Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Titel: Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
ich stets an jenen General gedacht, dessen Bild mir zuletzt im Olympiastadion von Metropolis als oberster Richter vor Augen gewesen war. Alle seine großartigen Auftritte vor den Fernsehkameras hatten sich mir eingeprägt, seine pathetischen Ansprachen an die Völker und Nationen. Diesem Mann zu begegnen, darauf war ich vorbereitet.
    Nichts gab mir Auskunft darüber, wann und woran er gestorben war. Kreuz und quer spannten sich die Drähte durch den Raum, die ihm dennoch Unsterblichkeit verliehen: eine diabolische Genieleistung der Wissenschaft. Ich stand einem elektronischen Spinnennetz gegenüber, in dessen Mittelpunkt das Einzige schwebte, was von Gordon B. Smith noch verblieben war: sein Gehirn.
    Dieses Gehirn sah und hörte mich, es brannte in altem Machthunger, denn es sagte zu mir mit jener mir wohl bekannten Stimme des Generals: »Sie und ich, Commander Brandis, könnten auch jetzt noch, falls wir uns vereinigten, die Welt unter unsere Herrschaft zwingen. Stellen Sie sich auf meine Seite, Brandis, und Sie werden es nie zu bereuen haben!«
    Einer der Drähte unterschied sich von den anderen Drähten dieses Spinnennetzes durch seinen Umfang und seine leuchtend rote Farbe.
    Nach ihm streckte ich, sobald ich mich von meinem anfänglichen Grauen erholt hatte, die Hand aus.
    »Tun Sie das nicht!«, schrie der General. »Ich biete Ihnen doch alles, was ein Mensch sich nur wünschen kann: Macht, Ruhm und sogar die Unsterblichkeit! Sehen Sie mich an! Nie war ich lebendiger als jetzt. Jahrtausende liegen vor mir, die ich alle überdauern werde.«
    Meine Hand berührte das rote Kabel und schloss sich darum zur Faust.
    »Bedenken Sie doch«, schrie der General, »was Sie da alles ausschlagen, Brandis! Nie ist einem Menschen mehr geboten worden.«
    Ich zog und zerrte.
    »Lassen Sie mich los!«, schrie der General. »Ich befehle Ihnen: Lassen Sie mich sofort los!«
    Mit aller Gewalt warf ich mich, ohne das Kabel loszulassen, zurück.
    »Nein!«, schrie der General noch einmal gellend auf. »Nein!«
    Das waren seine letzten Worte. Das rote Kabel hatte nachgegeben.
    Ich wandte mich ab und wankte hinaus. Mir war übel und ich hatte Mühe, mir das nicht anmerken zu lassen. Nachdem ich die Tür wieder verschlossen hatte, wies ich Colonel Suworski an, Kurs zu nehmen auf Metropolis. Bevor er Fahrt aufnehmen ließ, ging ich, von Ruth O’Hara begleitet, von Bord, um auf Delta VII zurückzukehren.
    Es war alles vorüber, aber ich vermochte weder Triumph noch Erleichterung zu verspüren. Ich war lediglich müde und zu Tode erschöpft. Ich hieß Captain Monnier, die Ischariot nach Metropolis zurückzugeleiten, dann zog ich mich mit Ruth O’Hara in den Ruheraum zurück. Ich musste mich erst wieder an sie und das Leben gewöhnen, bevor ich wieder ich selbst war.

18.
    Ein halbes Jahr ist vergangen.
    Die Spuren der Reinigenden Flamme sind äußerlich getilgt. Die Erinnerung freilich an die schreckliche Zeit bleibt.
    Metropolis hat seinen alten, ewig jungen Glanz zurückgewonnen, die Stadt ist und bleibt der große Schmelztiegel der Kulturen, aus dem der einigende Geist der Brüderlichkeit hervorgeht.
    Auch der Homo Factus gehört der Vergangenheit an. Der letzte seiner Art ist trotz aller ärztlichen Kunst vor wenigen Wochen gestorben, und zwar an Altersschwäche. Die äußerst geringe Lebenserwartung der HFs hatte bewirkt, dass sich das scheinbar unlösbare juristische und moralische Problem, das mit dem künstlichen Menschen in die Welt gekommen war, ganz von selbst erledigte. Die optimistischen Voraussagen der Reinigenden-Flamme- Wissenschaftler , die an diesem Projekt gearbeitet hatten, waren damit widerlegt: Auf die Dauer hätte auch der Homo Factus den General nicht retten können.
    Die Wunden vernarben. Mit dem Alltag verblasst das Entsetzen.
    Lieutenant Stroganow hat Frau und Kinder wohlbehalten angetroffen. Unbekannte hatten ihnen Zuflucht gewährt. Denn auch das gab es unter der Reinigenden Flamme: Mut und menschliche Größe.
    Captain Monnier und Iris haben einander gefunden. Iris war nach ihrer Rückkehr von der Venus stürmisch gefeiert worden. Ihre Guerillatätigkeit hatte viel dazu beigetragen, dass auch diese letzte Bastion der Reinigenden Flamme, von Colonel Larriand verteidigt, schließlich die Waffen streckte.
    Nun ist es Januar, Abend, klar. Ich trete aus dem VEGA-Direktionsgebäude hinaus in die milde subtropische Luft von Metropolis. Der salzige Hauch des Atlantiks füllt meine Lungen. Und ich habe Neuigkeiten,

Weitere Kostenlose Bücher