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WeltenSpiel

WeltenSpiel

Titel: WeltenSpiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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fressen! Wenn es mir schlecht geht, müssen sie mich aus dem Urlaub zurückholen. Sie werden mich doch hier überwachen, oder? Ich meine … Ich erinnere mich wieder: Die Würmer haben keine natürlichen Feinde, sie sind die langweiligsten, lahmarschigsten und friedlichsten Tiere, die es gibt.
    Als der Planet entdeckt wurde, wurde versucht, sie zu domestizieren, aber es gab keinen großen Markt für sie. Hey! Mal ehrlich: Wer will schon einen Wurm als Haustier?
    Auf dem Planeten selbst ließ sich nichts anbauen, alles versank innerhalb von wenigen Stunden. Trockenlegen war nicht möglich. Es war, als sei der ganze Planet nur Schlamm. Wahrscheinlich ist er es tatsächlich. Der Schlamm-und-Wurm-Planet!
    Und trotzdem hatte er einen Verwendungszweck im Universum gefunden: Durch den Körpertausch mit den Würmern gab es wissenschaftlich belegte und statistisch festgehaltene Erholung für reiche Manager wie mich. – Großartig! Und ich habe dafür sogar bezahlt!
    Ich kichere hysterisch und versuche, den nagenden Hunger zu ignorieren. Ich werde keinen Schlamm essen … Ich werde keinen Schlamm essen … So langsam habe ich das Gefühl, dass mein Herz rast und meine Fettpolster schwinden. Wird mir hinterher in Rechnung gestellt, dass ich meinen Wirtskörper so schlecht behandle?
    Ich schließe die Augen und schlafe ein. Als ich sie nach einer Ewigkeit wieder öffne und der Hunger schlimmer ist als je zuvor, wird mir eines klar: Niemand wird mich zurückholen, nur weil ich mich weigere, Schlamm zu essen.
    Und ich habe wirklich Hunger! Vorsichtig öffne ich meine Fressluke und winde mich nach unten zum Morast. Hey! Das Zeug schmeckt ja! Vorsichtig probiere ich einen Happen mehr. Doch, nicht schlecht! Ich lasse den Geschmack auf meiner Zunge zergehen. Ein wenig grobkörnig vielleicht, aber irgendwie saftig. Eine gelungene Mischung aus Essen und Trinken. – Ein Gourmet würde dem Zeug auf seiner Skala wahrscheinlich eine gute Acht geben. Ich koste etwas von einer anderen Stelle. Eine Neun, korrigiere ich mich nach oben. Wirklich. Gut.
    Zufrieden spachtle ich mich voll und mache wieder ein Nickerchen. Eigentlich ist die Temperatur hier ganz angenehm. Und der Schlamm lädt förmlich dazu ein, es sich bequem zu machen.
    Als ich wach werde, genehmige ich mir noch einen Happen, imitiere dann die anderen Würmer, die sich in einer größeren Wasserkuhle fläzen. Was die machen, kann ja nicht so falsch sein, oder?
    Das Wasser prickelt angenehm auf meiner Haut und ich kann die Entspannung, die mich umgibt, nahezu in der Luft tanzen sehen. Warum hat mir nie jemand gesagt, dass Wurm sein angenehm ist? Und dann die Wassertemperatur. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Optimal. Hervorragend.
    Ich schließe die Augen und lasse mich auf dem Wasser treiben. Erst jetzt sehe ich die vollkommenen Muster am Himmel. Den langsamen, trägen Tanz der verschiedenen Braun-und Grautöne, die sich sinnlich ineinander verschlingen und wieder trennen. Eine vollkommene Harmonie.
    Schließlich mache ich noch ein Schläfchen. So gut erholt war ich seit Jahren nicht mehr! , denke ich erfreut und nehme mir fest vor, dass es auch so bleiben wird. Keine Überstunden mehr, keine Hektik und keinen abgestandenen Büromief.
    Das Licht kommt unerwartet, überfällt mich und tut mir sogar körperlich
    weh. Mein empörter Schrei erfüllt das Universum: „Neeeeiiiiinnnn!“
    Als ich meine Augen öffne, finde ich mich in der hellen Kammer wieder, die Tür steht offen und der Geruch nach Fett und altem Rauch ist durchdringender denn je. Meine Armbanduhr zeigt mir an, dass höchstens fünf Minuten meiner Arbeitszeit gestohlen wurden, genau genommen nur meine Frühstückspause. Das nenne ich doch einmal einen Kurzurlaub!
    „ Ich. Will. Zurück. Sofort.“, verlange ich trotzdem in die Leere hinein, weiß aber, dass meine Zeit abgelaufen ist.
    Missmutig und seltsam enttäuscht folge ich den roten Pfeilen, die auf dem Boden aufblinken und die mich zurückführen, zum Bürotrakt. Nehme den Express-Aufzug in die dreizehnte Etage und beginne, meinen Alltagstrott wieder aufzunehmen. Dann verharre ich reglos. Nein! Nein und nochmals nein! Auch hier ist es schön – gut – na ja, zumindest ganz okay!
    Ich mache die Tür zu meinem dunklen Büro auf und taste schon nach dem Lichtschalter, der die Lampen bedient, die meinen Arbeitsplatz in unwirklich unwirtliches Licht tauchen würden. Ich besinne mich eines Besseren und stolpere blind durch die Finsternis, finde das Rolloseil und

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