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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Weltwirtschaftskrise auch in Frankreich durch.
Deutsche Traditionen
    In der Nachkriegsära deutete zunächst nicht viel darauf hin, dass Frankreich als Finanzmacht hinter seine argwöhnisch beäugten Nachbarn östlich des Rheins zurückfallen könnte. Weite Teile der Französischen Republik waren verwüstet, aber das galt für die Gebiete des früheren Deutschen Reichs in noch stärkerem Maße. Sogar der Begriff »Deutschland« war durch die in Teheran, Jalta und Potsdam beschlossene territoriale Neuordnung Europas unbestimmt geworden, wachsweich wie die Reichsmark, die nach dem Ende des Krieges kaum noch für etwas zu gebrauchen war und immer mehr durch Naturalwährungen wie Zigaretten oder Schokolade ersetzt wurde.
    Die Aufteilung in Besatzungszonen von Mächten, die einander – allen voran die Sowjetunion und die USA – zunehmend feindlich gesinnt waren, tat ein Übriges. Die Aussichten auf einen raschen Wiederaufstieg des Landes wurden auch dadurch nicht verbessert, dass die ehemalige Zentralmacht des Kontinents als Folge des Krieges nahezu entindustrialisiert worden war. Im Osten, anfänglich aber auch im Westen, wurden Maschinen und Anlagen als Wiedergutmachung abtransportiert. Dem amerikanischen Finanzminister Henry Morgenthau hatte ursprünglich sogar vorgeschwebt, das Land in der Mitte Europas in einen Agrarstaat zu verwandeln. Allerdings wurde der Plan im Zuge des Ost-West-Konflikts bald fallen gelassen.
    Gegen die Aussicht auf eine starke deutsche Währung sprach Anfang der Fünfzigerjahre noch etwas anderes: die historische Erfahrung. Nach zwei Währungsreformen innerhalb von nur einer Generation, 1923 und 1948, hielten sich auch die Erwartungen an das neue deutsche Geld, die Deutsche Mark, in Grenzen. Als Hort des stabilen Geldes waren die deutschen Staatsgebilde seit 1918 in der Tat nicht aufgefallen. Warum sollte ausgerechnet die improvisierte neue deutsche Währung von diesen historischen Traditionen abweichen? Doch es kam anders. Gerade diese aus der Not geborene D-Mark sollte nicht nur die stabilste Währung der deutschen Geschichte werden, sondern eine der stabilsten der Weltgeschichte. Es war eine wahrhaft erstaunliche Wendung.
    Viel ist über das deutsche »Wirtschaftswunder« geschrieben worden, das der Bundesrepublik eine ungeahnte Hochkonjunktur bescherte und selbst das durch Krieg und Teilung dezimierte Rest-Deutschland zur größten Ökonomie Westeuropas aufsteigen ließ. Durchschnittliche Wachstumsraten von 7,8 Prozent in den Fünfzigerjahren und 4,8 Prozent in den Sechzigerjahren sind zweifelsohne beeindruckend, zumal aus heutiger Sicht, da schon ein Plus von zwei Prozent als Boom gefeiert wird. Übersehen wird jedoch oft, dass sich die deutsche Wirtschaft in der ersten Jahrhunderthälfte klar unterdurchschnittlich entwickelt hatte. Infolge des verlorenen Ersten Weltkriegs, der unruhigen, krisengeschüttelten Zwanzigerjahre und der rücksichtslosen Eroberungswirtschaft der Nationalsozialisten hatte sich ein enormes Nachholpotenzial aufgestaut.
    Auch im internationalen Vergleich relativiert sich das Wirtschaftswunder: Andere »zurückgebliebene« Ökonomien expandierten in der Nachkriegszeit ebenfalls auffallend schnell, manche sogar schneller als die bundesrepublikanische: Die häufig unterschätzte Wirtschaft Italiens legte von 1950 bis 1959 um durchschnittlich 5,8 Prozent und von 1960 bis 1969 um 5,7 Prozent jährlich zu, die japanische sogar um 9,5 und 10,5 Prozent jährlich. Selbst die sozialistische Planwirtschaft der Sowjetunion zeigte sich in den zwei Jahrzehnten nach dem Krieg äußerst dynamisch, so dynamisch, dass keineswegs nur östliche Beobachter den Kommunismus im Wettlauf der Systeme im Vorteil sahen. Das eigentliche ökonomische Wunder der Nachkriegsgeschichte war mithin nicht die Entwicklung der deutschen Industrie (sie bewegte sich mehr oder weniger im europäischen Nachkriegstrend), sondern das neue deutsche Geld.
Das wahre Wunder
    Das deutsche Währungswunder begann holprig. Bei der Einführung der neuen Deutschen Mark am 21. Juni 1948 war von Freude oder gar Überschwang nichts zu spüren. Eher lagen Gefühle der Bedrückung und der Zukunftsangst auf den Straßen der besiegten Nation. Die Geburt der neuen Währung bedeutete zugleich das Begräbnis der alten. Für Millionen von Deutschen hieß das, dass sie einen Großteil ihrer

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