Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter
Brandis, hielt dieser Tag noch eine zusätzliche Erfahrung bereit. Ich musste die demütigende Lehre hinnehmen, dass man über andere Menschen nie voreilig den Stab brechen soll.
Major Brohon betrat die Messe: ein mittelgroßer, gut aussehender Mann, der sich infolge seiner körperlichen Gepflegtheit deutlich von seinem Piratenvolk unterschied. Sein Blick richtete sich auf mich. »Sind Sie der Commander von Delta VII ?«
»Ja«, sagte ich.
»Sie werden uns noch einige technische Informationen liefern müssen – Sie oder Ihr Pilot.«
Er sagte es fast beiläufig; dennoch, spurte ich, waren alle Entscheidungen bereits gefallen; an unserem Urteil gab es nichts mehr abzuändern. Er wollte sich abwenden und weitergehen.
»Einen Augenblick!« Später ließ ich mir sagen, dass meine Stimme nie hochmütiger geklungen hatte als bei diesen Worten: hochmütig, steif und distanziert. »Darf ich fragen, mit welchem Recht Sie diese Informationen uns abverlangen?«
Nur einen Atemzug lang war Major Brohon irritiert. Dann lächelte er. »Recht, Commander, ist seit jeher eine Frage der Macht. Nun, ich habe die Macht. Wollen Sie noch immer wissen, was mich zu meinen Fragen berechtigt?«
Er wandte sich ab, winkte drei seiner Männer herbei – offenbar eine komplette Schiffsbesatzung – und sagte: »Ich brauche von Delta VII das Bordbuch!« Und während diese drei Männer davoneilten, trat er, mit dem Rücken zu uns, vor eines der Bullaugen. Er wirkte abwesend.
Mit jedem anderen an seiner Stelle hätte man vielleicht noch diskutieren können – selbst wenn zum Schluss nichts dabei herausgekommen wäre. Major Brohon allerdings war Argumenten nicht zugänglich. Es ist schwer zu sagen, wofür er sich hielt – auf jeden Fall nicht für den verkommenen Desperado, der er war.
Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass Lieutenant Ibaka sich an mir vorüberzuschieben begann.
Es war ein selbstmörderisches Unterfangen. Noch immer waren drei Laserkarabiner auf uns gerichtet. Captain Rockwell Freeman war mit zwei Männern zum Schutze des Majors in der Messe zurückgeblieben. Vergebens versuchte ich, in Freemans narbenreichem Boxergesicht zu lesen; ich entdeckte darin weder Anzeichen von Scham und Reue noch von Bestürzung. Freeman sah beharrlich über mich hinweg. Dennoch, dessen war ich sicher, entging ihm nicht das Mindeste.
»Bleiben Sie, wo Sie sind, Lieutenant!«, sagte ich leise.
In diesem Augenblick sprach Freeman mich an. »Warum hältst du ihn zurück, Mark?«
Seine hellblauen Augen, die an die Gewässer rings um Neuseeland erinnerten, woher er stammte, waren plötzlich voll auf mich gerichtet. Falls er sich vorgenommen hatte, mich zu überrumpeln, so war es ihm gelungen. Schließlich brachte ich hervor: »Warum hältst eigentlich du ihn zurück, Rock?«
»Ich – ihn zurückhalten?«
Rockwell Freeman hatte auf einmal ein spöttisches Glitzern in den Augen, als er den Karabiner sinken ließ. Die beiden ehemaligen Soldaten, die neben ihm standen, taten es ihm nach.
»Es kommt nicht auf den Tag an«, fuhr Freeman fort, »aber irgendwann gibst du mir dafür einen aus. Ich nehme an, du wirst es nicht ungern tun.«
Major Brohon fuhr blitzartig herum. »Was soll das Geschwätz? Freeman, was nehmen Sie sich in meiner Gegenwart heraus?«
Erst als ich in Major Brohons Gesicht die unverkennbaren Anzeichen der Angst gewahrte, begriff ich, dass Captain Rockwell Freeman mit seinen beiden Männern nunmehr auf unserer Seite stand.
»Also gut!«, sagte ich zu Lieutenant Ibaka. »Führen Sie zu Ende, was Sie sich vorgenommen haben! Nehmen Sie ihm die Waffe ab!«
Lieutenant Ibaka stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Mit der sehnigen Geschmeidigkeit eines angreifenden schwarzen Panters schob er sich Major Brohon entgegen.
Plötzlich hatte der Piratenführer seine Waffe in der Hand und der Lauf schwenkte auf Lieutenant Ibaka ein.
Rockwell Freeman riss den Laserkarabiner hoch und zog durch. Major Brohon starb, ohne zu leiden. Als er, mit dem Gesicht voraus, schwer auf die Planken krachte, war er bereits tot.
Zehn Minuten später war ASTROSTAT wieder fest in unserer Hand. Mit Freemans Hilfe war es ein Leichtes, die beiden anderen Schiffsbesatzungen zu entwaffnen und in Gewahrsam zu nehmen.
Dieser Zwischenfall riss uns mit rauer Deutlichkeit in die Wirklichkeit zurück und dafür mussten wir sogar dankbar sein. Und was Rockwell Freeman von der Weltlage berichtete, machte klar, dass Taten, nicht Träume verlangt wurden.
Wir
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