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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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ausgetretener Pfad zu enden.
    Kurz bevor es vollkommen dunkel wurde und Tyark schon fürchtete, wieder unter freiem Himmeln übernachten zu müssen, sah er vor sich schwache Lichter und meinte auch fernes Gelächter zu vernehmen. Sorgenvoll schaute er in die schweren Regenwolken, die noch von den letzten Sonnenstrahlen in unheilvolles Grau getaucht wurden. In der Hoffnung auf ein festes Nachtlager begann er in einen leichten Trab zu verfallen. Gerade als die ersten schweren Tropfen an seiner Kleidung zerplatzten, sah er in der Ferne ein hell erleuchtetes Wirtshaus. Im aufkommenden Wind schaukelte ein kleines Schild munter vor sich hin - ein grob gemalter Bierkrug verhieß ihm zumindest vorübergehen Wärme und Behaglichkeit. Zwei Männer standen davor im Regen, ihr Lachen wurde vom auffrischenden Wind zu Tyark getragen.

    Als Tyark eintrat, schlug ihm ein Schwall von Lärm und den Gerüchen von Essen entgegen. Der Geruch nach Fleisch, Suppen und diversen Bieren ließ ihm augenblicklich das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die zahllosen, lauthals geführten Gespräche der anwesenden Gäste ergaben einen Lärmteppich, der auf Tyark aber behaglich und angenehm wirkte. Die letzte Übernachtung in einem Gasthaus war bereits über eine Woche her und immer noch juckende Bisse von Ungeziefer hatten die ohnehin nicht angenehme Erinnerung daran noch unterstrichen.
    Niemand achtete auf ihn, als er sich entschlossen seinen Weg durch die zahlreichen Gäste bahnte, die meist in Gruppen an den aus groben Hölzern gezimmerten Tischen und Stühlen saßen. Auch wenn er keines der hier anwesenden Gesichter erkannte, genoss er die Gegenwart dieser Menschen sofort.
    Aus der Küche im hinteren Teil des Raumes drang ein wunderbarer Duft nach Eintopf zu ihm vor und ließ ihn zielsicher auf den aus groben Hölzern gezimmerten Tresen zugehen. Die Wirtin, eine füllige, vielleicht 40 Jahre alte Frau, bediente hektisch die Gäste, ermahnte Betrunkene und scheuchte einen bleichen Knaben unbarmherzig durch die Gastwirtschaft. Die undankbare Aufgabe des Jungens schien es zu sein, die Essenreste und sonstige Hinterlassenschaften der Gäste aufzusammeln.
    Ihren neuen Gast begrüßte sie mit einer überraschend melodischen Stimme: »Einen schönen guten Abend, Reisender! Wie ist dein Name? Was treibt dich hierher?«
    Erfreut stellte Tyark sich vor und bestellte hastig einen Eintopf sowie ein Bier. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, welches den Blick auf ein noch fast vollständiges Gebiss freigab, brachte sie ihm beides. »Wo kommscht‘eu her? Nach einem Soldaten siehscht du mir nicht aus.«
    Während Tyark einen ersten Löffel des fettigen Eintopfes hastig schlürfte antwortete er: »Ich komme weit aus dem Süden. Vielleicht zu weit...«
    Das Lächeln der Wirtin verdüsterte sich kurz und mit knappen Worten stellte sie ihm einen zweiten Krug Bier auf den Tisch: »Hier – geht aufs Haus. Du bist also einer der vielen Flüchtlinge aus dem Süden, eh? Das tut mir leid, ich habe schon gehört, was die Horde dort angerichtet hat... entsetzlich!«
    Tyark trank einen tiefen Schluck und sagte leise: »Ja, viele haben alles verloren. Und wer das Glück hatte, die Horde zu überleben, der wurde oft genug auf der Flucht selbst getötet oder vielleicht auch Schlimmeres. Ich selbst bin auch schon einmal ausgeraubt worden.«
    Als er sah, wie sich auf der glänzenden Stirn der Wirtin eine steile Falte bildete, fügte er rasch hinzu: »Aber ich konnte vor ein paar Tagen bei einem Bauern arbeiten und so wieder etwas Geld verdienen.«
    Die Wirtin lächelte nun wieder und sie tauschten noch einige Belanglosigkeiten aus, bevor sie einen furchtbar behaarten Kerl anschrie, der Anstalten machte, sich an einem ihrer als Kronleuchter dienenden Wagenräder festzuhalten.
    Tyark beobachtete die turbulente Szene gedankenverloren. Vor seinem inneren Auge sah er die Silhouette seiner brennenden Heimatstadt und hörte für einen Moment die Schreie der Verwundeten und Sterbenden. Auch das konturlose Gesicht seiner ermordeten Frau blitzte in seinem Geist kurz auf. Panik erfüllte ihn, als er realisierte, dass er nicht mehr hätte sagen können, wie Mayras Gesicht einmal ausgesehen hatte! Die Erinnerung an sie schmolz dahin und würde schon bald kaum mehr als ein kümmerlicher Rest sein.
    Tyark fühlte ein Stechen in der Brust und trank rasch mit einem tiefen Schluck den Becher leer. Er drehte sich um, setzte sich mit dem Rücken zum Tresen und beobachtete die zahlreichen

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