsste dringend saniert werden, sonst übersteht es den
nächsten Winter nicht.«
    »Haben sie keinen Vater?«
    »Doch, aber der hat die Familie verlassen. Angeblich
arbeitet er irgendwo im Süden. Aber jeder im Dorf weiß, dass er dort eine neue
Familie gegründet hat.«
    »Geht das denn so einfach, dass die beiden alleine leben?
Also wir mussten Tante Mona mitnehmen …«
    »Tja, das Jugendamt duldet wohl die Situation, weil der
Vater

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