Weltkrieg der Waehrungen
aller drei Desaster tragen. Es wäre eine ereignisreiche, aber keine gemütliche Zeit auf Erden.
Die Gefahren, die den Aufstieg des Yuan zur Weltwährung zunichtemachen könnten, lauten also: neuer Protektionismus oder Superblase. Zwischen diesen Klippen muss Peking in den nächsten Jahren wie zwischen Skylla und Charybdis hindurchnavigieren. Da eine Monster-Bubble mit anschlieÃender Konjunkturdepression die »sozialistische« Gesellschaft der Volksrepublik einer extremeren Belastungsprobe aussetzen könnte, wird die Führung die Liberalisierung so lange hinauszögern wie möglich. Stattdessen wird sie versuchen, gegen sie gerichtete protektionistische Tendenzen durch eine Politik von Zuckerbrot und Peitsche einzudämmen. Von seinem Einfluss auf Nordkorea über das einschüchternde US-Anleihen-Portfolio der Peopleâs Bank of China bis hin zur Klimapolitik â Peking gebietet über ein groÃes Instrumentarium von Druckmitteln, um den Rest der Welt gefügig zu machen, einschlieÃlich der Supermacht USA. Nur eines wird das Reich der Mitte gewiss nicht tun: sich den Kurs seiner Währung vom Ausland vorgeben lassen. Im Weltkrieg der Währungen wird der Yuan Chinas Schwert und Schild bleiben.
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2. Der Euro â
starker Schwächling und labiler Kraftprotz
Die Währungsunion wird daher am Ende auf ein gigantisches Erpressungsmanöver hinauslaufen. Man wird uns sagen: Wenn ihr wollt, dass die Währungsunion funktioniert und uns Europa nicht um die Ohren fliegt, dann müssen wir künftig Transferzahlungen leisten. Deshalb sind die Steuern zu erhöhen, ist unsere Konkurrenzfähigkeit gegenüber Drittländern entsprechend zu reduzieren.
Arnulf Baring, 1997 40
Am Ende des ersten Jahrzehnts nach Ausgabe der Euro-Scheine und -Münzen lässt sich feststellen: Die gemeinsame europäische Währung ist inzwischen, seit die Skeptiker verstummt sind und alle Bürger Nutzen mit Risiko vergleichen können, eine wirtschaftliche GroÃtat, vergleichbar der Währungsreform Ludwig Erhards 1948.
Noack und Bickerich, 2010 41
Der Euro ist ein offenkundig fehlerhaftes Konstrukt, und seine Architekten wussten dies bereits bei seiner Erfindung, doch sie hatten erwartet, dass seine Mängel, sobald sie akut werden, gegebenenfalls durch denselben politischen Prozess korrigiert werden würden, der die EU überhaupt erst hervorgebracht hat.
George Soros 42
Die vielen Anläufe zur Währungsunion
Der 22. April 2008 ist ein Datum des Triumphes für den Euro. An diesem Tag notiert die europäische Währung an den Devisenmärkten erstmals über 1,60 Dollar und steht damit so glänzend da wie noch nie. Verstummt sind die Stimmen, die den Euro als eine Missgeburt der Devisenwelt, als »Esperanto-Geld« verunglimpft haben. Nicht nur die Bestmarke zum Dollar scheint von der Stärke der Gemeinschaftswährung zu künden. Auch die gesamte wirtschaftliche Entwicklung der Welt, jene globale historische Drift, die ein Zeitalter kennzeichnet, kommt Europa zugute. Das zumindest ist der allgemeine Eindruck.
In den Vereinigten Staaten, die die Fackel der gröÃten Volkswirtschaft der Welt tragen, hat sich die 2007 zunächst langsam vor sich hinschwelende Immobilienkrise zu einem Bankenbrand ausgeweitet. Im März 2008 ist das ins Schlingern geratene Wall-Street-Haus Bear Stearns mit einer hastig betriebenen Notübernahme gerettet worden. Die Investmentbank hatte viele Hypothekenpapiere im Portfolio, deren Wert in den zurückliegenden Monaten pulverisiert wurde. Fannie Mae und Freddie Mac, zwei halbstaatliche Immobilienfinanzierer, befinden sich durch den fortgesetzten Preisverfall auf dem Häusermarkt in ernsten Schwierigkeiten. Die US-Konjunktur hat sich bereits merklich abgekühlt, schon mehrmals musste die Federal Reserve den Leitzins senken. Diesseits des Atlantiks hingegen brummt die Wirtschaft. Vor allem in Deutschland, der gröÃten Volkswirtschaft der Eurozone, rühmen sich die Firmen voller Auftragsbücher. Der Globalisierungsboom machtâs möglich.
Wachsen sich die Probleme im US-Immobilien- und Finanzsektor zu einer Krise der Gesamtwirtschaft aus, darüber besteht in der Alten Welt weithin Einigkeit, werden die Schäden überwiegend auf die amerikanische Volkswirtschaft beschränkt bleiben. Das europäische Gesellschaftsund Wirtschaftsmodell bringe vielleicht nicht so viel Wachstum hervor wie
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