Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin
Weise, wie er die Sprechtaste wieder losließ und sich abwandte, verriet, daß er darauf vorbereitet gewesen war. Hinter dem eingebeulten Schott begann das Schweigen der Unendlichkeit. Es gab keinen Ruheraum mehr und keinen Dr. Horvath. Nur dem Umstand, daß der Commander die Schotten hatte schließen lassen, bevor es uns traf, verdankten wir übrigen, daß wir noch am Leben waren. Die Wunde, die die Laser-Kanonen in die Bordwand gerissen hatten, mußte grausam sein.
»Sir«, sagte ich gepreßt, »darf ich Sie bitten, mir den neuen Kurs bekanntzugeben?«
Commander Brandis schien es überhört zu haben. Er starrte mit zusammengepreßten Lippen auf das eingebeulte Luk – und widerwillig erriet ich seine Gedanken. Es gab keine Antwort mehr auf die Frage, wer den E. Ü.-Schalter umgelegt hatte, und keinerlei Gewißheit. Das ganze Unternehmen, von dem so vieles abhing, war unvermittelt in Frage gestellt.
Die Beschädigung der Außenhaut mochte schwer oder auch leicht sein – später, nach der Untersuchung, würden wir es wissen; für Dr. Horvath freilich war dieser Unterschied unwichtig. Das Unternehmen war gescheitert. Die Reise fortzusetzen, erübrigte sich. Und niemand anderer als ich trug daran die Schuld.
Aber noch empfand ich diese Schuld als tragbar. Sie auf mich genommen zu haben, war der Preis, den ich für Lieutenant Ibakas Leben bezahlte. Wäre ich, ohne zu zögern, Commander Brandis‘ Befehl nachgekommen, wäre Ibaka mittlerweile tot.
Er muß meine Feindschaft gespürt haben, denn plötzlich wandte er sich mir zu. »Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist noch nicht gesprochen, Captain.«
»Das kann mir nur recht sein, Sir«, erwiderte ich. »Es wird mir die Gelegenheit geben, zwei und zwei zusammenzuzählen: Den Fall Gordon und den Fall Ibaka. Sie sind, wenn es um Menschenleben geht, sehr großzügig, Sir.«
Er preßte wieder die Lippen aufeinander, und ich spürte mit Genugtuung, daß ich ihn getroffen hatte. Es war ein herrliches Gefühl. Heute begreife ich nicht, wie ich so verblendet sein konnte.
Langsam setzte er sich in seinen Sitz.
»Lassen Sie sich von Lieutenant Stroganow Ihren Kurs korrigieren, Captain!« sagte er. »Das Landeziel heißt unverändert Insel Malden.«
Kapitel 10
Knapp außerhalb des ständig kontrollierten Raumgürtels trieb Delta VII mit gedrosseltem Triebwerk dahin. Die Erde hing als eine medizinballgroße Kugel vor den Fenstern des Cockpits – scheinbar zum Greifen nahe –, und das leuchtende Blau ihrer Ozeane und das Weiß ihrer Wolkenfelder verliehen ihr Anmut und Schönheit wie keinem anderen mir bekannten Gestirn. Die Tag- und Nachtgrenze war deutlich zu sehen.
Auf einmal überkam mich das Heimweh. Seit meinem letzten Aufenthalt auf der Erde war viel Zeit vergangen, und fast hatte ich vergessen wie das war: richtige Luft und richtige sprudelnde Bäche, weiche grüne Wiesen und rauschende Wälder.
Gewiß, auch in den Towns der Venus ließ es sich leben: auch dort gab es gepflegte Parkanlagen von tropischer Üppigkeit, und die Ozonerien täuschten einem das Vorhandensein einer natürlichen Atmosphäre vor, doch alles Wunderwerk der Technik vermochte nicht, der Venus dieses klare, goldhelle Licht zu bescheren, wie man es auf der Erde kennt.
Ein Blick auf die Erde genügte, um zu verstehen, weshalb sie die Mutter aller Zivilisation war und es noch lange bleiben würde – allem Wahnsinn zum Trotz, der ihre Bewohner, seit es die Reinigende Flamme gab, befallen hatte. Ihr Platz in der Geschichte ließ sich von keinem streitig machen, mochten die Kreaturen des Generals mittlerweile auch die Geschichtsbücher umgeschrieben haben. Sie war und blieb die Geburtsstätte jener Männer und Frauen, die mit dem Zusammenschluß der einander befehdenden Kontinente die EAAU verwirklicht hatten, den fortschrittlichsten Staat, den es bis dahin gegeben hatte. Es war ein Zusammenschluß in letzter Minute gewesen – unmittelbar bevor die Hälfte der Erdbevölkerung zu Grunde ging in mörderischen Kriegen, die sich längst jeder politischen Kontrolle entzogen hatten, und an der egoistischen Planlosigkeit ihrer industriellen Expansion.
Der Zusammenschluß der Kontinente hatte den Menschen den ersehnten Frieden gegeben. Mit klaren Gesetzen war von der neuen Regierung die industrielle Planlosigkeit beseitigt worden. Die Luft wurde wieder rein, das Wasser der Flüsse, Seen und Ozeane erlangte nach und nach seine ursprüngliche kristallene Klarheit zurück. Zugleich wurden die
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