Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
anmerken. Delta VII durchstieß die Atmosphäre, und ich erhöhte die Triebwerkleistung auf normale Reisegeschwindigkeit. Anschließend löste ich mich aus meinen Gurten. Nun, da wir uns mit kontinuierlicher Geschwindigkeit fortbewegten, waren sie überflüssig und lästig. Die anderen taten es mir nach.
Im Spiegel konnte ich sehen, daß die beiden Polizisten aufgestanden waren - offenbar, um uns besser unter Kontrolle zu haben. Einer von ihnen stellte sich hinter den Commander, und der andere trat hinter mich und blickte mir über die Schulter. Professor Segovia brach das Schweigen. „Ich übernehme das Kommando." Ich sah den Commander an, um von diesem zu erfahren, wie ich mich verhalten sollte, und er nickte. „Es ist in Ordnung, Captain. Befolgen Sie die Weisungen des Direktors."
„Aye, aye, Sir", sagte ich gepreßt. „Behalten Sie den gegenwärtigen Kurs bei", sagte Professor Segovia, „und schalten Sie die automatische Steuerung ein."
Ich tat, was von mir verlangt wurde, und wartete auf weitere Befehle. Der Polizist, der hinter mir stand, bekam einen Hustenanfall, und sein Atem streifte meinen Nak-ken. Ich wandte ein wenig den Kopf und sagte gereizt: „Mit Ihrem Husten werden Sie noch den ganzen Kosmos verseuchen." Der Polizist tat, als hätte er nichts gehört, und fuhr fort, mir über die Schulter zu blicken, obwohl es dort außer den Armaturen, von denen er schwerlich etwas verstand, nichts für ihn zu sehen gab.
Ich spürte, daß es nur noch einer weiteren winzigen Kleinigkeit bedurfte, um mich zu einer unbedachten Handlung zu verleiten, und preßte, wütend über mich selbst, weil ich nicht über das Maß an Selbstbeherrschung wie der Commander verfügte, die Lippen aufeinander. Noch immer war mir unklar, was der Commander zu tun beschlossen hatte, vor allem jedoch, wie er uns unter den wachsamen Augen und Ohren der Polizisten von seinen Beschlüssen in Kenntnis setzen wollte. Mir fiel lediglich auf, daß er einmal einen kurzen Blick mit Ibaka wechselte, woraufhin unser Bordingenieur vergnügt vor sich hinzupfeifen begann. Routinemäßig überprüfte ich unsere Höhe über der Erde und schaltete vorübergehend das Landeradar ein. Metro-polis war nur noch ein kleiner silberner Punkt auf einem blauen Teppich. Vielleicht war Ruth bereits am vereinbarten Treffpunkt - während wir uns weiter und weiter davon entfernten, auf einem Kurs, der, wenn wir ihn lange genug beibehielten, uns in das Schwerefeld des Mars bringen mußte.
Die Überrumpelung der Polizisten vollzog sich so schnell, daß ich auf Anhieb kaum begriff, wie es sich zutrug.
Commander Harris räusperte sich geräuschvoll, und Ibaka hörte plötzlich auf zu pfeifen. Dann tat er zwei Dinge unmittelbar hintereinander. Mit der einen Hand drückte er den Alarmknopf, und sofort fühlte ich mich von den gerade erst gelösten Gurten wieder umschlungen und an den Sitz gefesselt, und mit der anderen Hand schaltete er das künstliche Magnetfeld von Delta VII ab. Spätestens in dieser Sekunde mußten Professor Segovia und die beiden Geheimpolizisten begriffen haben, daß an Bord von Delta VII etwas vorging, was nicht in den Rahmen eines gewöhnlichen Testfluges paßte, doch das Schrillen der Alarmglocken erfüllte seinen Zweck. Es irritierte sie genau so lange, wie Commander Harris brauchte, um mir das Stichwort zu liefern, das die zweite Phase dieses improvisierten Manövers einleitete und den von mir zu leistenden Beitrag markierte. „Captain Brandis!" „Sir."
„Auf volle Leistung gehen."
Nun erst ging es mir auf, daß wir uns bereits mitten in der Entscheidung befanden. Der Commander, ich, Stroganow, Ibaka - allerdings auch Professor Segovia -waren seit der Auslösung des Alarms automatisch durch Gurte gesichert. Anders die beiden Polizisten, die noch immer hinter uns standen - ahnungslos, daß ihnen kein künstliches Magnetfeld mehr Sicherheit bot, aber bereits mißtrauisch genug, um im nächsten Augenblick gefährlich werden zu können.
Im Spiegel konnte ich sehen, wie Professor Segovia aufzuspringen versuchte und durch die Gurte daran gehindert wurde, während der Polizist hinter mir zur Waffe griff. „Aye, aye, Sir!" sagte ich und gab übergangslos die volle Leistung des Triebwerkes frei. Die Wirkung war ungeheuerlich. Eine unsichtbare, unvorstellbare Gewalt warf mich in den Sitz zurück, verschlug mir den Atem und ließ rote Nebel vor meinen Augen kreisen. Eine halbe Minute lang kämpfte ich verbissen gegen mein körperliches
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