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Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Titel: Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kuegler
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KLEINEN STADT
     
     
     
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    ine halbe Stunde, ein Stück Kuchen und zwei Tassen Kaffee später machten sie sich auf den Weg zur Firma. Sie brachen etwas früher als notwendig auf, weil sie sich vorher noch ein wenig in der Stadt umsehen wollten. Die Fahrt im Bus verlief ohne weitere Zwischenfälle, obwohl Max kurz das Gefühl hatte, als ob der mechanische Fahrkartenentwerter ihn misstrauisch mustern würde, bevor er die Fahrkarte zögerlich abstempelte. In der Fußgängerzone herrschte reges Treiben.  Die Sonne schien und wärmte das Kopfsteinpflaster der schmalen verwinkelten Gassen der Innenstadt. Ein Geschäft schmiegte sich an das nächste und die Menschen flanierten von Schaufenster zu Schaufenster. Kinder tobten Eis leckend umher. Die Gassen mündeten in einer breiten schnurgeraden Allee, die sich wie eine Achse durch die ganze Innenstadt zog. In ihr hatten sich die großen und überwiegend teuren Einkaufsketten niedergelassen. Max fühlte instinktiv, dass sie ihr vorläufiges Ziel erreicht hatten.
    „Schau nur Max! Die haben hier auch ein I & N! Komm lass uns mal reingehen!“, rief sie und lächelte selig über ihre Entdeckung.  Damit wurde seine Vermutung zur Wahrheit.
„Du willst mir doch jetzt nicht ernsthaft sagen, dass wir sozusagen eine Weltreise bis hier her gemacht haben und das Erste, was du dir von all den atemberaubenden Sehenswürdigkeiten dieser Stadt genauer anschauen willst, ist dieses…  I&N?!?“, sagte er.
„Doch!“, antwortete sie knapp.
„Aber warum um Himmels Willen?!? So ein I&N haben wir doch auch dort, wo wir herkommen! Die verkaufen Kleider wie bei uns auch! Also warum sollten wir ausgerechnet hier rein gehen?“
„Vielleicht haben sie ja hier andere Kleider!“
„Das ist eine Handelskette! Die hat überall das gleiche Sortiment!“
„Das kann man nicht wissen. Vielleicht haben sie speziell in dieser Stadt andere Sachen!“
„Und wenn, brauchst du unbedingt was zum Anziehen?“
„Nein!“
„Ja, aber warum…“. Max hatte diese Logik so verwirrt, dass er noch nicht einmal wusste, wie er die Frage zu Ende bringen sollte.
„Das verstehst du eben nicht!“, sagte sie unterkühlt. „Ich gehe jedenfalls jetzt da rein! Wenn du nicht mitkommen willst, kannst du ja hier draußen bleiben!“
    Ohne eine Antwort abzuwarten lies sie ihn stehen und ging wild entschlossen auf den Eingang zu. Max fügte sich in sein Schicksal und suchte eine strategisch günstige Stellung, wo er in aller Ruhe abwarten konnte, bis sie ihren Sturm auf die Bastille beendet hatte. Die Aufgabe war schwieriger als er dachte. Einerseits musste er den Eingang im Auge behalten, damit er sie nicht verpasste. Andererseits durfte er auch ihren unentwegt anstürmenden Geschlechts- und Gesinnungsgenossinnen nicht im Wege stehen, um nicht erbarmungslos überrollt zu werden. Kurz neben dem Eingang fand er noch ein sicheres Plätzchen, wo bereits zwei weitere Männer ihr Lager aufgeschlagen hatten und versuchten, den Eingang nicht aus den Augen zu lassen. Als Max sich zu ihnen gesellte, trafen sich ihre Blicke. Sie nickten sich stumm zu. Worte waren in dieser Situation überflüssig. Jeder von ihnen wusste instinktiv, dass sie das gleiche Schicksal verband. Als er darüber nachdachte, beneidete er die Kinder um ihre Paradiese in schwedischen Möbelhäusern. Einmal in so ein Ballbecken springen. Einmal eine Arschbombe! Wie hoch die Dinger wohl springen würden? Eine Bewegung links von ihm riss ihn aus seinen Gedanken. Der Mann neben ihm hatte sein Frauchen entdeckt und bewegte sich freudestrahlend auf sie zu. Für einen Moment glaubte er ein Hecheln zu hören. Der Glückliche. Wo die Schwarzhaarige nur blieb? So groß konnte dieses Kaufhaus doch nicht sein. Hoffentlich hatte sie ihn nicht vergessen. Oder sie kommt absichtlich nicht wieder? Nicht auszudenken. Vor I&M ausgesetzt! Und wenn jetzt ein anderes Frauchen ihn einfach mitnehmen würde? Würde sie ihn vermissen? Würde sie ihn suchen? Wie viele Männer wohl auf diese Art und Weise jedes Jahr vor Kaufhäusern verloren gehen? Hat sich jemals jemand um diese Schicksale gekümmert? Warum richten diese verdammten gewissenlosen Unternehmen nicht geschützte Bereiche ein, wo die Männer beaufsichtigt werden, bis ihre Frauen sie wieder abholten? Gemütliche Ledersessel. Beruhigende Musik. Kleine Erfrischungen. Vielleicht ein kühles frisch
    gezapftes Bier an heißen Tagen. Eine hübsche Bedienung… Max sah sie genau vor sich. Sie kommt auf ihn zu. Sie

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