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Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Titel: Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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und schweißnasser Stirn auf dem Rücken und seine ursprünglich ebenholzschwarze Haut hatte die graue Farbe von Asche angenommen. Antoine Ibaka, der Bordingenieur, stammte aus dem Kongo: ein sehniger, breitschultriger Mann mit den geschmeidigen Bewegungen eines spurtschnellen Hundertmeterläufers. Nun jedoch, seit knapp einer Woche, war er lediglich krank.
    Raumfieber: eine sehr allgemeine Bezeichnung für eine Krankheit, an der die Fachmediziner auch heute noch herumrätseln. Nicht einmal der Erreger lässt sich nachweisen. In der Art und Weise, wie sich das Raumfieber anfangs äußert, lässt es sich am ehesten mit dem Tiefenrausch eines Tauchers vergleichen. Auch der Astronaut wird auf einmal von einem unbeschreiblichen Glücksgefühl befallen, das ihn jegliche Vorsicht vergessen lässt. Drei oder vier Stunden später kommt es dann in der Regel zu einem plötzlichen Temperaturanstieg, der mehrere Tage anhalten kann. Fieberhemmende Medikamente zeigen keinerlei Wirkung. Der Arzt – falls er gerade zur Stelle ist – muss sich darauf beschränken, den Kreislauf des Erkrankten zu stützen. Ich konnte nicht einmal das.
    »Sorgen Sie dafür, dass er genug zu trinken bekommt, falls er danach verlangt!«, sagte ich zu Lieutenant Stroganow. »Mehr lässt sich im Augenblick nicht für ihn tun.«
    Mit diesen Worten schickte ich mich an, den Ruheraum wieder zu verlassen, doch Lieutenant Stroganow ließ das nicht zu.
    »Sir«, sagte er, »warum sprechen Sie es nicht aus, dass Lieutenant Ibaka keine Chance mehr hat?«
    Vor dem Cockpit drehte ich mich noch einmal um. »Raumfieber ist in den seltensten Fällen tödlich«, sagte ich kühl.
    »Richtig, Sir!«, bestätigte Lieutenant Stroganow. »Vorausgesetzt, der Erkrankte befindet sich im Vollbesitz seiner physischen Kräfte. Ich bezweifle, dass die Voraussetzung in diesem Falle gegeben ist.«
    »Sie meinen also«, sagte ich, »Lieutenant Ibaka wird sich nicht wieder erholen?«
    Stroganows Augen waren schmal und gerötet. Außerdem schimmerten sie feucht. »Ich meine«, erwiderte er, »dass es bereits das reinste Wunder ist, dass er überhaupt noch atmet.«
    Stroganow sprach, wie ich wusste, aus Erfahrung. Er war noch mit den alten Phönix-Raumschiffen gereist, deren letzte Exemplare seit geraumer Zeit in irgendwelchen Museen vor sich hin schliefen. Damals hatte man für einen Flug von der Erde zur Venus – nur um ein Beispiel zu nennen – noch hundertsiebenundvierzig Tage benötigt: mehr als doppelt so viel, wie Kolumbus einst für seine Seereise in die Neue Welt gebraucht hatte. Raumfieber war damals der ständige Begleiter gewesen.
    Nun erst fiel mir die zerdrückte Fotografie auf, die Ibaka in der rechten Hand hielt. Ich löste sie behutsam aus dem Griff seiner Finger und strich sie glatt.
    »Seine Familie, Sir.«
    »Ich weiß.«
    Lydia, Ibakas Frau, war mit den beiden Kindern auf der Venus zurückgeblieben. Was mochte aus ihnen allen geworden sein? Der Diktator schreckte, wie wir wussten, keinesfalls davor zurück, unschuldige Frauen und Kinder zu ergreifen, wenn er damit ihre Männer treffen konnte. Und ich selbst? Ein paar Mal musste ich schlucken, bevor das würgende Gefühl, das mich plötzlich befallen hatte, nachließ.
    »Entschuldigung, Sir!« Stroganows Stimme klang erschrocken. »Ich hatte nicht daran gedacht –«
    »Schon gut«, unterbrach ich ihn, »reden wir nicht mehr davon!«
    Ich gab ihm Ibakas Familienfoto zur Aufbewahrung und einen flüchtigen Herzschlag lang fühlte ich mich ihm fast brüderlich verbunden. Er mochte an seine Frau Mascha denken und an seinen Sohn; ich jedenfalls dachte an Ruth O’Hara. Im Allgemeinen erlaubte ich mir nicht, an sie zu denken. Trauer und Sehnsucht vertragen sich nicht mit den Pflichten und Aufgaben eines Commanders.
    Ich ging hinüber in das Cockpit und schloss hinter mir das Schott.
    Captain Monnier, inzwischen wach geworden, saß wieder vorschriftsmäßig vor seinen Instrumenten. Ich setzte mich neben ihn und überprüfte die Radaranzeigen. Nichts. Etwas anderes hätte mich auch sehr überrascht. Seit mehr als hundert Tagen bewegten wir uns schon durch diese erschreckende Leere, ohne einem anderen Schiff zu begegnen. Vorüber waren offenbar die Zeiten, in denen in diesen Zonen die voll gestopften Konvois kreuzten. Auf einen solchen Konvoi zu stoßen war unsere letzte Hoffnung gewesen. Vor drei Tagen hatten wir unsere letzte Konserve geöffnet und verzehrt; fortan gab es an Bord von Delta VII nichts Essbares mehr. Die

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