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Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Titel: Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter
Autoren: Mark Brandis
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und nicht völlig frei in seinen Entschlüssen.
    Das Gespräch zwischen John Harris und Sun Yen Tsan, dem Botschafter, fand unter vier Augen statt. Es abzuhören wäre unmöglich gewesen. Die Abschirmung dessen, was gesprochen wurde, war vollkommen.
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, Sir«, sagte Sun Yen Tsan, ein kleiner, drahtiger Chinese mit einem weisen Bauerngesicht unter eisgrauem Haar, »so kreist Ihre Sorge darum, die VOR könnten nach dem alten römischen Wahlspruch handeln: Divide et impera, teile und herrsche! Sie glauben, befürchten zu müssen, die politische wie militärische Taktik Pekings könnte es sein, sich zunächst mit Ihrer Hilfe des gefährlicheren Gegners zu entledigen, um Ihnen dann hinterher so etwas wie den Todesstoß zu geben! Ist es so, Sir?«
    In Harris’ britischem Pferdegesicht zuckte nicht ein einziger Muskel. Ebenso ruhig und beherrscht musste sein berühmter Vorgänger an Lord Nelsons Seite gestanden haben, als in der Höhe von Kap Trafalgar über der Kimm die Mastspitzen feindlicher Übermacht emporwuchsen.
    »Ich erwarte Garantien, Exzellenz!«, erwiderte er. »Sie werden verstehen, dass es nicht in unserem Interesse liegen kann, den Teufel, das heißt den General, aus dem Lande zu treiben, um Beelzebub, das heißt – pardon – die VOR, statt seiner hereinzulassen.«
    Sun Yen Tsan nickte. »Ein Jahrhundert des gegenseitigen Misstrauens ist nicht leicht abzubauen, Sir. Das ist uns nicht weniger klar als Ihnen. Ich darf Ihnen heute mitteilen, dass ich von meinem Ministerpräsidenten ermächtigt bin, mit Ihnen über die gewünschten Garantien zu verhandeln.«
    »So plötzlich?« Präsident Harris verhehlte seine Überraschung nicht.
    »Die Zeit«, erwiderte Sun Yen Tsan, »arbeitet unverändert gegen uns. Der General ist heute stärker denn je – und morgen wird ihn niemand mehr aufhalten können.« Der Botschafter ließ einige Fotografien auf den Schreibtisch gleiten. »Das hier stammt von unserem Geheimdienst.«
    Die linke Hand des Präsidenten schob die Fotografien zur Seite. »Der Homo Factus ist nichts als ein letzter, verzweifelter Versuch, Exzellenz!«
    Sun Yen Tsans kleine Mandelaugen blickten auf einmal betrübt. »Leider, Sir, muss ich Ihnen in diesem Punkt widersprechen. Der Homo Factus ist heute bereits gefährlicher als alle Raumkampfschiffe und Laserbatterien zusammen.«
    Harris horchte auf. »Würden Sie mir bitte erklären, wie Sie zu dieser Annahme kommen, Exzellenz!«
    Sun Yen Tsan deutete auf den Schreibtisch. »Nun, da sind zunächst einmal diese Fotografien –«
    »Fotografien beweisen absolut nichts! Was zeigen sie denn schon? Eine Anzahl von gut gewachsenen Männern, die einander verblüffend ähnlich sehen.«
    »Nur, dass diese Männer, wie unser Geheimdienst sich verbürgt, das Produkt einer künstlichen Züchtung sind, Sir! Mit der Produktion des Homo Factus in ganz großem Stil soll schon sehr bald begonnen werden.«
    Harris runzelte unwillig die Stirn. »Man kann – so weit ist die Wissenschaft längst – Körper züchten und ihr Wachstum künstlich beschleunigen. Aber man kann sie innerhalb der wenigen Monate nicht mit Intelligenz versehen; daran wird auch der General mit seinen Wissenschaftlern scheitern.«
    Sun Yen Tsan schüttelte ein wenig den Kopf. »Erinnern Sie sich daran, dass es vor einigen Wochen so etwas wie eine neue Verhaftungswelle im Machtbereich des Generals gegeben hat? Wir sprachen kurz darüber.«
    Harris neigte in zurückhaltender Zustimmung den Kopf. »Ich erinnere mich sehr gut. Vor allem erstaunte uns hierbei die so genannte positive Auslese, die dabei getroffen wurde.«
    »So ist es, Sir«, bestätigte Sun Yen Tsan. »Damals haben wir uns gewundert, dass der General seine treuesten Anhänger verhaften und hinrichten ließ. Heute wissen wir, weshalb er das tat und unter welchen Gesichtspunkten die III. Abteilung ihre schwarzen Listen aufzustellen hatte.«
    »Ich höre«, sagte der Präsident.
    »Es wurde verhaftet«, sagte Sun Yen Tsan, »wer nachweisbar besonders brutal und besonders furchtlos war und – wer noch nie in seinem Leben am General und der Reinigenden Flamme gezweifelt hatte.«
    »Warum?«, fragte John Harris.
    »Weil die Mediziner inzwischen eins herausgefunden hatten, Sir: Intelligenz als Wissen braucht nicht unbedingt erst mühevoll erworben zu werden. Sie ist von einem Menschen auf den anderen übertragbar. Um es mal mit ganz einfachen Worten auszudrücken, Sir: Sie nehmen das Gehirn eines Menschen,
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