Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
wissen, was den Bergleuten zugestoßen ist. Wir sollten uns einen Ort suchen, der besser zu verteidigen ist. In den Stollen werden wir so leicht nicht mehr zurückkommen.«
Sie schritten durch den großen Torbogen und kamen in eine kleine Halle, die zu jeder Seite von weiteren Torbögen abgeschlossen wurde. Tyark sah vier weitere Flügeltüren, allesamt aus dunklem, uralt aussehendem Holz gefertigt.
Eilig schritt Pereo durch die Halle, der Spur der Bergleute folgend. Tyark sah bald, dass eine der Flügeltüren einen Spalt weit geöffnet war. Die Spuren der Bergleute führten direkt in das dahinter liegende Dunkel.
Vorsichtig zwängte sich Pereo durch den schmalen Spalt. Jobdan, der inzwischen seinen Bogen gespannt und bereit hielt, sicherte als letzter ihren kleinen Trupp und blickte argwöhnisch in die hinter ihnen liegende Halle.
Tyark sah bald, dass sie in einem recht kleinen Raum betreten hatten. Die Wände bestanden auch hier aus demselben, dunklen Fels wie die große Halle. In etwa fünf Metern Höhe wölbte sich über ihnen die Decke, deren Rand Fresken zierten, die Abbildungen von Tieren, Menschen und seltsamen Wesen zeigten.
Tyark zuckte zusammen, als aus dem Dunkel vor ihm plötzlich jemand hervorzuspringen schien. Doch es war nur die Statue einer in eine spärliche Tunika gekleideten Frau. Die Augen der Frau waren durch eine Augenbinde verdeckt, in der rechten Hand hielt sie eine bedrohlich wirkende dunkle Klinge, die direkt auf Tyark zeigte. In der linken hielt sie eine Waagschale.
Tyark erkannte schnell das Abbild Ranjas, der Wächterin über das Gute und das Gerechte, wenn ihn auch die Augenbinde irritierte. Einer ihrer nackten Füße war auf dem abgeschlagenen Kopf eines abscheulichen Wesens abgestellt. Der Kopf war auf den ersten Blick menschlich, doch aus den verzerrten Mundwinkeln starrten raubtierhafte Eckzähne hervor. In Mund und Augenhöhlen des merkwürdigen Kopfes reflektierte etwas den schwachen Schein ihrer Lampen.
Leise sprach Zaja, die sich vor diesen scheußlichen Kopf gekniet hatten, weiter: »Gold und Silber! Es müssen gut ein Dutzend Münzen sein, die hier liegen. Als habe man sie diesem Ding förmlich ins Maul gestopft!«
Langsam erhob sie sich und musterte die Darstellung der Göttin. Dann sagte sie: »Dies scheint in der Tat Ranja zu sein, auch wenn die Darstellung natürlich verdreht ist. Wie so vieles bei den Nihilim.«
»Warum trägt sie eine Augenbinde?«
Zaja zuckte mit den Schultern und erklärte mit Blick auf das anmutige Gesicht der Statue: »Ich bin mir nicht sicher, was diese Statue genau darstellen soll, aber es scheint die Nihilim-Variante von Ranja zu sein.«
Mit einer knappen Handbewegung zeigte sie auf die Augenbinde und fuhr fort: »Ranja hat niemals eine Augenbinde auf. Denn wie soll sie sonst Gerechtigkeit walten lassen? Diese Tana wüsste nicht einmal, ob ein König oder ein Landstreicher vor ihr stünde, stell dir das mal vor!«
Erneut zuckte sie mit den Schultern und blickte Tyark dann an. Das Licht seiner Lampe flackerte unruhig in ihren tiefen Augen.
Pereo trat zu ihnen hinzu und seine Stimme hallte dunkel im Raum wider, als er sagte: »Ob Ranja oder nicht. Ich denke, wir sollten uns bedienen. Etwas Gold kann jeder von uns brauchen. Oder?«
Zaja antwortete: »Ja, ich denke es wäre ganz im Sinne der Großen Alten, dass ihr dieses Gold an euch nehmt. Es wäre allerdings angemessen, ein Zehnt davon an den Orden zu spenden.«, führte sie streng hinzu.
Tyark bemerkte, dass Pereo seinen Blick von den Goldmünzen gelöst hatte und in die Höhe blickte. Unvermutet begann er, an der Statue hinaufzuklettern und erneut war Tyark überrascht darüber, wie ungewöhnlich gewandt dieser große Mann sich bewegen konnte.
Pereo hielt sich am Nacken der Statue fest und begann, am Schwertarm zu ruckeln. Tyark konnte gerade noch zur Seite springen, als das Gewicht Pereos den Arm der Statue vom Körper abriss. Mit einem lauten Poltern zerbarst der Arm auf dem Boden.
Geschwind kletterte der Krieger wieder herunter und begutachtete das Schwert, welches zwischen den weißen Bruchstücken lag. »Vielleicht... könnte das sein?«
Pereo murmelte einige Worte in seinen Bart, während er das Schwert in die Hand nahm und im spärlichen Licht der Lampen prüfte. »Beim Arsch der Riesen! Wenn das keine Schwarze Klinge ist!«
Pereo begann sofort, mit der Klinge in der Hand geübt einige Bewegungen zu vollführen – fauchend durchschnitt sie die Luft, vom dunklen
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