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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Einheitswährung Ende des Jahrhunderts die Leitwährung Europas sein würde. Historisch war diese Funktion der Mark keineswegs vorherbestimmt gewesen. Vielmehr präsentiert sich die deutsche Währungsgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als ein einziges Auf und Ab. Im Vergleich dazu wies Frankreichs Finanzpolitik, obschon nicht ohne Brüche, größere Kontinuität auf. Wenn es eine Währung gab, die dazu prädestiniert gewesen war, den Erdteil monetär zu dominieren, dann der Französische Franc.
    Zwar repräsentierte Deutschland seit der Reichsgründung von 1871 die größte Wirtschaftsmacht auf dem Kontinent (mit dominierenden Konzernen in der Chemie- und Elektrobranche), doch auf finanziellem Gebiet brauchte sich Frankreich hinter seinem östlichen Nachbarn keineswegs zu verstecken. Nicht nur war der Pariser Kapitalmarkt entwickelter als der Berliner, der Franc hatte auch als Handels- und Reservewährung einen größeren Stellenwert als die Mark. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs stellte das französische Geld 30 Prozent der Währungsreserven, das deutsche nur halb so viel. 43 Dieser Rang wurde dadurch unterstrichen, dass der Franc der Primus inter Pares der Lateinischen Münzunion war, einer Art Vorläuferorganisation der Eurozone, der von 1865 bis 1926 neben Frankreich unter anderem auch Belgien, Italien, die Schweiz und Griechenland angehörten.
    Von allen Währungen der Alten Welt überragte allein das Britische Pfund den Franc an Bedeutung. Die Stärke des Pariser Kapitalmarkts trug maßgeblich dazu bei, das gegen Deutschland gerichtete Bündnis des republikanisch-bürgerlichen Frankreichs und des autokratisch regierten Russlands zu schmieden (eine ideologisch unwahrscheinliche Konstellation): In den Jahrzehnten vor dem Krieg half Frankreich dem Zarenstaat, frisches Geld an den Kapitalmärkten aufzunehmen, um seine Armee zu modernisieren 44 , wodurch sich die Achse Paris-Moskau herausbildete. In der Zeit nach 1918 setzte sich die kontinentale Dominanz des Franc fort. Zwar erlebte die Siegermacht Frankreich ähnlich wie der Kriegsverlierer Deutschland nach 1918 eine Zeit extremer Währungsschwankungen. Doch nach der Stabilisierung der frühen Zwanzigerjahre fand sich Paris in einer deutlich stärkeren Position wieder als Berlin.
    Frankreichs Zentralbank, die Banque de France, hielt die mit Abstand größten Goldreserven in Europa, was im Zeitalter des Goldstandards der entscheidende Ausweis der monetären Stärke war. Teilweise belief sich der Gegenwert der gehorteten Münzen und Barren in den Zwanzigerjahren auf eine Milliarde Dollar. Zudem stand mit Emile Moreau ein kenntnisreicher und profilierter Kopf an der Spitze des Zentralinstituts. Kaum ein Zeitgenosse hätte bezweifelt, dass es die finanzpolitischen Entscheidungen der Grande Nation waren, die auf dem Kontinent die Richtung vorgaben. Der junge André Kostolany, der für Generationen von Deutschen die Personifikation des Gentleman-Spekulanten repräsentieren würde, schwärmte stets von der Pariser Börse der Zwanzigerjahre. Für ihn repräsentierte sie das pulsierende finanzielle Herz des Kontinents, und Kostolany war nicht der Einzige, der von der Dynamik im Palais Brongniart, dem Sitz der »Bourse de Paris«, überwältigt war. Zwischen Ende 1926 und Anfang 1929 haussierten die französischen Aktienkurse um 150 Prozent und übertrafen damit sogar noch die boomende Wall Street, deren Notierungen sich in dieser Zeit verdoppelten. Der große Crash vom Oktober 1929 unterbrach zwar den hitzigen Aufschwung, führte jedoch nicht zum gleichen Finanzchaos wie in den Vereinigten Staaten oder andernorts auf dem europäischen Kontinent. Im Gegenteil: In der Folge des Crashs avancierte Frankreich zunächst zum »sicheren Hafen« des globalen Kapitals. Die Goldreserven, damals vor allem anderen Ausdruck der finanziellen Potenz eines Landes, waren zu diesem Zeitpunkt bereits doppelt so hoch wie die britischen. Nun nahmen sie umso rasanter zu: Binnen dreier Jahre kletterte der Wert des französischen Staatsschatzes auf mehr als drei Milliarden Dollar. Im Jahr 1932 hortete nur die unangefochtene Wirtschaftssupermacht USA mehr Gold als »L’Ile Heureuse«, die glückliche Insel, wie die Franzosen ihr Land stolz und zugleich liebevoll zu nennen pflegten. Erst im weiteren Verlauf der Dreißigerjahre schlug die

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