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Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Titel: Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kuegler
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Das hab ich nie gesagt. Im Gegenteil, ich sagte, es sei kein Problem.“
„Aber damit… ich dachte, sie wollten mich auf den Arm nehmen? Es ist schließlich völlig unmöglich, ohne Angaben jemanden zu suchen.“
„Mann!“, stöhnte Monstrum als ob er mit einem Menschen rede, der mit geistigen Fähigkeiten nur suboptimal ausgestattet war.
    Und das war praktisch jeder neben Monstrum.
    „Sie sagten eben ‚Hornbrille’. Das war wenigstens für den Bruchteil einer Sekunde mal eine kleine Herausforderung für mich. Endlich mal ein wenig Abwechslung. Ich habe während des Gesprächs mit der Webcam auf dem Marktplatz geredet, von wo ihr Anruf kommt. Sie hat sich freundlicherweise bereit erklärt, mir ein Bild von ihnen zu schicken. Dann hab ich ihren größtmöglichen Bewegungsradius für heute abgeschätzt. Wobei ich trotz ihres Übergewichtes sehr großzügig war…“
„BITTE?!? Ich hab kein…!“
„…und dann einfach ihr Bild an alle Kollegen innerhalb dieses – nicht sehr großen – Radius geschickt. Daraufhin hatten sich gleich ein Kühlschrank und ein Lift gemeldet, mit deren Daten ich ihr Bewegungsprofil und ihre Kontakte vervollständigen konnte. Ein kleiner Plausch mit der Datenbank der Firma ergab, dass nur ein Angestellter eine Hornbrille trägt. Einem  Navigationsgerät kamen sie übrigens irgendwie bekannt vor, aber es konnte sich nicht mehr richtig erinnern. Es hatte jedoch das Gefühl, man müsse sich vor ihnen in acht nehmen. Warum auch immer. Und was mir erst der Kühlschrank und der Lift über sie erzählt haben… Na ja, wie dem auch sei, wollen sie jetzt die Rufnummer von Hornbrille?“
Max schwirrte zwar noch der Kopf, aber er sagte sofort „JA! Ja ich will!“ Und wusste im gleichen Moment, dass er seine Formulierung hätte besser durchdenken sollen.
    „Hach Süßer“, sprach Monstrum mit verstopfter Nase. „Du Schlingel! Aber nicht am Telefon. Da musst du mich schon persönlich fragen.“
    „HA! – HA! – HA!“, entgegnete Max.
    „Ganz schön humorlos. Zur Kenntnis genommen und ihrem Profil hinzugefügt“, sagte Monstrum trocken. „Immer noch Interesse an der Rufnummer?“
„Ja… bitte.“
Monstrum sagte sie an und ergänzte beiläufig: „Übrigens hat mir die Sicherheitskamera noch gesteckt, dass sie heute bei der Vorstellung in der Firma von Hornbrille eine Visitenkarte bekommen haben, auf der sämtliche Kontaktdaten von ihm drauf stehen.“ Monstrum machte gar nicht erst den Versuch, die Überheblichkeit in seiner Stimme zu verstecken. „Sie war mehr als verwundert darüber, dass sie die Nummer nicht wussten. Wo doch die Visitenkarte in ihrer Hemdtasche steckt.“
    Max fühlte, wie ihn eine Woge von Ärger und Scham durchflutete. Die Stimmen im Kopf lachten lauthals. Die Kantine war zu einer Hochburg der Ausgelassenheit geworden. Max platzte der Kragen.
    „UND DAFÜR LÄSST MAN MICH EWIG IN DER LEITUNG HÄNGEN??!?“, schrie er und schlug auf den Kasten vor ihm.
„Ich verstehe ihre Aufregung nicht“, entgegnete Monstrum kühl. „Sie hätten das Sprachportal doch einfach umgehen können, in dem sie gleich zu Beginn ihren persönlichen Passsatz gesprochen hätten.“
„Meinen… was?!?“
„Boah Mann, unter welchem Stein sind sie denn hervorgekrochen?“, fragte Monstrum und verdrehte virtuelle Augen. „Ihren persönlichen Passsatz. Der Masterschlüssel zu ihrem weltweiten Account.“ Als Max nicht antwortete stöhnte Monstrum. „Passsatz vergessen, was?“ Als Max immer noch nicht antwortete ergänzte Monstrum leiernd: „Der sacklederne Auerhahn reihert umtriebig sechsundsiebzig Tritzen in Rietzen auf die Autobahn.“
„Ach, das ist mein…?“
„…Passsatz, ja.“
„Das ist also so etwas wie das Masterpasswort?“
    „Masterpasswort“, schnaubte Monstrum verächtlich. „So was gibt es doch schon seit Ewigkeiten nicht mehr.“
„Aber… aber… Aber wie kann das sicher sein, wenn jedes Monstrum mein Passwort weiß?!?“
    „PASSSATZ!“, maulte Monstrum gereizt. Max hatte wohl ein Gefühlsunterprogrammnerv getroffen. „Es kommt nur auf die Aussprache des Satzes an! Das spricht jeder anders! Und anhand des Stimmenmusters bist du eindeutig zu erkennen!“ Monstrum war zum Du gewechselt, was Beschimpfungen erleichterte. „Das hat dir doch der Aufzug schon erklärt, du bildungsferne Ansammlung von Wasseratomen! Herrgott, wie kann so was wie du eigentlich einen Schritt gehen ohne dabei umzufallen?!?“
    Max wusste, dass er eigentlich beleidigt sein müsste.

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