Welten-Reise
Warum hatte er das nicht getan? War er gerade diesmal unvorsic h tig gewesen? Zunächst hatte es so ausgesehen, aber im Rückblick war dies weniger wahrscheinlich. Es schien beinahe so, als wollte ihnen die Maschine den Spiegel sogar zurückgeben. Aber das machte keinen Sinn. Com-Puter machte niemals etwas freiwillig für irgend jemanden, es sei denn, es gab dabei reichlich mehr zu gewinnen als zu verlieren. Was konnte er gewinnen, wenn er den wertvollen Spiegel aufgab?
Gut, die Tat war vollbracht, und sie hatte den Spiegel. Nun tra u te sie es sich zu, den Himmeltaler zu benutzen. Denn jetzt, da Electra ihn aufgeladen hatte, war der Taler zum Gebrauch bereit. Sie hatten immer schon gewußt, daß er zur Vollendung der Suche, die Dolph begonnen hatte, gebraucht werden würde. Es galt, den Guten Magier Humfrey zu finden, der vor sieben Jahren mit seiner Familie verschwunden war und sein Schloß leer zurückgelassen hatte.
Er mußte einfach gefunden werden, weil sich die unbeantworteten Fragen täglich vermehrten. Xanth brauchte ihn!
Prinz Dolph konnte den Taler nicht benutzen. Davon waren auch ihre Eltern überzeugt gewesen, denn da Prinz Dolph mit zwei Mädchen zugleich verlobt war, mußte er bleiben und sich zwischen den beiden entscheiden. Das eine Verlöbnis mußte er auflösen, um die andere zu heiraten, sobald er in das entspreche n de Alter kam. Bis er dieses Durcheinander bereinigt hatte (Königin Irene nannte es freundlich umschrieben eine ›Situation‹, aber es war tatsächlich ein Durcheinander, was jeder wußte), würde er nirgendwo hingehen.
Und so schickte sich Ivy an, den Taler zu benutzen. Seine Magie bestand darin, daß er den, der ihn anrief, wohin auch immer oder zu was auch immer oder wann auch immer oder zu wem auch immer brachte, je nachdem, was der Benutzer am nötigsten brauchte. Er war durchaus nicht sicher, daß der gute Magier Hu m frey Ivy am nötigsten brauchte, aber seine Botschaft an Dolph hatte den Himmelstaler genannt. Wenn nun der Gute Magier g e dacht hatte, daß es ihm helfen würde, dann würde es daß auch sicherlich tun, da Humfrey der Magier der Information war und daher alles wußte. Deshalb nahm Ivy an, Humfrey finden zu kö n nen, wo immer er auch sein mochte. Sie hielt sich für diese Aufg a be für geeignet. Doch Magie wirkt auf ihre ganz spezielle Weise.
Dennoch war sie sich tief im Innern nicht ganz sicher. Unter a n derem gab es da den Fluch des Magiers Murphy, der vor acht- oder neunhundert Jahren gelebt hatte und dessen besondere F ä higkeit darin bestand, all das schiefgehen zu lassen, was schiefg e hen konnte. Er hatte zu Electras Zeiten das Volk verflucht, und eine Folge davon war, daß Electra in dem Bann gefangen blieb, und Dolph wurde davon betroffen, indem er nun mit zwei statt mit einem Mädchen verlobt war. Achthundert Jahre, und Murphys Fluch war mächtig gewesen! Wie konnte sie also sicher sein, daß er nicht immer noch funktionierte? Würde er ihre Mission durchei n anderbringen und die Sache noch schlimmer machen, als sie es ohnehin schon war, indem er sie ebenso verschwinden ließ wie den Guten Magier?
Die Antwort lautete, daß sie nicht sicher sein konnte. Vielleicht hatte der Magier Humpfrey es am besten gewußt – aber vielleicht hatte er diesen uralten Fluch vergessen. Es gab nur eine Möglic h keit, das sicher herauszufinden – und das machte sie nervös.
Aber sie äußerte diese Zweifel niemals gegenüber einem anderen, weil dies den Anschein erwecken könnte, daß sie ihre Vereinb a rung, den Himmelstaler zu benutzen, brechen wolle. Das würde sie mit Sicherheit nicht tun. Der Gute Magier mußte gefunden we r den. Dolph hatte seinen Teil getan, und nun war sie an der Reihe.
Bald darauf war es soweit. Der Himmelstaler war voll aufgeladen und bereit. So sagte es Electra, und Electra mußte es wissen; darin war sie von der Zauberin Tapis ausgebildet worden, die den gr o ßen historischen Wandteppich gewebt hatte, der jetzt in Ivys Zimmer hing. Tatsächlich hatte der erste Taler, den sie angefertigt hatte, wunderbar funktioniert, indem er Electra selbst hierher in die Gegenwart gebracht hatte, gerade als sie einen neuen Himmel s taler brauchten.
Ivy hatte diese früheren Geschehnisse mehr als einmal auf dem Wandteppich beobachtet, und sie konnte alles bestätigen, was Electra erzählt hatte. Sie schaute so gerne den Geschichten des Wandteppichs zu, nicht, weil sie dem Mädchen mißtraute, sondern weil sie unersättlich neugierig auf
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