Welten-Reise
er, daß er kurz davor war, eine Erkl ä rung zu finden, wenn er es nur schaffte, bevor die Erinnerung entfloh.
Grey war in das Stadtapartment gezogen, weil seine Familie es sich nicht leisten konnte, ihn im College unterzubringen. Das stä d tische College war nämlich verpflichtet, alle qualifizierten Ortsa n sässigen aufzunehmen. Deshalb war sein Unterricht, durch Steuern subventioniert, billig. Weil Grey diese preiswerte Wohnung gemi e tet hatte und meistens von Dosenbohnen lebte, konnte er sich gerade so durchschlagen. Er war kein hervorragender Student und hatte auch keine Vorstellung davon, auf was er sich spezialisieren würde, sollte er jemals soweit kommen. Sein Vater hatte ihn e r mahnt, wo er nun mal in dieser städtischen Welt steckte, daß ni e mand anderer es ihm abnehmen würde, wenn er es nicht selbst schaffte, etwas aus sich zu machen. Da nun die Collegeausbildung der übliche Weg war, etwas aus sich zu machen, hatte er sie b e gonnen, und jetzt versuchte er, sie auch zu beenden.
Er hatte gedacht, das Leben wäre stumpfsinnig. Aber nun, da er Englisch für Anfänger belegt hatte, wurde ihm klar, daß er die A n gelegenheit völlig unterschätzt hatte. Er erhielt eine erstklassige Ausbildung darin, wie tödlich stumpfsinnig Ausbildung sein kon n te. Seine Zensur rutschte langsam von C+ auf C und von da auf C-. Und sie wies weiter nach Süden, wenn ihm auch noch der Rest seines Aufnahmevermögens aus den Fingern glitt.
Dann hatte er das Programm von Vaporware Limited beko m men. Er war beeindruckt gewesen: »Probleme in der Schule? Laß dein Leben durch Wurm beseelen! Wir versprechen alles!« Und das taten sie auch. Sie versprachen, seine Zensuren und sein Privatl e ben auf einen Schlag zu verbessern. Dies interessierte ihn sehr, denn wenn es etwas gab, was noch mieser war als seine Zensuren, dann war es sein Privatleben. Das Problem war, daß nicht nur Greys intellektuelle Fähigkeiten durchschnittlich waren, sondern daß er auch körperlich völlig unscheinbar war. In seiner Fahre r laubnis stand unter Haarfarbe: ›vorhanden‹, und unter Augen: ›ne u tral‹. Er tat sich in keiner Sportart hervor und war auch sonst nicht der Schlagfertigste. Folglich war er für die Mädchen so gut wie unsichtbar.
Er wußte, daß es verrückt war… aber manchmal kam er eben im Leben nicht besonders gut klar, deshalb versetzte er seine Uhr und überwies das Geld für das Programm. Als dann das Geld mit S i cherheit aus dem Fenster geschmissen war, erzählte ihm ein Mi t schüler, was der Begriff ›Vaporware‹ eigentlich bedeutete: Comp u terprogramme, die angekündigt, aber niemals ausgeliefert wurden. Wieder mal war er hereingelegt worden. Wie schon so oft.
Dann war das Programm doch geliefert worden. Obwohl er den Verdacht hatte, daß es nur eine leere Diskette wäre, hatte er sie in sein Floppy-Disk-Laufwerk geschoben, um das Directory zu lesen. Aber plötzlich lud sich das Ding selbst auf seine abgeschaltete Festplatte. Dann erwachte der Bildschirm zum Leben:
SEI GEGRÜSST, MEISTER.
»Oh, gleichfalls. Was…?«
ICH BIN DER WURM, GESCHICKT VON JEMANDEM, DER EIN INTERESSE AN DIR HAT. ICH HABE DEINEN COMPUTER VERHEXT. ICH BIN HIER, UM DEINE BEDÜRFNISSE ZU ERFÜLLEN. BITTE MICH UM IRGEND ETWAS.
Was war das? Keines von seinen anderen Programmen arbeitete auf diese Weise. »Ähm, in deiner Anzeige versprachst du alles und auch, mein Leben zu beleben.«
RICHTIG. NENNE DEN ASPEKT DEINES LEBENS, DEN DU VERBESSERT HABEN MÖCHTEST.
Er hatte nicht einmal seine Bemerkung eingetippt! Es war, als wenn das Ding ihn gehört hätte! »Äh, mein Privatleben. Ich meine, kein Mädchen…«
WELCHES MÄDCHEN WÜNSCHST DU?
Erstaunlich! Er antwortete tatsächlich auf seine gesprochenen Worte! »Das ist ja das Problem, ich kenne kein Mädchen…«
WÄHLE AUS DER LISTE: AGENDA, ALIMENTA, ANOREXIA, BEZOAR, BULIMIA, CONCEPTIONA…
»Agenda!« rief Grey, da er erkannte, daß die Maschine auf ewig mit ihrer Liste fortfahren würde. Wieso sollte er auch aus einem Namen etwas schließen können? Deshalb konnte er auch den erstbesten nehmen, um den Bluff des seltsamen Programms zu testen.
GEH ZUM APARTMENT AUF DER ANDEREN SEITE DES FLURES.
»Aber das Apartment ist doch leer!« protestierte Grey. »Seit la n ger Zeit hat es niemand mehr gemietet!«
Auf dem Bildschirm entstanden kleine Wellen, einem Schulte r zucken ähnlich. MAN KANN AUCH EIN PFERD ZUM WASSER FÜHREN, war da zu sehen.
»Paß auf, ich zeig es dir!« rief
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