Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin
gestartet war, um Kurs auf Peking zu nehmen. Spuren des vorhergegangenen Kampfes ließen sich auf die Entfernung hin nicht erkennen. Abgesehen davon, dass sich zwei Schiffe auf der Plattform befanden, die sich unschwer als ein Na/ade-Passagierschiff und ein Schwerer Kreuzer identifizieren ließen, bot die Station den gewohnten, etwas verschlafenen Eindruck. Dabei war es nur wenige Tage her, dass sich hier die Häftlinge gegen die schwarz uniformierten Brandstifter erhoben, die K.-L.-Labors zerstört und die Station nach erbittertem Kampf in ihre Gewalt gebracht hatten.
Nach einer Weile nickte Stroganow mir zu.
»Sie können aufsetzen, Sir.«
Drei Minuten später hatte ich Delta VII auf INTERPLANAR XII gelandet und Ibaka fuhr, ohne dass ich dazu Befehl gegeben hätte, die Schleuse auf.
»Sir«, sagte Stroganow, »wir gehen von Bord.«
Iris empfing uns im Büro des Stationsmeisters und aus dieser Tatsache ersah ich, dass sich an der Situation nichts geändert hatte. Nach außen hin war die Raumstation weiterhin regierungstreu und versah ihren Dienst - nur mit dem Unterschied zu früher, dass nunmehr in den schwarzen Uniformen der toten oder in Gefangenschaft geratenen Brandstifter deren ehemalige Häftlinge steckten. Es war ein beklemmendes Bild, das böse Erinnerungen heraufbeschwor, aber offensichtlich erfüllte die List ihre Aufgabe. Zu diesem Zeitpunkt war INTERPLANAR XII wohl - wenn man von Commander Harris' unterseeischem Kommandostand im Pazifik absah - der einzige freie Teil der EAAU.
Iris war nicht allein im Büro. Neben ihr stand ein baumlanger Captain der Strategischen Raumflotte mit den Abzeichen der Division Venus. Das war, wie ich gleich erfuhr, Captain Fridtjof Danielson, der Kommandant des SK Apollo. Als er meinen Namen hörte, streckte er mir die Hand entgegen.
»Freut mich, Sie kennen zu lernen, Sir«, sagte er. »Unsere erste Begegnung fand unter weniger erfreulichen Umständen statt.«
Sein Händedruck war kurz und herzlich.
»Wie ich sehe«, antwortete ich, »haben Sie sich an unsere Abmachung gehalten.«
»Es war die erste vernünftige Tat meines Lebens«, sagte er. »Vielleicht finde ich Gelegenheit, mich nützlich zu machen.«
»Das hat er bereits getan«, warf Iris ein. »An Bord der Najade haben sich über dreihundert politische Häftlinge befunden -der größte geschlossene Transport, der bisher nach Metropolis ging. Darunter befand sich auch eine gewisse junge Dame.« Iris' Augen blickten auf einmal fragend. »Sie wird gleich hier sein, aber ich vermisse den Commander.«
»Der Commander -«, sagte ich mit plötzlich schwerer Zunge, »der Commander -«
In diesem Augenblick trat Ruth O'Hara ein. Nur sie konnte es sein, denn sie war ganz so, wie Commander Brandis sie mir beschrieben hatte. Sie kam herein, erkannte Lieutenant Ibaka, der der Tür am nächsten stand, und fiel ihm in die Arme.
»Ich bin ja so froh«, sagte sie, »so froh.« Sie ließ von Ibaka ab und umarmte auch Stroganow. »Wie wunderbar ist es doch, Sie alle heil und gesund wieder zu sehen. Ich hatte damit nicht mehr gerechnet. Es war eine schreckliche Zeit.« Ruth O'Hara küsste Stroganow auf die stoppeligen Wangen, dann trat sie zurück, um auch mich zu begrüßen. »Sie müssen Captain Monnier sein«, sagte sie, »ich habe schon von Ihnen gehört.«
»Ja«, sagte ich steif, »ich bin Captain Monnier.«
Ruth O'Hara sah sich im Raum um und ihr Lächeln erlosch.
»Wo ist er?«
Da ich keine Antwort gab, wandte sie sich an Stroganow.
»Wo ist Mark?«, fragte sie. »Iwan, was ist passiert? Sie müssen es mir sagen! Warum ist Mark nicht hier?«
Stroganow schluckte, dann richtete er seinen Blick auf mich. Es war der elendste Augenblick meines Lebens. Auf einmal wurde mir bewusst, wie viel Commander Brandis und diese junge schöne Frau für einander bedeutet hatten.
»Captain«, sagte sie, »was ist geschehen?«
Es war eine Frage, die unausweichlich eine Antwort erheischte. Nie zuvor hatte ich mir etwas so sehr gewünscht wie nunmehr dies: Hoffnung und Trost verteilen zu können. Aber es ging über mein Vermögen. Es gab keine Hoffnung mehr; sie war in jener furchtbaren Sekunde gestorben, als Commander Brandis in letzter Verzweiflung zur Pistole griff, und um zu trösten, war ich nicht der geeignete Mann.
»Captain!«, wiederholte Ruth O'Hara. »Ich habe ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren!«
Was aber war die Wahrheit? War der Befehl zum Start nicht unmissverständlich erteilt worden? Oder hatte es
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