WeltenSpiel
Immer noch nicht.
Er guckte mich an, als sei ich kein Individuum.
Aber das war ich und ich war frei. Frei eigene Entscheidungen zu treffen.
Ich stand auf. Meine Bewegungen waren ein wenig unsicher und ungelenk, aber meine Körperteile schienen genau zu wissen, was sie zu tun hatten und worauf es beim Stehen ankam.
Ich staunte. Aus dieser Perspektive wirkte die Welt anders aus als zuvor: Größer.
Das Gras unter meinen Füßen fühlte sich kühl an. Ich hob meinen Fuß und ließe ihn durch das Gras gleiten. Ein unglaublich angenehmes, kitzelndes Gefühl. Ich wiederholte meine Bewegung und dieses Mal roch ich sogar die Veränderung, die meine Handlung hervorrief.
Ich kicherte. Mein Blick fiel auf Adam.
Er lächelte mich an und auf der Stelle war ich bereit, ihm seinen beschlagnahmenden Blick zu verzeihen. Mit seinen strubbeligen blonden Haaren und seinen leuchtenden blauen Augen wirkte er sehr imposant. Wie sah ich aus?
Unsicher fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Sie waren lang und ich strich sie nach vorne, so dass ich ihre Farbe erkennen konnte.
Adams Lächeln wuchs in die Breite und gab strahlend weiße Zähne frei. »Sie sind golden«, erklärte er.
Unsicher erwiderte ich seinen Blick, der prüfend auf mir ruhte und versuchte zurück zu lächeln. »Du würdest dich wohler fühlen, wenn du wüsstest, wie du aussiehst« , meldete sich meine innere Stimme.
Langsam, wie um mir Gelegenheit zu geben, ihn zu betrachten, stand Adam auf. Er schien sich keine Gedanken darüber zu machen, ob er attraktiv war. In dieser Hinsicht schien er weitaus selbstsicherer zu sein, als ich.
Und vielleicht hatte er auch Grund dazu, denn sein wohlgeformter Körper ergänzte den Eindruck, den ich von ihm gewonnen hatte.
Hilfesuchend blickte ich Jahve an, der meine Reaktion beobachtete und dabei sehr nachdenklich wirkte. »Mache ich etwas falsch?« Jahve schien meine Beunruhigung zu bemerken, denn er lächelte mich gütig an. »Kann ich überhaupt etwas falsch machen?«
Dann drehte Jahve sich um die eigene Achse und zeigte auf Eden. »Dies ist eure Welt. Sie wird sich nie verändern.«
Ich drehte mich ebenfalls einmal um meine eigene Achse und versuchte all die überwältigenden Eindrücke in mir festzuhalten und die ganze Welt gleichzeitig wahrzunehmen. Trotzdem schaffte ich es nicht, den bitteren Beigeschmack von Jahves Satz zu verdrängen.
Eine leichte Gänsehaut lief über meine Haut und ließ mich frösteln. Ohne dass eine Erklärung nötig wäre, wusste ich, dass sie keine äußere Ursache hatte.
Und obwohl Jahve wusste, warum ich zitterte, materialisierte sich ein Stück Leinen, ein Kleid in meiner Hand.
»Für den Fall, dass dir kalt wird«, lächelte Jahve gütig, schien noch etwas sagen zu wollen, überlegte es sich aber anders und schüttelte den Kopf, wie um einen unangebrachten Gedanken zu vertreiben.
Jahve reichte Adam ebenfalls ein Stück Stoff, groß genug, um es um den Körper zu schlingen.
»Und jetzt lebt wohl, meine Kinder.« Jahve stand auf, warf einen bedauernden Blick auf uns und war verschwunden.
»Nein!«, meine innere Stimme war ebenso entsetzt, wie ich.
Adam schien meine Angst zu spüren, legte mir beruhigend seine Hand auf die Schulter und seine Wärme beruhigte mich mehr als seine Worte: »Es ist richtig so, Lilith!«
Ich schwieg und nickte und fühlte mich verloren, ohne Jahve.
»Sie wird sich nie verändern«, wiederholte meine innere Stimme im selben Tonfall, den Jahve benutzt hatte.
Ich blickte Adam an, um zu sehen, ob ihm Jahves Betonung ebenfalls aufgefallen war, doch er betrachtete nachdenklich den Stoff in seiner Hand und bemerkte auch meine Musterung nicht.
Die Chronik der Engel
Die ne ue Buchreihe aus dem Elysion-Books Verlag
ISBN: 978-3-942602-09-9
Manchmal kann Liebe den Himmel öffnen – oder zur Hölle verdammen
Als Lilly nach einem Unfall mit einer Amnesie erwacht, muss sie sich in ihr unbekanntes Leben finden. Doch ihr Job ist kaum gewinnträchtig, ihre Freunde seltsam und einige ihrer Nachbarn scheinen sie gar zu überwachen. Allen voran Adam Primus, der anscheinend ebenso wie Lilly die außergewöhnliche Gabe besitzt, Engel sehen zu können.
Rasch erkennt Lilly, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie erscheinen. Denn während Dämonen mit ihrer Hilfe die Siegel zu Luzifers Kerker öffnen wollen, versuchen Lillys Freunde ihre Vergangenheit vor der Gedächnislosen zu verbergen. Zwischen Himmel und Hölle und ihrem Nachbarn Adam und dem
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