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WeltenSpiel

WeltenSpiel

Titel: WeltenSpiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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immer noch wütend?“
    „ Sicher!“
    „ Gott sei Dank!“, murmelte Luzifer und half seiner Frau den Tisch zu decken.
    „ Und immer noch nichts Neues im Paradies!“, murmelte seine Frau mit einem argwöhnischen Blick auf ihren Mann, während ihr Sohn sein Universum abermals erschuf.
     
    Omega Damonae
     
    „ ICH benötige KEINEN Urlaub!“, wiederhole ich und gebe mir keine Mühe, meine Stimme nicht schrill und aufgebracht klingen zu lassen. „Ich LIEBE meinen Job, die Arbeitszeiten, die Kollegen und vor allem die Verantwortung!“, betone ich meine Argumente noch einmal. – Inzwischen zum siebten Mal, wie ich nervös feststelle. Überhaupt muss ich sehr fahrig und unkonzentriert rüberkommen, da ich meine Hände kaum noch unter Kontrolle habe. Sie bewegen sich einfach ohne mein Zutun. Aber ich bin ja auch daran gewohnt, ständig etwas zu tun, zu bearbeiten und in Bewegung zu sein. „Multi-Tasking“ nenne ich es. Mein Boss seit wenigen Minuten „überarbeitet“.
    Sanft, aber bestimmt schiebt er mich weiter vor sich her und dirigiert mich durch ein Netz von labyrinthartig angelegten Gängen.
    „ Wir haben bereits vor Wochen darüber gesprochen, Gustav. Wir. Haben. Ihre. Unterschrift!“ Jedes einzelne Wort des letzten Satzes klingt hohl und lässt die Warnsirenen in meinem Kopf aufheulen..
    „ Natürlich habe ich unterschrieben. Schließlich will ich ja Urlaub machen. – Irgendwann!“
    Freundlich lächelnd legt mein Boss mir seine Hand auf den Rücken und dirigiert mich weiter durch einen mir unbekannten Teil des Firmengebäudes. „Ich kenne das Problem, Gustav. Früher gab es das Burnout-Syndrom, heute ist es das Burnover, das nicht mehr loslassen können von der Arbeit.“
    Meine Arbeit! Sie wollen mir meine Arbeit wegnehmen! Was habe ich falsch gemacht? Habe ich zu wenig gearbeitet? Zu unkonzentriert? Ich habe doch gewusst, ich hätte nicht so oft Pause machen sollen!
    „ Ich kann loslassen!“, behaupte ich und versuche, mich aus dem Griff zu befreien, als ich die weiße Tür vor mir sehe.
    Schließlich ergebe ich mich zögernd in mein Schicksal. „Wohin soll es denn gehen und wie lange? – Antigua für zwei Tage, Sauerland eine Woche oder drei Tage Alaba V? Magner III?“
    „ Viel besser!“, behauptet mein Chef und schiebt mich zur Tür, hinter der ich die Beam-Zentrale vermute.
    Kann ich mir Arbeit mitnehmen? Nur ein bisschen, falls mir langweilig wird? Ich schließe die Augen und verkneife mir die Fragen. Je weniger ich jetzt sage, desto schneller bin ich aus diesem Urlaub wieder zurück.
    Es ist unangenehm warm in diesem Raum und ein wenig stickig. Ein wenig riecht es wie abgestandenes Fett gemischt mit altem Rauch. Wahrscheinlich ist der Beam-Assistent ein Raucher mit Hang zu Fast Food. – Aber immerhin verschwendet er seine Arbeitskraft nicht, weil er auswärts essen geht.
    Als nichts geschieht und mich niemand anspricht, öffne ich die Augen wieder. Ich stehe in der Mitte eines kleinen weißen Raumes, die Wände sind gepolstert, ebenso der Fußboden. Die Decke ist weiß und aus durchscheinendem Plastik, das von der anderen Seite beleuchtet wird. Ich bin allein. Nur ein weiches, weißes Quadrat und ich mittendrin.
    Selbst als ich mich suchend umdrehe, sehe ich keine Tür mehr, nur noch undurchdringliche weiße Weichheit.
    Was für eine Sch…
    Plötzlich wird die Helligkeit in dem Raum intensiver, die Wände scheinen noch weißer zu werden, beginnen das Licht zu reflektieren. Ich schließe meine geblendeten Augen, doch das Leuchten wird noch heller, glüht durch meine Lieder hindurch. Ich hebe meine Hände hoch und halte sie mir vor die Augen, aber es gelingt mir nicht, dass Licht auszusperren, es gleißt sich durch meinen Körper und ich beginne zu schreien.
    Dann plötzlich ist es dunkel. Und angenehm kühl. Ich begreife, dass ich gar nicht in einem weißen Raum liege. Obwohl … auch hier ist es schön weich, sogar der Boden scheint gepolstert zu sein.
    Ich versuche, meine Hände von meinen Augen zu entfernen. Nichts geschieht. Keines meiner Körperteile scheint sich bei dem Befehl meiner Gedanken angesprochen zu fühlen. Ich bemühe mich darum, meinen Kopf zu bewegen, und die Bewegung fällt mir ausgesprochen schwer, da ich erst meinen Oberkörper hochhieven muss. Ein wahrer Kraftakt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals so schwer gewesen ist. Dann sehe ich an mir hinab.
    Und schreie wieder, ohne dass ein Ton aus mir herauskommt.
    Mein Körper! Wo ist mein Körper?

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